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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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verloren. Die Realität traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, und ich konnte meine Gefühle nicht vor ihm verbergen. Poker wäre dann wohl nichts für mich, denn mein Pokerface ließ offensichtlich sehr zu wünschen übrig.
    Julian lehnte sich zurück, und seinem süffisanten Grinsen nach zu urteilen, genoss er mein Leiden, was mich wütend werden ließ. In meinem Kopf fingen Fragen an zu schwirren – wie lange war eigentlich seine letzte Beziehung her? Hatten sie hier gemeinsam gelebt, hatten sie diese Wohnung gemeinsam eingerichtet? Hatten sie noch Kontakt und wenn, wie oft? Unglaublich, eine heiße Welle der Eifersucht schwappte über mir zusammen, und beschämt und verärgert griff ich nach meinem Wasserglas.
    „Aha“, war alles, was ich über die Lippen brachte.
    Als Julian daraufhin lauthals zu lachen begann, war das Maß voll. Ich stellte das Glas zurück, stand auf, und griff nach meiner Handtasche, die ich auf den Hocker gelegt hatte. Ich hatte keine Lust mehr, länger hier zu sein und mich zur Lachnummer zu machen.
    „Ich denke, es wäre besser, wenn du mich jetzt nach Hause bringst.“ Dass ich mich anhörte wie ein bockiges kleines Mädchen, war mir in dem Moment egal. Ich ging auf die Tür zu, doch Julian versperrte mir den Weg.
    „Jana, du bist unheimlich süß, weißt du das?“
    Ich schubste ihn weg und sah beleidigt zur Seite.
    „Lena und meine Mom haben mir vor gut einem Jahr geholfen, die Wände zu streichen und die Wohnung einzurichten. Du hättest meine Schwester dabei sehen sollen. Sie war voll in ihrem Element und kaum zu bremsen. Sie meinte dabei mehr als einmal, dass das offensichtlich ihre Berufung sei, und falls sie irgendwann einmal keine Kinder mehr zum Unterrichten hätte, dann würde sie umschwenken und Einrichtungsberaterin werden.“
    Ich stand immer noch vor ihm, die Arme verschränkt, den Blick von ihm abgewendet, doch ich kam mir inzwischen reichlich blöd dabei vor. Gut, Julian ließ mich absichtlich in die Falle laufen und genoss meine kleine Eifersuchtswelle. Ich gönnte ihm den Triumph, ich hätte es an seiner Stelle wahrscheinlich nicht anders gemacht.
    Er nahm mein Kinn in die Hand und drehte es vorsichtig in seine Richtung, sodass ich seinem Blick nicht länger ausweichen konnte. Dann hauchte er einen Kuss auf meine Lippen und erklärte weiter, obwohl ich ihn nicht danach gefragt hatte.
    „Bevor ich in diese Wohnung zog, teilte ich mir zehn Jahre lang mit einem meiner besten Freunde, Thomas, eine Wohnung in Salzburg, wo ich auch studiert habe. Dann hat er sich verlobt, und für mich war das das Zeichen, endlich eine eigene Wohnung und einen neuen Job hier in Linz zu suchen. Ich wollte wieder dort daheim sein, wo auch meine Familie war.“
    Julian legte seine Arme auf meine Schultern, und ich umschlang zögernd seine Taille. Immer noch sahen wir uns in die Augen, als er das brisante Thema noch einmal ansprach. „Jana, dass wir beide auch eine Vergangenheit haben, lässt sich nicht abstreiten. Wäre auch irgendwie sehr schräg, wenn es nicht so wäre in unserem Alter. Ich möchte dich auch gar nicht mit Geschichten von Exfreundinnen langweilen. Ich will aber, dass du weißt, du bist die Erste, die hier in meiner Wohnung ist.“
    Natürlich hatte er vor mir schon Freundinnen, was hatte ich denn erwartet? Dass er seit unserem ersten Kuss nur darauf gewartet hatte, mich wiederzusehen? So naiv konnte kein Mensch sein. Und trotzdem schmerzte der Gedanke an Exfreundinnen – wobei hier die Betonung auf -innen lag. Jaja, schon gut, es hätte die Sache nicht weniger unglaubwürdig gemacht, wenn er nur von einer Ex gesprochen hätte. Denn ein Mann wie er hatte sicher wilde Jahre erlebt, in denen er die Frauen wechselte wie andere ihre Unterwäsche. Doch die genaue Anzahl wollte ich, ehrlich gesagt, gar nicht wissen.
    Ich gab mich erst einmal mit dem Wissen zufrieden, dass ich die Erste war, die er mit in seine eigenen vier Wände nahm, und das, obwohl er bereits seit einem Jahr hier wohnte. Darauf konnte ich mir immerhin etwas einbilden. Ich merkte, wie erleichtert ich plötzlich war, und drückte mich fest an ihn. Er erwiderte meine Umarmung, und so standen wir da, Arm in Arm, gefühlte vierundzwanzig Stunden.

    Julian ließ es sich nicht nehmen, meine nasse Kleidung zu waschen und anschließend in den Trockner zu geben. Ich gab mich geschlagen und überließ sie ihm. Immerhin konnte ich so länger bei ihm bleiben, weil ich natürlich so lange warten wollte, bis wieder alles

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