Auf Tour mit Bob Marley
Musik zu machen. Ihre Allüren tun dem Reggae nicht gut. Die nerven ihre Konzertveranstalter, ihre Konzerte sind schlecht besucht und die Einnahmen entsprechend. Ich bin mir sicher, dass Bob mit einer Menge Dinge nicht einverstanden wäre, die heute im Reggae laufen. Aber c’est la vie , nicht wahr?
[ 1 ] Anm. d. Lektors: Laut Tourplan müsste dies am 8. Juni in Kaiserslautern stattgefunden haben.
[ 2 ] Heute weiß ich natürlich, dass damals große Angst vor Terroristen herrschte.
Bob fing mit nichts an, aber er hatte alles: die universale Schönheit des Mischlings, die Eleganz des Fußballers und die Intelligenz eines Visionärs, dessen Worte eine Wahrheit bergen, die schon immer existiert hat. Seine Kultur war rebellisch, intuitiv, gefährdet und auf einen ganzen Kontinent (Afrika und seine Diaspora) bezogen – im Grunde eine Kultur, deren Spiritualität ebenfalls universell sein kann.
Robert Nesta Marley O. M. (Order of Merit) [1] war ein brillanter Songschreiber, ein exzellenter Komponist und natürlich ein begabter Live-Musiker. Außerdem war er ein radikaler Perfektionist und ein ausgesprochen mitreißender Sänger. Er faszinierte seine Gesprächspartner durch seine einzigartige Persönlichkeit. Ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen, sagte er einfache Wahrheiten, die oft jenseits des engen Horizonts seiner ungläubigen Zuhörer lagen. In der folgenden Pressekonferenz im Jahr 1974 in England machten seine im schwer verständlichen Kingstoner Patois gemachten Äußerungen trotz ihres Humors so manchen Journalisten sprachlos:
Was ist anders, seit Peter Tosh und Bunny Wailer die Gruppe verlassen haben?
Bob Marley: Wir sind musikalisch genauer. Aber nicht weil sie gegangen sind, sondern weil die Atmosphäre im Studio jetzt wirklich gut ist. Wer gehen will, soll gehen. Ich mache weiter.
Was ist der Unterschied zwischen Ska, Rocksteady und Reggae?
BM: Ska ist schnell, Rocksteady ist lieblich und Reggae ist hart. Viel härter. Rocksteady wurde mit lieblich Melodien komponiert. Beim Reggae ist das anders. Auch in Jamaika machen die Plattenfirmen mit der Musik Geld. Sie wollen nicht, dass sie sich ändert. Also erzwingen sie einen Sound, der lange lebt, damit sie mehr verdienen.
Was ist die Zukunft des Reggae?
BM: Die Zukunft ist jetzt. Ich mache weiterhin Musik. Ich glaube nicht, dass Reggae eine Mode ist … wie Twist. Für mich ist Reggae … Musik. Sie wird Reggae genannt. Vielleicht ist ein besonderer Stil gemeint, wenn die Leute Reggae sagen. Wir machen einfach Musik. Vielleicht heißt sie in Wirklichkeit gar nicht Reggae. Wer die Musik etikettiert, sucht und hört vielleicht etwas Bestimmtes, aber die Musik hat eine sehr große Bandbreite, sie reicht überallhin. Eines Tages begannen die Musiker in Jamaika, Ska zu spielen. Davor spielten sie hauptsächlich Jazz. Roland Alphonso und Tommy Cook wussten alles über Blechblasinstrumente. Sie fingen an, progressive Musik zu spielen. Die beste ihrer Zeit. Aber die Plattenfirmen haben diese Musiker gekillt. Deshalb bin ich so auf der Hut, wenn die Leute erwarten, dass man Reggae nur auf eine Art spielen kann. Das stimmt nicht. Reggae-Musik soll … angenehm sein, klar? (Er lacht.)
Gefällt dir Eric Claptons Version von »I Shot The Sheriff?«
BM: Sie gefällt mir sehr. Sie hört sich gut an (er lacht …) Ich mag es, wenn andere Musiker meine Tracks spielen, sie werden dann ein bisschen besser, als wenn ich es selbst tue.
Was für einen Lebensstil hast du in Jamaika?
BM: Wir leben als Gemeinschaft oder besser gesagt als Team, wir machen Spiele, und wir spielen Fußball.
Bist du Vegetarier, wie die Rastas?
BM: Ich esse Ital. Kein Salz.
Wann rauchst du Ganja?
BM: Es wächst überall. Manchmal rauche ich kolumbianisches. Aber in Jamaika gibt es auch, was man braucht!
Warum ist Haile Selassie für dich ein Gott?
BM: Jesus hat versprochen, nach zweitausend Jahren zurückzukehren. Er sagte, er werde als König der Könige und Herr der Herren zurückkehren, als Siegreicher Löwe von Juda und auf dem Stammland Davids. Mein ganzes Leben will ich schon wissen, ob Gott existiert. Und weil ich kein Rassist bin, habe ich überall nach ihm gesucht. Ich habe in Europa gesucht und in Afrika, überall. Als ich in Äthiopien suchte, fand ich einen Mann, der auf dem Stammland Salomos und Davids den Titel König der Könige und Herr der Herren, Siegreicher Löwe von Juda trug. Genau wie in der Bibel. Mir fällt dazu immer ein, dass König Johann offenbar Teile aus
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