Auf Tour mit Bob Marley

Arawak-Indianern, die von Christoph Kolumbus und seinen Kriegern bis auf den letzten Mann umgebracht worden sind. Mein Ziel besteht darin, den Menschen etwas zu bringen. Der Rest ist mir egal.
    Wenn ich Erfolg habe, dann weil ich für die Wahrheit kämpfe. Ich lasse mich nicht einschüchtern. Einmal wurde ich bei einem Angriff schwer von Kugeln getroffen. Ein paar Tage vor diesem Angriff, der mich das Leben hätte kosten können, hatte ich eine Vorahnung, dass ich in einem Hinterhalt unter Feuer genommen werde. Meine Mutter bekam eine Kugel in den Kopf. Eine Stimme befahl mir, nicht zu fliehen, sondern den Angreifern die Stirn zu bieten. Als ich dann drei Tage später wirklich angegriffen wurde, ist mir die Vision natürlich sofort eingefallen. Ich wusste genau, dass ich nicht davonlaufen durfte.
    Bob Marleys letztes Interview mit Anita Waters, New York, 18. September 1980
    Am 18. September 1980 hatte Anita Waters die Ehre, Bob Marley zu interviewen. Bob war in New York, um zwei Konzerte im Madison Garden zu geben und danach eine Amerikatournee zu machen. Gegen Ende der Tournee sollte er noch einmal in New York auftreten. Doch er wurde krank und ließ sich die restlichen Monate seines Lebens in New York und Europa behandeln. Laut Anita Waters gab er bis zu seinem Tod nie mehr ein vergleichbares Interview.
    Waters war damals Soziologiestudentin an der Columbia University und untersuchte den Zusammenhang zwischen Reggae und Politik. Sie schrieb für mehrere karibisch-amerikanische Zeitschriften, um Reggaemusiker interviewen zu können. Sie hatte schon Artikel über viele Musiker geschrieben, als Bob Marleys Presseagent eine der Zeitschriften kontaktierte und Anita zusammen mit einem Fotografen zu dem Interviewtermin geschickt wurde.
    Sie traf Bob in seinem Zimmer im Essex House Hotel an der Central Park South. Bei ihm war der Fußballstar Alan »Skill« Cole und ein Mitarbeiter der Presseagentur von Tuff Gong.
    Anita Waters: Dein Unternehmen Tuff Gong wird offenbar ständig größer, baut neue Studios usw. Wo kommt der Name Tuff Gong her?
    Bob Marley: Tuff Gong? Ist uns einfach so eingefallen, klar? Gong ist ein Song und Tuff ist tough (hart).
    AW: Kannst du mir sagen, was es Neues in dem Unternehmen gibt?
    BM: Na ja … es passieren Neue Sachen, ein Musiker nimmt neue Sachen auf, ich bin mit ihnen jetzt nicht vertraut. Ich bin nur ein Mann, der sich neue Musiker anhört und die Aufnahmen macht.
    AW: Du hörst dir da unten immer noch neue Musiker an?
    BM: Yeah.
    AW: Macht ihr auch den Vertrieb?
    BM: Wir machen den Vertrieb und steigen auch in die Herstellung ein.
    AW: Ein Presswerk für Schallplatten?
    BM: Yeah.
    AW: Und Tuff Gong hat einen Plattenladen in Los Angeles?
    BM: Ein Bruder hat einen Plattenladen da drüben.
    AW: Machen ihr in Brooklyn auch einen auf?
    BM: Weiß ich nicht.
    AW: Was ist der Zusammenhang zwischen Tuff Gong und den zwölf Stämmen Israels?
    BM: Die Organisation der zwölf Stämme? Fragen Sie einen Mann wie Skill Cole. (Zu Skill:) Sags ihr, Jah Rasta. [5]
    Alan »Skill« Cole: Also, wie du weißt, hatte Jakob zwölf Kinder, eigentlich dreizehn: zwölf Jungen und ein Mädchen. Um den menschlichen Körper zu vervollständigen, denn der menschliche Körper hat zwölf Funktionen. Jakob hatte also zwölf Söhne, die die zwölf Stämme in Israel repräsentierten, die zwölf verschiedenen Verhaltensweisen der Menschen. Das ist der Ursprung der zwölf Stämme. Sie erfüllen ein Versprechen, das Jakob in Bezug auf seine Kinder gemacht wurde. Ein sehr interessanter Punkt ist dabei, dass bei den zwölf verschiedenen Arten von Menschen die Farbe überhaupt keine Rolle spielt, weil alle von uns zu einem anderen Stamm gehören, je nachdem in welchem Monat wir geboren sind.
    AW: Und das Unternehmen bringt all das zusammen?
    SC: Wir bringen den Leuten solche Sachen bei, wie dass wir uns auf Afrika einstellen müssen, weil wir im Westen Probleme haben werden. Wegen der Bibel, wissen Sie, wir lesen die Bibel. Sie lehrt uns, dass bestimmte Dinge passieren werden, wenn wir bestimmte Dinge sehen, und dass wir uns darauf vorbereiten sollen. So haben wir zum Beispiel Seine kaiserliche Majestät Haile Selassie I. als den wiedergekehrten Christus identifiziert. Aus der Bibel geht nämlich hervor, dass Christus wieder erscheinen und als König der Könige, Herr der Herren, siegreicher Löwe von Juda und Auserwählter Gottes zurückkehren wird, bevor die zweitausend Jahre vorbei sind, und dass er der gerechte Herrscher