Auf Tour mit Bob Marley
und ich bauten alles ab und stießen dann zur Band, die seltsam still im Tourbus saß. Die Stimmung war so bedrückend, wie ich es bei den Wailers noch nie erlebt hatte. Selbst der sonst so lebhafte Tyrone Downie war ganz still. Ich überlegte gerade, was wohl passiert sein konnte, als Viv Phillips in den Bus stieg.
»Wir verschieben den Rest der Termine, Bob braucht ein bisschen Ruhe«, sagte er. Ich schaute mich erschrocken um, aber niemand außer mir wirkte überrascht. Einige der Jungs stellten Vic ein paar Fragen, bekamen aber soviel ich weiß keine klaren Antworten. Wir sollten alle zurück nach Miami fahren und dort warten, bis die »Ruhepause« vorbei war. Dennis und ich beschlossen, bei der Ausrüstung zu bleiben und mit dem Tourbus zurückzufahren.
Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit. In Miami checkten Dennis und ich in einem Motel am South Dixie Highway ein, wo uns Bob immer untergebracht hatte und wo auch die anderen wohnten. Es war am ersten oder am zweiten Abend nach unserer Ankunft, als wir zu Bobs Haus hinübergingen. Ich weiß noch, dass wir uns sehr unbehaglich fühlten. Dennis, Al, Junior und ich standen in der Einfahrt, als Bob heraustrat. Er kam mir irgendwie ausgezehrt vor. Er hatte immer so fit ausgesehen, aber an diesem Abend war es anders. Er sah wirklich ganz schlimm aus.
Heute weiß ich, was wir alle wissen, und ich vermute, er sah so aus, weil ihm die Ärzte gesagt hatten, dass er nicht mehr lange zu leben habe. Er versuchte, locker zu wirken, und sagte, die Ärzte hätten nur gesagt, dass er »erschöpft« sei und ein bisschen ausruhen müsse, bevor wir die Tournee fortsetzen könnten. Doch er wirkte dabei irgendwie wie ein kleiner Waschbär, der vom Scheinwerferlicht eines Autos erfasst worden ist, und die Art, wie er sprach, gab mir das Gefühl: »Es ist vorbei.« Fragt mich nicht, warum, manchmal hat man eben solche Vorahnungen.
Dennis und ich gingen zurück ins Motel. Dort bekam ich obendrein noch einen üblen Anruf aus England, und alles wurde mir jetzt zu viel. Ich drehte durch und zerschmetterte vor Wut und Enttäuschung eine Lampe in unserem Zimmer. Die Band war auf dem Höhepunkt ihres Erfolges, die Konzerte waren überall ausverkauft, und dann das. Es war ein Jammer.
Wir blieben noch ein paar Tage in Florida, besuchten Bob noch ein letztes Mal, der unglaublich krank aussah, und dann flog ich nach London zurück. In der folgenden Zeit hörte ich hin und wieder, wie es ihm ging und wie er um sein Leben kämpfte. Al Anderson rief mich einige Male in London an und erzählte mir, dass Bob in der Krebsklinik von Dr. Issels in Deutschland sei. Er sagte, Bobs Dreadlocks seien ausgefallen, und seine Haut sehe aus wie verbrannte Holzkohle. Das waren keine guten Nachrichten. Kurz darauf rief mich Junior an und sagte mir, dass Bob gestorben sei. Das war eine schlimme Nachricht für alle Fans von Bob und natürlich auch für mich persönlich. Bob hatte fast drei Jahre lang für mich gesorgt. Ich war gewissermaßen der Alibi-Weiße in seinem Umfeld gewesen. Aber da ich auf der Bühne mein Bestes für ihn und die Band gegeben hatte, hatte ich fast alles bekommen, was ich wollte. Es war wirklich eine schreckliche Nachricht.
Ich flog nicht zu der Beerdigung nach Jamaika. Erstens, weil ich auf solchen Veranstaltungen nicht wirklich gut bin, und zweitens, weil ich Jamaika noch nie gemocht habe. Mir laufen oder liegen dort einfach zu viele Leute auf den Straßen herum. Ich schaute mir also den Trauerzug im Fernsehen an, und ich wusste, dass Bob nicht nur von den Jamaikanern, sondern auch von Millionen Fans überall auf der Welt verehrt wurde. Ich glaube, ich hatte ziemliches Glück, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort war und so hart gearbeitet habe. Nicht viele können behaupten, dass sie zur Crew von Bob Marley and the Wailers gehört haben, und ihre Erinnerungen daran mit anderen teilen. Die Zeit mit der Band war eine der glücklichsten meines Lebens, und ich glaube nicht, dass ich etwas Ähnliches noch einmal erleben werde. Bob Marley und sein Umfeld waren bei weitem die angenehmsten Leute, mit denen ich je auf Tournee war, und die Kraft seiner Musik trägt bis heute. Ich frage mich manchmal, wie es wäre, wenn er noch lebte. Heute gibt es eine Unzahl von Reggae-Musikern, und viele versuchen, so zu sein wie Bob. Ich kann euch versichern: Einen zweiten Bob Marley wird es nie geben. Diese Musiker sollten ihr eigenes Ding machen und Bob danken, dass er ihnen ermöglicht hat, überhaupt
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