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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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Stolz grinste er von einem Ohr zum anderen. „Also, in welche Richtung darf es denn gehen? Wildes Gemetzel? Schießereien? Stunts mit Autos? Oder willst du eher Kämpfe mit Fäusten sehen?“
    Ich stand auf und kam an seine Seite. „Lass mich mal sehen, welche Filme du hast. Entweder einer, den ich noch nicht kenne, oder einer, der verdammt gut ist, und den ich mir immer wieder anschauen kann.“
    „Na, da bin ich jetzt aber gespannt, auf welchen deine Wahl fällt.“ Julian stellte sich hinter mich, legte seine Arme aber um mich und nahm mir so jede Konzentration. Ich ließ meine Augen über die Hüllen wandern, doch als er mit seinem Mund zärtlich meinen Hals berührte, war es mit meiner Konzentration vorbei. Ich schloss die Augen und genoss. Die Spur, die seine Lippen zog, jagte ein Kribbeln vom Kopf bis in die Zehen. Ich lehnte mich gegen ihn und war froh, dass er seine Arme um mich gelegt hatte. Ansonsten hätten wahrscheinlich meine Knie nachgegeben.
    „Und?“ Seine Frage drang nur dumpf zu mir durch. Sein warmer Atem streichelte zart über meine Haut am Nacken. „Jana?“
    „Mhm …“
    „Welcher Film?“
    „Hmmm …“
    „Okay, ich sehe schon, so kommen wir nicht weiter.“ Die Berührungen am Hals hallten leise in mir nach, als er etwas Abstand zwischen uns brachte.
    „Nicht aufhören“, murmelte ich leise.
    Julian drehte mich in seine Richtung und sah mich mit ernstem Blick an, als er seine Hände auf meine Schultern legte. Der bedeutungsvolle Ausdruck auf seinem Gesicht holte mich mit einem Schlag auf den Planeten Erde zurück. Ich war mir nicht sicher, ob ich was falsch gemacht hatte. Oder weswegen hörte er plötzlich auf? Ein dicker Kloß formte sich in meinem Hals. Ich war nicht in der Lage, etwas zu sagen, stumm wartete ich ab, was er mir jetzt offenbaren würde. Ich hatte Angst. Angst vor seinen Worten. Angst, was sie mit mir anstellen würden. Was hätte er für einen Grund? Hatte er doch eine Freundin? Oder gefiel ich ihm nicht? Oder …
    „Jana, ich möchte auch nicht aufhören, aber …“
    Ich blinzelte die Tränen weg. Aber? … Aber was? Verdammt, ich durfte jetzt ja nicht heulen! Verschämt drehte ich meinen Kopf zur Seite.
    „Hey … Nein, so war das jetzt nicht gemeint! Jana, sieh mich an, bitte!“
    Nur widerwillig schaffte ich es, seinem Blick standzuhalten.
    „Hör zu, es gibt nichts, was ich mir mehr wünschen würde. Aber ich will nicht wieder alles überstürzen und somit verderben. Ich habe schon zweimal den Fehler begangen, dass ich instinktiv und vorschnell gehandelt habe. Wir haben doch ewig Zeit. Uns läuft nichts davon. Lass uns eine DVD ansehen und dabei kuscheln und knutschen – so, wie es damals vor fünfzehn Jahren hätte laufen sollen, wenn ich es nicht versaut hätte.“
    Sein Lächeln war ehrlich und hoffnungsvoll.
    Kuscheln und knutschen. Nun gut, daran war ja nichts auszusetzen. Und vielleicht hatte er recht, vielleicht sollten wir wirklich nichts überstürzen. Würden wir jetzt miteinander schlafen, würde es vielleicht alles zerstören. Es wäre nur eine Nummer, ich wäre vielleicht nur eine Nummer, eine Kerbe in seinem Bettpfosten. Ganz ohne Bedeutung, ohne Zukunft. Und nein , das wollte ich bei Gott nicht.
    Damals, mit vierzehn, hätte ich mir wahrscheinlich nichts sehnlicher gewünscht, als mit ihm gemeinsam einen Film anzusehen und von ihm dabei im Arm gehalten zu werden. Ich versetzte mich einen Augenblick zurück in meine Vergangenheit, und plötzlich erschien mir sein Handeln total einleuchtend. In welcher verstörten Welt waren wir eigentlich gelandet, in der man davon ausging, dass nach einem Kuss sofort Sex auf der Tagesordnung stand? Was war mit der guten alten Romantik, mit dem Umwerben, dem Kuscheln, der liebevollen Zweisamkeit und dem langsamen Annähern?
    Mein Nicken ließ ihn erleichtert seufzen, und gemeinsam durchforsteten wir ein zweites Mal seine DVDs – diesmal aber richtig.
    Julian hatte eine große Sammlung von Quentin Tarantinos Werken. Ich liebte diesen Meister seines Faches. Seine Filme hatten für mich etwas Spezielles, Anderes. Ich mochte seine unkonventionelle Erzählstruktur. Als ich von seinen Filmen zu schwärmen begann, sah mich Julian mit leuchtenden Augen an und gab mir einen dicken Kuss. Offensichtlich hatte ich wieder einmal auf den Punkt getroffen. Wir diskutierten noch ein Weilchen über die Filme des Oscarpreisträgers, ehe wir uns für Kill Bill, Vol. 1+2 entschieden. Was für eine hervorragende Wahl –

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