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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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Gesichtsausdruck verriet sie. „Ich brächte es nicht übers Herz, ihn herzugeben. Wie könnte ich einem Fremden vertrauen, dass mein Jazzman nicht mehr geritten wird und tatsächlich als Koppelpferd seinen Lebensabend genießen darf? Und zum Schlachter …“ Lena stockte kopfschüttelnd, und ich legte tröstend meine Hand auf ihren Unterarm.
    „Hast du ein Foto von ihm mit?“, startete ich einen Ablenkungsversuch.
    Dankbar lächelte sie mich an und kramte in ihrer Handtasche, bis sie ein großes rotes Portemonnaie herauszog. Darin hatte sie, wie andere Leute die Fotos ihrer Kinder, ein Bild von Jazzman mit Neele im Vordergrund. Lena saß stolz in edler Turnierkleidung auf dem schwarzbraunen Pferd, das wie eine Speckschwarte glänzte und vor Kraft nur so strotzte. Ich war schwer beeindruckt von der Eleganz, die die drei ausstrahlten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, auf diesem Tier zu sitzen oder sogar zu reiten. Aber ich scheiterte schon an der Vorstellung, vor so einem großen Pferd zu stehen.
    „Darf ich das nächste Mal mitfahren, wenn du ihn besuchst? Ich würde ihn gerne kennenlernen“, sprudelten die Worte aus mir heraus, und ich erschrak kurz über mich selbst. Bisher war mir noch nie in den Sinn gekommen, einen Reitstall zu betreten. Tiere, die mir bis über meine Knie gingen, waren mir bis dato immer suspekt. Eigentlich lebte ich ganz gut mit dem Vorsatz, grundsätzlich einen Sicherheitsabstand von einem Meter einzuhalten, der sich direkt proportional zur Körpergröße des Tieres veränderte. Wie kam ich nun also auf die idiotische Idee, sie in den Stall begleiten zu wollen? Dort wimmelte es sicher von überdimensional großen Tieren, und ich würde ja wohl schlecht im Auto sitzen bleiben und von dort aus alles beobachten können.
    Lena schien sich jedoch darüber zu freuen und nickte eifrig. „Am Freitag gegen vier fahre ich wieder in den Stall. Ich hol dich ab, wenn du möchtest.“
    Ich schluckte den Kloß im Hals hinunter und versuchte, meine Stimme kräftig klingen zu lassen, als ich zusagte. Wir tauschten noch Telefonnummern aus, und ich gab ihr eine kurze Wegbeschreibung zu meiner Wohnung. Danach verabschiedeten wir uns herzlich voneinander, ich kippte den letzten Schluck des Weines hinunter, und verließ das Café in Richtung Haltestelle.
    Nun, vielleicht änderte sich ja jetzt mit den beiden König-Geschwistern mehr, als mir lieb war. Da war Neele. Sie hatte ich bereits in mein Herz geschlossen – was für mich äußerst ungewöhnlich war. Dank ihrer liebenswerten Art hatte ich bereits bei der ersten Begegnung jede Scheu abgelegt. Sie war unglaublich gut erzogen, verhielt sich ruhig, fast schon „königlich“ (haha – Wortwitz!) in der Öffentlichkeit, und reagierte auf kleinste Zeichen von Julian. Ich wusste nicht einmal, dass so etwas wirklich funktionieren konnte, ich dachte immer, das wäre ein Trick, den nur dressierte TV-Hunde beherrschten.
    Ich mochte Hunde grundsätzlich nicht, weil sie meiner Meinung nach wild und ungestüm herumjagten, ohne ersichtlichen Grund kläfften und allem und jedem hinterherschnüffelten – ein Verhalten, das ich bei Neele in dieser Art noch nicht beobachten konnte. Und wir hatten uns wirklich lange im Park aufgehalten, wo andere Hunde ihr schlechtes Benehmen zur Schau gestellt hatten.
    Da war Lena – auch sie war mir mit ihrer offenen und quirligen Art innerhalb kürzester Zeit sehr sympathisch geworden, und ich freute mich aufs Trainieren am Donnerstag und vor allem – kaum zu glauben! – auf mein erstes Aufeinandertreffen mit einem äußerst beeindruckenden Pferd. Wooohooo!
    Für Marco konnte ich mir keine perfektere Partnerin vorstellen. Die beiden passten von ihrer Art so perfekt zusammen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
    Tja, und dann hätten wir noch den „King“ himself – Julian. Ich wusste nicht, wie lange ich noch gegen meinen Verstand ankämpfen konnte, der mir riet, die Finger von den Männern und insbesondere von Julian, der mich so bloßgestellt hatte, zu lassen. Mir fiel aber auch kein Grund mehr ein, warum ich es noch tun sollte. Mehr als einmal hatte er mir nun klar gemacht, was in seinem Innersten vorging, wie er zu mir stand und was ich für ihn wert war. Was wollte ich denn noch? Einen „perfekten“ Menschen gab es nicht, und – würde ich das Ideal anstreben –, würde ich irgendwann einsam und alleine enden. Welche Fehler Julian hatte, würde sich im Laufe der Zeit sicher herausstellen. Auch ich

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