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Auf Tour mit Bob Marley

Auf Tour mit Bob Marley

Titel: Auf Tour mit Bob Marley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Miller
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Die Motoren erwachten hustend und spuckend zum Leben, und das ganze Flugzeug zitterte in Erwartung des Starts. Wir rasten die Startbahn hinunter, und nach ein paar Hopsern war die Maschine tatsächlich in der Luft. Der Flug nach Afrika hatte begonnen. Wir konnten den Ersten Offizier im Cockpit plappern hören und machten uns über das Bier her, bis wir schließlich einschliefen. Wir erwachten erst wieder durch heftiges Schaukeln und Vibrationen, als das Flugzeug in Gabun landete. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie lange der Flug gedauert hat, aber es muss lang gewesen sein. Bob, sein Manager Don Taylor und der Rest der Band hatten eine weit angenehmere Reise. Ihnen hatte der Präsident sein Privatflugzeug nach Miami geschickt. Wir kamen am 3. oder 4. Januar 1980 im Intercontinental Hotel an, das, soweit ich weiß, dem Präsidenten gehörte.
    Es war der Beginn der Uprising Tour, der größten Tournee in der Geschichte von Bob Marley and the Wailers. Der Präsident sorgte dafür, dass es uns an nichts fehlte. Trotzdem mussten wir bald feststellen, dass etwas Übles passiert war. Wir spielten in der nach dem Präsidenten benannten Sporthalle Omnisport Bongo, wo Dennis und ich die Anlage aufbauten. Bob war noch mit der Band im Hotel, wo in unserer Abwesenheit ein hitziger Streit entbrannte. Libreville war eine der ärmsten Städte, in denen ich je gewesen war. Unsere Gastgeber setzten uns im Stadtzentrum ab, und wir machten einen Spaziergang durch die staubigen Straßen, bevor wir weiter zum Veranstaltungsort fuhren. Das Konzert war wie immer hervorragend. Auch diesmal hatte die Show eine solche Power und Intensität, dass das Publikum in eine andere Welt versetzt wurde. Nach unserer Rückkehr ins Hotel ging plötzlich das Gerücht um, dass unsere Pässe beschlagnahmt worden seien. Als wir nachfragten, sagte man uns, es handle sich um eine Regierungsangelegenheit, was auf keinen von uns sehr beruhigend wirkte. Dennis und ich wurden in Bobs Zimmer gerufen, wo sich Bob, Gilly Gilbert, Neville Garrick und Junior Marvin drohend um Don Taylor herum aufgebaut hatten, der auf einem Stuhl saß und offensichtlich Angst hatte. Bob stellte Dennis und mir ein paar Fragen wegen der Ausrüstung, und ich dachte einen Moment, dass er Don schlagen würde. Wir wussten es damals nicht, aber Bob hatte herausgefunden, dass Don 140 000 Dollar für das Konzert bekommen, aber nur 40 000 an die Band weitergegeben hatte. Don hatte eine Höllenangst, und ehrlich gesagt, ich fand die Situation ebenfalls beängstigend. Ich wollte nur noch raus aus dem Zimmer, in dem alle Don anschrien und in dem Neville dem Manager seinen Unmut verdeutlichte, indem er ihm eine Tüte Milch über das Haupt goss. Ich fürchtete, dass Gilly ihm gleich den milchgebadeten Kopf abreißen würde. Dennis, Junior und ich verließen darauf den Raum, und Don bekam seine Entlassungspapiere. Am folgenden Morgen wurden wir informiert, dass wir noch ein zweites Konzert geben müssten, weil wir sonst das Land nicht verlassen dürften. Man streitet besser nicht in solchen Situationen, wenn man praktisch als Geisel genommen wird. Aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass Bob absolut angepisst war. Verständlich. Aber was half’s: Wir gaben also zähneknirschend das zweite Konzert auf einer total verregneten Bühne.
    Einige Wochen später flogen wir nach Simbabwe. Bob war eingeladen, in dem Land, das früher Rhodesien geheißen hatte, bei der Unabhängigkeitsfeier zu spielen, und nachdem wir alle in einem Hotel eingecheckt hatten, fuhren ein paar von uns zum Rufaro Stadium in Harare. Bisher hatten die englischen Kolonialisten das Land gemanagt, wie sich auch auf der Fahrt vom Hotel zum Stadion zeigte, und genau das sollte sich an dem Tag ändern, an dem unser Konzert stattfinden würde. In Simbabwe wäre es fast passiert, dass ich wegen Haschischbesitz eingebuchtet wurde, als ich nach der Arbeit hinter der Bühne einen Joint rauchte.
    Bei dem Konzert war das ganze Stadion voll, und davor standen fast noch einmal so viele Menschen, die hinein wollten. Jeder in Harare wollte Bob sehen. Das Licht ging aus und die Hölle brach los. Als Bob ans Mikro trat, flutete die Menge nach vorn zur Bühne. Die Wailers hatten gerade zu spielen begonnen, als die Menge sich plötzlich wieder von der Bühne entfernte. Niemand wusste, warum, aber als ich auf das Publikum blickte, sah ich über der Menge einen bläulichen Nebel auf die Bühne zutreiben. Als er näher kam, begannen die Leute

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