Auf Tour mit Bob Marley
voller Typen mit Rastalocken auftaucht. Die schwerbewaffneten Beamten brachten uns alle in einen Warteraum, durchsuchten uns, hielten uns eine Weile fest und ließen uns schließlich wieder frei. Keine Ahnung wie, aber das Kraut kam trotzdem durch. Ich hoffe wie gesagt, dass mich meine Erinnerung nicht trügt, aber ich sehe alles noch kristallklar vor mir. [2]
Am 8. Juli spielten wir im Brighton Leisure Center, und dort wurde ich zum ersten Mal auf der Tournee krank. In Afrika hatte man uns geraten, Malariatabletten zu nehmen, aber ich hatte den Rat, leichtsinnig wie ich bin, in den Wind geschlagen. Dennis und ich richteten die Bühne, als ich plötzlich Schweißausbrüche bekam. Ich sagte ihm, dass mir unwohl sei, und legte mich auf eine Bank in der Garderobe. Nach einer Weile schaute er nach mir, und ich muss schrecklich ausgesehen haben. Er wollte einen Arzt holen, aber ich sagte zunächst nein. Erst als ich versuchte aufzustehen und zu schwach dafür war, gab ich meine Zustimmung. Der Arzt untersuchte mich, und ich wurde mit dem Krankenwagen in das St. Stephen’s Hospital in London gebracht. Dort behandelte man mich vier oder fünf Tage lang mit Antibiotika, bis ich so weit genesen war, dass ich mich der Band wieder anschließen konnte.
Ich glaube, den August 1980 verbrachte die Bandmitglieder größtenteils zu Hause in Jamaika oder Miami oder in London, wo Bob, Chris Blackwell und die Wailers die Pläne für die US-Tournee fertig machten.
Mitte September, ich glaube, es war der 16., begannen wir, was Bobs Abschiedstournee werden sollte. Keinem von uns war dies bewusst, auch Bob nicht, glaube ich. Bis dahin waren die Konzerte immer größer geworden; die Leute konnten einfach nicht genug von Bob Marley and the Wailers kriegen. Es war deshalb auch keine Überraschung, dass sogar das gigantische J. B. Hynes Auditorium in Boston ausverkauft war. Auf dem Weg nach New York machten wir in Providence, Rhode Island, an der Brown University Zwischenstation, wo wir ebenfalls frenetisch bejubelt wurden. Das Publikum der Wailers bestand vorwiegend aus jungen Weißen aus der Mittelschicht, und zwar auf der ganzen Welt. Natürlich hatte er auch ein wirklich engagiertes Rasta-Publikum, aber sein Geld verdiente er dank Chris Blackwell mit unzufriedenen weißen Kids, die sich von seiner Botschaft angesprochen fühlten.
Am 19. September 1980 gaben wir zwei Konzerte im New Yorker Madison Square Garden. Die Wailers spielten als Vorgruppe der Commodores, der Band, aus der Lionel Ritchie hervorgegangen war. Der Madison Square Garden liegt direkt in der Innenstadt von Manhattan. Er fasst, glaube ich, etwa 25 000 Besucher und war bis auf den letzten Platz besetzt, als Bob auf die Bühne kam. Die Wailers sollten das Konzert »eröffnen«, und sie rissen wirklich alle Tore auf. Sie spielten Tracks aus ihrem neuen Album und viele von Bobs größten Songs. Als die Band schließlich die Bühne verließ, ging das Saallicht an, und ich konnte sehen, dass die Leute die Halle in Scharen verließen, obwohl die Commodores noch gar nicht aufgetreten waren. Natürlich kamen sie am nächsten Abend als erste Band auf die Bühne. So groß war die Power, die Bob damals hatte.
In New York wurde Bob krank. Er brach bei einem Fußballspiel zusammen. Dennis und ich wurden zunächst nicht darüber informiert, und wir fuhren ahnungslos zusammen mit der Band im Tourbus nach Pittsburgh, wo am 23. September im Stanley Theatre ein Konzert geplant war. Bob blieb noch in Manhattan und stieß erst in Pittsburgh zu uns. Niemand von uns ahnte, was der Grund dafür war.
Dennis und ich gingen wie üblich zum Veranstaltungsort und bereiteten alles vor. Eine Arbeit, die ich seit 1978 fast täglich für die Wailers gemacht hatte, Dennis sogar noch länger. Pittsburgh war nichts Besonderes, und wir machten alles wie immer, nur dass Bob meiner Erinnerung nach nicht beim Soundcheck dabei war. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, er war zu der Zeit noch in New York für medizinische Tests. Die Band schien genau wie Dennis und ich etwas verwirrt zu sein, aber das Konzert verlief fast genauso wie all die anderen in der Zeit davor. Das Publikum rockte mit Bob Marley and the Wailers durch das Programm, und die Band übertraf sich selbst, getrieben von einer Menge Material aus dem neuen Album und natürlich den besten alten Songs wie »Jamming«, »Exodus«, »War« und so weiter. Bob wirkte vor dem Auftritt irgendwie lustlos und war danach völlig erschöpft. Dennis
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