Auf Tour mit Bob Marley
der Bibel entfernen ließ [2] . Wenn er das getan hat, dann sicher nicht zum Wohl der Schwarzen. Als ich deshalb vom König der Könige hörte, der in das Land der Könige Salomo und David zurückgekehrt ist, wusste ich, dass in Wirklichkeit Christus zurückgekehrt ist. Der wirkliche Name von Haile Selassie [3] ist Rasta, deshalb sind wir das Volk der Rastas.
Warum gibt es Platten mit Reggae, aber keine große Reggae-Szene?
BM: In Jamaika ist das Material oft sehr schlecht im Sound, deshalb spielen die Leute es lieber nicht. Ich teile ihre Ansicht. Mit gutem Material bin ich bereit zu spielen.
Willst du die Schwarzen befreien?
BM: Ich weiß nicht so genau, ob die Neger in Ketten sind. Das Wort Neger bedeutet nämlich »ein für immer verlorener Mensch«. Ich und ich (»I and I«) [4] , wir sind ziemlich Rasta. Wir sind das Leben. Wo kommt eigentlich das Wort »Neger« her (Bob lacht)?
Welcher Reggae-Song gefällt dir am besten?
BM: Ich mag »This Is Reggae« sehr gerne, von Zap Pow, glaube ich.
Wie bekommst du deine Haare so hin?
BM: Ganz natürlich (er lacht). Manche Leute sagen, wir würden Wachs darauf tun, aber das stimmt nicht. Ich jedenfalls nicht! Es wächst von selbst. Ich mag es sehr.
Wirst du immer in Kingston leben?
BM: Eines Tages kehre ich nach Afrika zurück. Ich war schon in Simbabwe und Gabun, es ist paradiesisch dort. Die Leute sind toll. Das Wetter ist schön. Man kann rausgehen, wann man will. Das eigentliche Problem sind all die Supermächte, die die Leute ausbeuten und bestehlen. Es ist die Korruption der Regierungen, die sich überall an fremde Mächte verkaufen. Genau wie in Jamaika, wo es viele marxistische oder kapitalistische Ideen gibt, aber unsere Kultur ist zugleich afrikanisch. Jamaika sollte zu Afrika gehören, nicht zu England. Afrika ist reich, es braucht niemanden. Ich werde eines Tages dahin ziehen, oder nach Jerusalem, in ein Land der Bibel jedenfalls. Wir haben unsere Kultur und ein riesiges Land, also lasst uns dorthin gehen. Wenn uns dort die Wolkenkratzer fehlen, bauen wir eben welche.
Sollten die schwarzen Amerikaner dir dorthin folgen?
BM: Die Afroamerikaner sollten sich entwickeln. Ich meine nicht gegen die Weißen. Überhaupt nicht. Sie sollen sich einfach gut entwickeln, weil sie eine Kultur haben, die aus Afrika kommt. Und sie müssen ihre eigene Geschichte kennenlernen, wie sie ist, und nicht wie sie die Weißen erzählen. Das hat überhaupt nicht nichts Aggressives. Im Gegenteil, auf diese Weise bekommen die Schwarzen den Respekt, den sie verdienen.
Was würde es für dich bedeuten, wenn der Reggae in Amerika populär würde?
BM: Dass sich das Bewusstsein der Leute enorm erweitert. Sie würden erkennen, was passiert.
Ist das Leben in deinem Viertel hart?
BM: Das einzig wirkliche Problem, wenn man im Ghetto lebt, ist nicht, dass man nicht genug zum Essen findet, sondern die Polizei. Ich muss ihnen nur meine Adresse verraten, und schon buchten sie mich ein, und ich bin lange Zeit verschwunden. In meinem Viertel zu leben ist Grund genug, ins Gefängnis geworfen zu werden. Mein Leben war hart, aber auch nicht härter als das meiner Brüder im Ghetto. Ich und ich kommen aus einem Land, wo man sich nicht nur auf die eigene Familie verlassen kann, um zu überleben. In meiner Kindheit auf dem Land lernte ich, mir selbst zu helfen und meinen eigenen Mais zu pflanzen und zu ernten. In der Stadt muss man natürlich ein bisschen kompliziertere Dinge tun, wenn man, äh … essen will. Man muss mit dem Bus zur Arbeit fahren.
Das Heiligtum der Rastas ist die äthiopische orthodoxe Kirche?
BM: Die Kirche des Rasta, des Mannes selbst. Die meisten Leute, die die Bibel lesen, haben ihre Vorurteile und Missverständnisse. Aber wir, das Volk, wir haben Wurzeln und wir finden sie im Rasta.
Hat sich deine Musik durch den Erfolg verändert?
BM: Im Showbusiness muss man aufpassen, dass man sein tiefgründiges Bewusstsein nicht verliert. Wer Erfolg hat, fühlt sich stärker als andere, und dann schwillt ihm der Kopf, und er ist erledigt. Ich trage immer ein sehr enges Stirnband, damit mir der Kopf nicht schwillt.
Was ist dein Ziel?
BM: Meine Richtung, mein Endziel, ist die Einheit Afrikas. Wenn das passiert, werden die Leute zurückschauen und sagen, dass an der ganze Sache etwas dran war. Ich bin in erster Linie ein Rasta, und das kommt aus Afrika. Mich hat es durch die Sklaverei nach Jamaika verschlagen, aber ich gehöre eigentlich nach Afrika. Jamaika gehört den
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