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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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eine Person herausbekommen, wenn Google nicht ergiebig war? Man musste doch feststellen können, ob Gorini als Mieter oder Eigentümer in dieser Wohnung lebte: Wahrscheinlich war das irgendwo im Rathaus zu erfahren. Wenn er der Eigentümer war, gab es vielleicht eine Hypothek, und über die könnte man seine Bank und dort dann seine Vermögensverhältnisse ermitteln. Ferner sollte man herausbringen können, ob die Stadt ihm irgendwelche Zulassungen erteilt hatte oder ob er einen Reisepass besaß. Dateien von Fluggesellschaften konnten Auskunft darüber geben, wie oft er verreiste, und ob nur innerhalb Italiens oder auch ins Ausland. Wenn er eine Bahncard hatte, musste eine Liste der Zugverbindungen existieren, die er gebucht hatte. Seine Telefonrechnungen, sowohl für den Hausanschluss als auch für sein telefonino, konnten eine Ahnung von seinen Freunden und Geschäftspartnern vermitteln. Außerdem würde sich zeigen, ob er unter dieser Adresse irgendwelche Geschäfte abwickelte. Auch Kreditkartenabrechnungen erwiesen sich nicht selten als Fundgrube.
    Er saß vor dem Computer, ließ den Ansturm all dieser Möglichkeiten an sich vorüberziehen und staunte, wie mühelos ein Mensch, der nur die elementarsten Dienstleistungen des modernen Lebens in Anspruch nahm, von allen Seiten durchleuchtet werden konnte und wie dies jegliche Privatsphäre vernichtete.
    Vor allem aber staunte er über sein Unvermögen, auch nur einer einzigen seiner Ideen wirksam nachzugehen. Er wusste, alle diese Informationen mussten irgendwo in seinem Computer verborgen sein, aber er hatte keine Ahnung, wie er drankommen konnte. Er wandte sich an Pucetti; die angehende Polizistin stand neben ihm. »Wir verschwenden nur unsere Zeit, wenn wir ihn ohne Hilfe unter die Lupe nehmen wollen«, sagte Brunetti und benutzte den Plural mit Bedacht.
    Er beobachtete, wie Pucetti sich eine Entgegnung verkniff. Der junge Beamte hatte in den letzten Jahren von Signorina Elettra viel darüber gelernt, wie man die Straßensperren auf der Informationsautobahn umgehen konnte. Nach einem Blick auf die junge Frau an seiner Seite – Brunetti hörte geradezu das Aufstöhnen seiner Männlichkeit – zwang Pucetti sich zu einem Nicken. »Vielleicht sollten wir lieber Signorina Elettra bitten, einmal nachzusehen«, stimmte Pucetti schließlich zu.
    Zufrieden mit der Reaktion des jungen Polizisten und eingedenk der Tatsache, dass Trevisoi eine attraktive junge Frau war, stand Brunetti auf und bot den Stuhl Pucetti an. »Besser, wenn zwei Leute da mal nachsehen«, sagte Brunetti. Und zu Trevisoi: »Pucetti ist einer unserer Experten für Informationsbeschaffung.«
    »Informationsbeschaffung, Signore?«, sagte sie so unschuldig, dass Brunetti der Verdacht kam, hinter diesen dunklen Augen stecke vielleicht mehr, als er ursprünglich angenommen hatte.
    »Bespitzelung«, räumte er ein. »Pucetti ist sehr gut darin, aber Signorina Elettra ist noch besser.«
    »Signorina Elettra ist die Beste«, sagte Pucetti und weckte den Bildschirm aus seinem Ruhezustand.
    Auf dem Weg zu ihrem Büro nahm Brunetti sich vor, ihr nichts von Pucettis rühmenden Worten zu sagen. Als er eintrat, kam Signorina Elettra gerade aus dem Büro ihres Vorgesetzten, Vice-Questore Giuseppe Patta. Heute trug sie ein schwarzes T-Shirt, eine bequeme schwarze Leinenhose und gelbe Converse-Sportschuhe, keine Socken. Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln. »Schauen Sie mal das hier«, sagte sie, drehte ihren Stuhl und zeigte auf den Bildschirm ihres Computers. Ihr Haar, vielleicht ein Zugeständnis an die Hitze, war mit einem grünen Band nach hinten zusammengebunden.
    Er stellte sich hinter sie und folgte ihrem Blick. Der Bildschirm zeigte eine Seite aus einem Katalog für Computer, säuberlich aufgereiht einer neben dem anderen; für Brunetti sahen sie alle identisch aus. Ob man ihm, fragte er sich, endlich einen zum eigenen Gebrauch in seinem Büro bestellen wollte? Warum sonst sollte sie ihm so etwas zeigen? Ihr Einfühlungsvermögen rührte ihn.
    »Sehr schön«, sagte er mit neutraler Stimme, aus der jede Spur von persönlicher Gier sorgfältig getilgt war.
    »Nicht wahr? Manche davon sind fast so gut wie meiner.« Sie zeigte auf einen der abgebildeten Computer und nannte ein paar Zahlen wie »2,33« und »1333«, die Brunetti verstand, und ein paar Ausdrücke wie »Megahertz« und »Gigabyte«, die er nicht verstand.
    »Und jetzt sehen Sie mal das«, sagte sie und scrollte zur Preisliste für die

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