Auf Umwegen ins Herz
knappe vier Stunden Dauerkuscheln!
Mit einer großen Schüssel Popcorn auf unseren Beinen und eisgekühlter Cola griffbereit auf dem Tisch, kuschelten wir uns aneinander. Julian hatte die Fenster verdunkelt und ein paar Kerzen angezündet. Ich musste über seine Bemühungen schmunzeln. Wären wir noch Teenager, hätte der Fernsehabend wohl genauso ausgesehen. Und wie versprochen tauschten wir schüchterne Zärtlichkeiten, wie zwei verliebte Teenager.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich Zweisamkeit das letzte Mal so sehr genossen hatte. So ganz ohne Druck und Vorgaben war es ein unglaublich erleichterndes Gefühl, und ich wünschte, dass wir uns diesen besonderen Zustand noch länger beibehalten würden. Schweigend staunte ich über diesen einzigartigen Mann, der erste, der mir das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein. Er zeigte mir, dass er an mir selbst und an meiner Persönlichkeit interessiert war. Glücklich schmiegte ich mich an ihn und wünschte, ich könnte die Zeit anhalten und den Moment bis zuletzt auskosten.
Kapitel 12
Was will frau mehr?
„Du hättest sie sehen sollen, Isa! Sie saß oben, als wäre sie mit einem Pferd unter ihrem Hintern geboren worden.“
Ich prustete laut los bei Lenas Beschreibung meiner doch sehr bescheidenen Reitkünste und boxte ihr an die Schulter.
„Glaub ihr kein Wort, ich hab sicher ein lächerliches Bild abgegeben. Ich hatte Glück, dass mich Jazzman nicht gleich wieder abgeworfen hat.“
„Oh Mann, das hätte ich wirklich zu gerne gesehen. Sagt das nächste Mal Bescheid, dann komme ich mit und filme deinen Ritt.“
„Untersteh dich! Du kannst unsere Freundschaft als gekündigt ansehen, wenn du das wirklich machst!“ Ich drohte Isa mit dem Zeigefinger, den sie lachend ignorierte.
Lena lachte mit. „Ich meinte das ernst, du hast dich wirklich nicht schlecht angestellt fürs erste Mal. An deiner Körperspannung merkt man einfach, dass du Sport machst. Du hast ein super Gefühl für die Bewegungen entwickelt. Ich meld mich jedenfalls bei dir, bevor ich wieder zu Jazzman fahre. Kommende Woche bin ich mit meinen Schülern am Attersee auf Landschulwoche, aber die Woche darauf können wir uns gerne wieder treffen, wenn du möchtest.“
Mit diesen Worten rauschte Lena auch schon aus der Umkleide hinaus, auf direktem Weg in Marcos Arme. Die beiden würden wahrscheinlich den ganzen Vormittag aufeinanderkleben, und wir durften ihnen dabei zusehen, wie sie Blicke in Herzform austauschten. Isa verdrehte bereits genervt die Augen, doch ich konnte die beiden nur zu gut verstehen. Ich selbst grinste unaufhörlich von einem Ohr zum anderen und konnte es kaum erwarten, bis wir alleine waren und ich Isa alles erzählen konnte.
„Und mehr ist nicht gelaufen zwischen euch?“ Verständnislos schüttelte Isa ihren Kopf und ließ ihren geflochtenen Pferdeschwanz dabei energisch hin- und herwackeln. „Nur küssen und kuscheln“, bestätigte ich.
„Wieso? Wie hält man das überhaupt aus? Was heißt das jetzt für euch? Seid ihr zusammen? Hat es nicht einmal ein bisschen Gefummel gegeben? Will er nicht? Oder wolltest du nicht? Warte … hast du deine Tage?“
„Mann … Isa! Bitte … es dreht sich eben nicht immer alles nur um Sex. Und nein, ich hab nicht meine Tage. Es war einfach schön, nur die Nähe des anderen zu spüren.“
Meine Freundin musterte mich noch immer ungläubig, und ihr Kopfschütteln ließ nicht nach. „Irgendwas stimmt da nicht mit euch beiden …“
„Mensch, Isa, so was nennt man Romantik. Es geht nicht immer nur ums Vögeln. Es gibt auch Männer, für die Sex nicht zwingend an erster Stelle steht.“
„So kenne ich dich gar nicht. Was ist mit meiner Jana passiert, die mit Georg jede freie Minute im Bett verbrachte?“
„Musst du jetzt wieder mit dem kommen?“ Genervt seufzte ich und verdrehte die Augen. Ich wollte nicht schon wieder einen Streit mit Isa anfangen. Irgendwie tat Julian mir zwar unheimlich gut, jedoch vertrug sich die daraus resultierende Situation nur wenig mit meiner Freundschaft zu Isa.
„Wir waren einfach ständig geil aufeinander, was ja grundsätzlich nicht schlecht ist, doch hat so ein Zustand keine Zukunft. Das war es aber, was ich mir wünschte … was ich mir immer noch wünsche. Ich möchte von einem Mann als Frau, als Mensch geschätzt und geliebt werden und nicht wegen meiner Fähigkeiten im Bett.“
Isa zuckte mit den Schultern. „Wenn es dich glücklich macht, macht es mich das ebenfalls. Auch
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