Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
Vom Netzwerk:
prustete laut los.
    „Hey … das ist gemein! Du sollst doch nicht lachen!“, beschwerte er sich mit gespielt beleidigter Stimme. Er gab mir einen Schubs, und ich fiel zurück auf den Rücken.
    „Tut … mir leid …“, japste ich und hielt meinen Bauch. „Aber das klingt … als ob du gekifft hättest.“
    „Du spinnst ja! Ich war acht, als ich den Traum hatte!“ Julian setzte sich wieder aufrecht neben mich. Er verschränkte die Arme und schob seine Unterlippe vor, wie ein beleidigter kleiner Junge. „Nach dieser Nacht wollte ich unbedingt Astronaut werden.“
    Es tat mir ja schrecklich leid, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte, aber seine Geschichte war einfach nur komisch. Und seine bildhafte Erzählung dazu gab mir den Rest.
    „Also gut! Dann erzähl mir mal einen deiner Träume, Mädel“, forderte er mich mit angriffslustigem Blick heraus. So schnell erstickte er mein Lachen im Keim. Denn ich hatte wieder das verrückte Bild von dem Traum vor einigen Nächten vor Augen, in dem er mich in der Teenagerversion auf einem Pferd mit dem Lasso jagte.
    Als hätte mich eine Biene gestochen, sprang ich auf und ging wieder auf den Weg zurück. „Ich kann mich an meine Träume nie erinnern …“
    Mann, war ich eine schlechte Lügnerin!
    „Klar …!“ Julian klang belustigt. Aber zum Glück verschonte er mich, und kurz darauf waren die beiden wieder neben mir.

    Nie hätte ich erwartet, dass ich mich so unglaublich wohl in Julians Gegenwart fühlen könnte. Nachdem wir wahrscheinlich jeden der Spazierwege mehrere Male entlang gegangen waren, setzten wir uns auf eine Bank in die Sonne, die bereits etwas an Kraft verloren hatte und so tief stand, dass sie lange Schatten der Baumwipfel auf die Wiesen warf. Neele machte es sich zu unseren Füßen bequem.
    Kurz zuvor hatten wir festgestellt, dass unsere Wohnungen nur knappe fünf Minuten mit dem Auto auseinanderlagen. Dieses Wissen war eigenartig für mich, denn ich hätte ihm jederzeit und überall schon über den Weg laufen können. Im Supermarkt, auf der Bank, beim Bäcker um die Ecke. Er wäre mir garantiert aufgefallen, da ich auch jetzt meinen Blick kaum von ihm wenden konnte und ich voll Stolz die interessierten Blicke der Passanten verfolgte.
    Lässig saß er neben mir und hatte die Ellenbogen auf seinen Knien abgestützt. Zwischen seinen Fingern zwirbelte er einen langen Grashalm, als er ein heikles Thema ansprach. „Weißt du, Jana, ich fand es echt schade, dass du aus der Jugendgruppe ausgetreten bist. Ich weiß, das war wegen mir, und es tat mir so leid, jeden Tag – das kannst du mir glauben.“
    Schweigend ließ ich seine Worte sacken. Einerseits gaben sie mir ein schönes Gefühl – und doch fragte ich mich, was er damit erreichen wollte.
    „Es war danach einfach nicht mehr dasselbe. Nachdem du weg warst, ging ich zuerst nur noch aus Gewohnheit hin. Doch nach ein paar Wochen reichte es mir, und ich trat ebenfalls aus.“
    Mit zusammengekniffenen Augenbrauen überlegte ich, ob mir jemand von den anderen von seinem Austritt erzählt hatte. Doch ich blockte jedes Gespräch, das mit „Julian“ begann, sofort ab, und innerhalb kürzester Zeit sprach keiner mehr in meiner Gegenwart über ihn. Langsam aber sicher brach auch der Kontakt ab, als ich nicht mehr mit im „Boot“ war. Und als ich dann auf die Schule für Grafik und Design wechselte, baute ich mir einen neuen Freundeskreis auf, und der alte geriet schnell in Vergessenheit.
    „Du hast das ‚Boot’ wegen mir verlassen?“
    Als Antwort zuckte er nur mit den Schultern, warf den Grashalm auf den Boden, griff nach Neeles Leine und stand auf. „Komm, wir sollten jetzt gehen, es ist schon spät.“
    Verwirrt folgte ich ihm zum Parkplatz und versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen. Ich war mir keiner Schuld bewusst, und doch wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich die Stimmung zerstört hatte. Nicht ein einziges Mal drehte er sich zu mir um, und sein Verhalten kränkte mich. Wieder einmal.
    Sein Auto parkte ganz in der Nähe von meinem, und Julian öffnete die Heckklappe seines schwarzen Kombis, um Neele in die Transportbox springen zu lassen. Dann kam er auf mich zu. Unschlüssig, was ich sagen sollte, drehte ich meinen Schlüsselbund zwischen den Fingern und starrte dabei meine Hände an – unfähig, ihn anzusehen.
    Erst ganz knapp vor mir blieb er stehen. Ich atmete seinen berauschenden Duft ein, und am liebsten hätte ich mich in seine Arme geworfen, um ihn ganz in mich

Weitere Kostenlose Bücher