Auf Umwegen ins Herz
schwebe ich blind vor Liebe auf der rosa Wolke dahin, dann jammere ich dir vor, wie schlecht es mir mit den Männern geht – mit Georg, mit Julian – und überseh dabei komplett, dass du unglücklich bist. Ich dachte immer, du bist glücklich. Ich wär nie darauf gekommen, dass du auch wieder einmal verliebt sein möchtest. Isa, bitte, komm zu mir, wenn du darüber reden möchtest. Ich werd‘ dir auf jeden Fall zuhören, und meine Probleme haben dann nichts dabei verloren.“
„Ich bin so unendlich froh, dich als Freundin zu haben, weißt du das?“
Hatte ich da etwa eine Träne bei ihr gesehen? Wieder eine Premiere in den acht Jahren Freundschaft. Isa schloss mich fest in ihre Arme und ließ mich lange nicht los.
„Seid ihr dann mal fertig? Andere sind hier, um zu trainieren. Zum Kuscheln nehmt euch ein Zimmer im Hotel gegenüber. Falls es dann zur Sache geht, sagt aber Bescheid – dann komm ich zusehen.“
Verwirrt schauten wir zu dem Kraftprotz mit Glatze neben uns hoch, der uns frech angrinste und zuzwinkerte. Da blieb mir erst einmal die Spucke weg – doch Isa wäre nicht Isa, hätte sie keinen Spruch auf Lager.
„Nur zusehen? Wenn, dann brauchen wir tatkräftige Männer, aber …“ Sie musterte ihn grinsend von oben bis unten, „… wenn ich mir dich so ansehe, bist du mit uns beiden reichlich überfordert.“
Und um dem Typ noch mehr Futter für seine schmutzigen Fantasien zu geben, gingen wir Hand in Hand auf die Umkleide zu – tja, das würde ihm den Tag versüßen. Uns im Übrigen auch, denn kaum fiel die Tür ins Schloss, konnten wir uns nicht mehr halten vor lauter Lachen.
„Hast du sein Gesicht gesehen, als wir hereingingen?“, japste Isa unter Tränen.
„Nein, sag nicht, du hast dich noch einmal umgedreht?“
„Doch, ich musste ihm ja noch zuzwinkern!“
„Menno, das hätt’ ich wirklich gern gesehen, dem ist bestimmt die Kinnlade runtergeklappt.“
„Davon kannst du ausgehen! Was hältst du davon, wenn wir zur Feier des Tages nachsehen, wo Marco heute wieder steckt? Ich hätte Lust auf Brunchen im Café au Lait .“
Bei dem Gedanken an Essen begann mein Magen zu knurren. „Nachdem unser Training eher bescheiden war, können wir auch gleich so richtig sündigen. Brunch klingt da genau richtig!“
Das Café war wie immer gut besucht, als wir es uns im Gastgarten unter einem großen weißen Sonnenschirm bequem machten. Das Wetter war sowieso nicht für stundenlanges Abrackern im Fitnessstudio geeignet, und an Tagen wie diesen fragte mich mein innerer Schweinehund, wieso ich mir das überhaupt antat. Nicht, dass ich ein Sportmuffel war, ganz im Gegenteil, ich konnte mir ein Leben ohne regelmäßige Bewegung als Ausgleich zu meinem Bürojob gar nicht vorstellen. Doch ich sollte wohl eindeutig öfter die Führung unserer kleinen Sportgruppe übernehmen und auf körperliche Ertüchtigung unter freiem Himmel plädieren. Dieses Wetter schrie förmlich danach!
Die Kellnerin kam an unseren Tisch, kaum dass wir Platz genommen hatten. Wir gaben unsere Bestellung auf – die Brunchplatte für zwei mit Waffeln, Bagels, Thunfischaufstrich, Salate mit Avocado und Spargel, Croissants mit Schokofülle und Brownies – und je einen Cappuccino mit einem großen Glas Wasser.
Als sie mit dem voll beladenen Tablett retour kam, lief mir beim Anblick der vielen Köstlichkeiten das Wasser im Munde zusammen, und mein Magen knurrte so laut, dass ich mir sicher war, dass es auch die beiden älteren Damen am Nebentisch gehört haben mussten.
Isa bedankte sich bei der Bedienung und fragte nach Marco.
„Also heute Vormittag war er noch nicht hier. Wie jeden Samstag eben. Ich dachte, er ist mit euch im Studio. Mehr weiß ich nicht.“ Und so verließ sie uns auch schon wieder, da zwei Tische weiter nach der Rechnung verlangt wurde.
„Also langsam aber sicher wird Marco nachlässig. So kennen wir ihn gar nicht“, musste auch ich feststellen.
„Wenn man vom Teufel spricht …“
„Wie …?“ Ich folgte Isas Blick und verschluckte mich fast an meinem Bagel. Von der gegenüberliegenden Straßenseite kam Marco in Begleitung einer dunkelhaarigen Schönheit auf uns zu. Noch hatte er uns nicht entdeckt. Er flüsterte der Frau an seiner Seite etwas ins Ohr, nahm ihre Hand und lachte laut auf, als sie ihm antwortete.
Isa winkte Marco zu uns an den Tisch, und er begrüßte uns mit den obligatorischen Küsschen auf die Wangen. Seine Begleitung lächelte uns zu und nickte freundlich.
„Hallo, meine
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