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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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meinen Nerven am Ende. Isa genoss die Bauchpinseleien der beiden Männer, und ich gönnte ihr den Spaß von Herzen. Aber mir kamen die Sprüche plötzlich eine Spur zu übertrieben vor, sie wirkten irgendwie heuchlerisch und unehrlich. Wahrscheinlich waren sie das immer bei solchen „Vorstellungsgesprächen“ in einer Bar am Samstagabend, doch ich hatte ehrlich die Schnauze voll. Ich hatte weder Interesse zu flirten noch einen Mann kennenzulernen. Ich hatte alles, was ich wollte – auch wenn Julian zurzeit unerreichbar für mich in den Bergen war.
    Als wir uns kurz entschuldigten, um für kleine Mädchen zu gehen, fasste ich einen Entschluss: „Isa, wärst du mir böse, wenn ich dich alleine lassen würde? Ich bin müde, irgendwie spür ich Kopfschmerzen, und ich hör mein Bett bis hierher schreien.“
    Einen Augenblick musterte mich meine Freundin skeptisch.
    „Auf gut Deutsch, dir ist langweilig, du vermisst Julian und willst nach Hause?“
    Tja … aufgeflogen. „Wenn du es so ausdrücken willst … Wenn du möchtest, dass ich noch bleibe, dann tue ich das natürlich.“ Doch Isa winkte ab.
    „Weißt du was, wir gehen noch einmal zu den beiden zurück, verabschieden uns und nehmen uns ein Taxi. Im Prinzip sind die beiden wie meine Busfahrer. Nett und langweilig. Und ich steh wohl auf Arschlöcher.“ Dann hakte sie sich bei mir unter, und keine zwanzig Minuten später waren wir bereits auf dem Nachhauseweg.

    Mein Plan, so lange zu schlafen, bis ich von alleine munter werden würde, wurde an diesem Sonntag von meiner Mom durchkreuzt. Es war noch nicht einmal neun Uhr, als das Telefon läutete. Ich wusste sofort, weswegen sie vor ihrem Urlaub noch einmal bei mir anrief. Verschlafen verdrehte ich die Augen und schnaufte genervt, bevor ich abnahm und mich mit gewohnter Freundlichkeit meldete.
    „Guten Morgen, meine Liebe. Ich hab dich hoffentlich nicht geweckt?“
    „Nein, nein, ich war schon wach“, log ich, „ich wollte gerade aus dem Bett raus. Hast du gestern was vergessen?“ Besser gleich auf den Punkt lenken und es so schnell wie möglich hinter mich bringen, damit ich vielleicht doch noch zu etwas Schlaf kam.
    „Nein, ich nicht. Du etwa?“ Sie zog den letzten Satz provokant in die Länge und sprach für meinen Geschmack mindestens eine Oktave zu hoch.
    „Was möchtest du denn wissen, Mama?“
    „Ach, komm schon, Jana-Schatz, du weißt, wovon ich spreche. Ich meine deine gute Laune, die du versprüht hast, als du bei uns zu Besuch warst. Was ist der Grund dafür? Geht es um einen Mann? Hast du jemanden kennengelernt? Ich konnte in deinen Augen doch so ein besonderes Strahlen sehen!“
    War es mir tatsächlich schon von Weitem anzusehen, wie es in mir aussah? Oder wusste meine Mom nur Bescheid, weil sie mich so gut kannte? Ich merkte, dass mir ein hysterischer Lacher entfuhr, der mich natürlich noch mehr in Erklärungsnot brachte, als er hilfreich war.
    „Mama, du fantasierst. Du hättest euch beide mal sehen sollen! Vielleicht hast du dich ja nur selbst in meinen Augen gesehen. Ihr wirkt wie frisch verliebt …“
    „Du weichst mir aus. Also sag schon, was ist los? Spann mich nicht auf die Folter! Du willst mir doch nicht meinen Urlaub verderben, indem du mich Tag und Nacht grübeln lässt?“
    Mir klappte die Kinnlade nach unten, ich war sprachlos. Da kam sie mir einfach mit Erpressung! Dabei hatte sie ja keine Ahnung, dass ich ihr genau die Grübeleien ersparen wollte. Aber gut, was sollte ich machen, sie würde so oder so nicht locker lassen. Also kapitulierte ich.
    „Ja, es geht um einen Mann. Aber ich habe ihn nicht erst vor Kurzem kennengelernt, wir sind uns bereits vor vielen Jahren das erste Mal begegnet.“ Ich ließ diesen Satz mal so im Raum stehen und wartete auf eine Reaktion.
    Schweigen.
    „Als wir noch Teenager waren“, fügte ich hinzu. Dann hörte ich förmlich den Groschen fallen. Meine Mutter schnappte hörbar nach Luft, und ich hatte schon Angst, sie würde mit dem Telefon in der Hand umkippen.
    „Du meinst doch nicht … Julian?“ Ihre Entrüstung machte mir ein schlechtes Gewissen, denn das war die Bestätigung, dass ihr das Thema übel aufstieß. Zuerst brachte ich nur ein beschämtes „Mhm“ aus mir raus. Doch dann wollte ich mich verteidigen, wollte Julian verteidigen, denn er war kein schlechter Mensch, auch wenn meine Mom noch der Meinung war. Hier war unbedingt ein Update nötig, und ich konnte mich plötzlich gar nicht mehr bremsen.
    Schnell schwang ich

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