Auf Umwegen ins Herz
;-)
Bei dem Bild in meinem Kopf – Julian und Neele, wie sie wild im Kreis springen – musste ich laut lachen. Und ob ich mir was drauf einbildete! Eine Frau wie ich durfte sehr wohl stolz darauf sein, wenn sich ein Schönling wie Julian auf ein Treffen mit ihr freute. Schlechter Charakter hin oder her. Und ob der wirklich noch so übel war … da war ich mir gar nicht mehr so sicher. Seit unserem Wiedersehen hatte er mir immerhin keinen Grund gegeben, an dieser Befürchtung noch länger festzuhalten. Und dennoch … Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Nichtsdestotrotz tippte ich sofort meine Antwort.
Jana Sommer:
Ich werde dort sein. Pünktlich! ;-) Also dann bis morgen …
Keine Minute später …
Julian König:
Ich ebenfalls. Bis morgen, gute Nacht und träum süß!
Ich erlaubte mir einen kleinen Moment der Schwäche und drückte mein Smartphone mit einem tiefen Seufzer und seligem Grinsen an meine Brust. Und Julians Worte nahm ich mir tatsächlich zu Herzen.
Der nächste Arbeitstag zog sich ungewöhnlich in die Länge. Ich ging Isa so weit wie möglich aus dem Weg, um ihren Fragen zu entgehen und ihr nichts von dem Spaziergang erzählen zu müssen. Ich spürte keinerlei Lust auf ein Verhör durch sie. Das hatte bis nach dem Treffen im Park Zeit – dann würde sich ein Bericht auch lohnen.
Wie immer stapelte sich die Arbeit auf meinem Schreibtisch, und ich hatte vor, so viel wie möglich aufzuarbeiten. Kurz nach zwei Uhr packte ich jedoch zusammen, um nicht selbst zu spät beim Park zu sein. Das wäre dann doch etwas blamabel und mit Sicherheit ein Punkt, mit dem er mich aufziehen würde.
Als ich frisch geduscht, umgezogen und mit aufgefrischtem Make-up acht Minuten vor drei in meinem Auto beim Parkeingang wartete, lagen meine Nerven blank. Es war heiß, viel zu heiß für einen Frühlingstag, und keine Minute später stieg ich wohl oder übel aus meinem Gefährt, um dann wie bestellt und nicht abgeholt daneben zu stehen und zu warten.
Ich fischte nach meinem Smartphone in der Tasche. Ich wollte nicht so wirken, als würde ich verzweifelt auf jemanden warten. Kaum hatte ich es in der Hand, bekam ich eine SMS.
Julian König:
Wow! Fesch!
Jana Sommer:
Beobachtest du mich? Das ist unheimlich. Wo bist du?
Julian König:
Dreh dich um!
Ich sah mich um, und tatsächlich: In einiger Entfernung lehnte er an einem Baum, in einer Hand sein Telefon, in der anderen die Leine, die Neele um den Hals trug. Wieder einmal wurden meine Wangen heiß, was mich unheimlich ärgerte. Während er attraktiv und lässig wirkte wie beim letzten Mal, sah ich wieder aus wie ein Hummer nach dem Bad im Kochtopf.
Als ich nur mehr einige Schritte von den beiden entfernt war, kam mir Neele entgegen. Ich mochte Hunde eigentlich nicht besonders. Es war nicht wirklich Ablehnung – ich hatte einfach nur einen Riesenrespekt vor den Tieren. Besonders bei Hunden in dieser Größe. Neele war eine stattliche Schäferhündin (oder sind die alle so groß, und mir war es noch nie aufgefallen?) . Regungslos vor Unsicherheit ließ ich mich von ihr beschnuppern, während Julian das Schauspiel lächelnd beobachtete.
„Keine Angst, sie ist ganz zutraulich. Schau, sie beschnüffelt deine Hand, sie prägt sich deinen Geruch ein.“
„Machst du das auch? Oder teilt ihr nur, was das Herumspringen angeht, eure Freizeitaktivitäten?“
Julians herzliches Lachen ließ eine Gänsehaut über meinen Rücken rieseln. „Nein, bisher habe ich ihr das mit dem Beschnüffeln noch nicht nachgemacht. Wobei das bei dir glatt eine Überlegung wert wäre. Du riechst nämlich verdammt gut.“
„Na, das hoffe ich doch.“ Super, da hab ich mich ja wieder in eine unangenehme Situation hineinmanövriert.
Zu meiner Erleichterung lenkte Julian das Thema in eine andere Richtung. „Komm, lass uns ein Stückchen gehen. Im Schatten zwischen den Bäumen ist es angenehm.“
Langsam schlenderten wir an den großen Wiesen vorbei und bogen in den Wald ein, in den ein breiter Weg zum Bummeln führte. Die Sonne brannte herab wie im Hochsommer, aber hier war es tatsächlich nicht so heiß, und ein leichtes Lüftchen machte die Temperaturen erträglicher. Neele trottete gemächlich vor uns her und schnüffelte mal links, mal rechts zwischen den Blättern und Gräsern. Julian ließ die Leine nach, sodass die Hündin genügend Bewegungsfreiraum hatte.
Ich musterte ihn aus dem Augenwinkel.
„Was machst du eigentlich beruflich, Julian?“, begann ich
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