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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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Magengegend.
    „Also, ich mische mich normalerweise nicht in Liebesangelegenheiten ein, aber da es um meinen Bruder geht …“ Sie atmete tief ein, ehe sie fortfuhr. „Du erinnerst dich vielleicht noch an unsere Zeit im ’Boot’. Als wir fehlten und wieder zurückkamen …“
    „… war alles anders, ihr wart total verändert. Ich erinnere mich gut …“, wobei erinnern die Untertreibung des Jahrhunderts war.
    Lena fuhr fort, ohne die leise Traurigkeit in meiner Stimme zu bemerken. „Ich weiß nicht, ob Julian dir das schon erzählt hat, aber … mein … unser Vater starb damals. Es war furchtbar. Das hat uns beiden den Boden unter den Füßen weggerissen. Ein Psychotherapeut konnte mir helfen, doch Julian … er blockte jede Art von Hilfe ab. Mein Leben ging irgendwann weiter.“
    Lena schmiegte sich an ihren Jazzman, und atmete tief ein. „Wie er anschließend war, weißt du ja. Für unsere Mutter war das der helle Wahnsinn. Sie spürte regelrecht, wie er ihr mehr und mehr entglitt.“
    „Aber er wurde wieder anders …“, flüsterte ich kaum hörbar.
    Lena sah mich einige Sekunden an und schwieg. Dann nickte sie bestätigend. „Ich weiß nicht, warum, aber eines Tages wurde es noch schlimmer. Julian verkroch sich knappe zwei Wochen fast durchgehend in seinem Zimmer. Gerade mal zum gemeinsamen Essen bekamen wir ihn zu Gesicht. Meine Mutter dachte, dass es nun komplett mit ihm bergab ginge. Sie weinte ohne Ende.“
    „Das tut mir so leid für euch, was ihr durchmachen musstet. Es muss unerträglich gewesen sein … für euch alle.“
    „Ja, es war eine schwierige Zeit – besonders diese zwei Wochen. Dass Julian heimlich in seinem Zimmer geweint hat, sah ich an seinen geröteten Augen. Keine Ahnung, was da in ihm vorging, jedenfalls wollte er danach von sich aus zum Psychologen …“
    Fassungslos hielt ich den Atem an. Die Vorstellung, dass Julian wegen mir geweint hatte, war … herzzerreißend.
    „… und seine Persönlichkeit machte eine Hundertachtziggradwende. Er wurde wieder fast der alte.“
    Ich war innerlich so angespannt und war mir sicher, dass das noch nicht alles war. Und ich hatte recht damit.
    „Was ich damit sagen will … Also ich weiß bis heute nicht, was damals vorgefallen war, was ihn wieder ins Leben zurückgeholt hat …“
    Aber ich wusste es. Mein Herz raste wie wild, und gebannt lauschte ich Lenas Worten.
    „Ich kann dich nur um eines bitten: Egal, wie das mit euch beiden weiterläuft, verletz ihn bitte nicht. Spiel kein Spiel mit ihm. Ich bin mir nicht sicher, wie er es verkraften würde, wieder eine geliebte Person zu verlieren.“
    Ich war perplex. Wieso sollte ich das tun? Meinte sie vielleicht, ich würde mich an ihm rächen wollen für das, was er mir damals angetan hatte? „Lena, wie kommst du darauf, dass …“
    Lautes Hundegebell unterbrach mich, und schon sah ich Neele auf uns zulaufen. Die Hündin sprang an Lena hoch, die sich zu ihr hinabbeugte und zur Begrüßung tätschelte. Meine Konzentration war jedoch auf Julian gerichtet, der mich anstrahlte, als er mich neben Jazzman entdeckte. Mein Herz begann bei seinem Lächeln zu schmelzen und meine Knie wurden weich. Ich war unheimlich froh, dass er erst jetzt auftauchte – unvorstellbar peinlich wäre es mir gewesen, hätte er mich auf dem Pferd beobachtet. Wenn ich mich auch beim Ritt wohlgefühlt hatte, hätte wahrscheinlich ein Blinder erkannt, dass ich noch nie zuvor auf einem Pferd gesessen hatte.
    Auch ich wurde von Neele schwanzwedelnd begrüßt, doch sie sprang nicht an mir hoch, worüber ich dann doch sehr froh war. Perfekte Erziehung eben. Aufgeregt tänzelte sie zwischen mir und Lena hin und her, bis Julian uns erreicht hatte. Er begrüßte seine Schwester mit einem Küsschen auf die Wange und einer herzlichen Umarmung. Anschließend streckte er mir verlegen seine Hand entgegen. Ich musterte ihn einen kurzen Augenblick, dann seine Hand, ehe ich sie fest drückte. Erleichtert schenkte er mir erneut ein Lächeln und gab mir Küsschen links und rechts auf die Wangen.
    Sofort atmete ich den typischen Julian-Geruch ein und musste mich beherrschen, dies nicht hörbar zu tun.
    „Das trifft sich hervorragend, dass du jetzt auch da bist, Julian. Wenn es euch beiden nichts ausmacht, dass ich euch kurz alleine lasse, dann bringe ich den guten, alten Jazz in seine Box zurück und hole mir Cascada von der Koppel.“
    Ich war mir nicht ganz sicher, was sie damit sagen wollte, aber ich hörte ihr auch nur mit

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