Auf Umwegen ins Herz
jaja, der Stalker steckte wohl auch in mir – als ich kurz vorm Zuklappen meines Laptops ein kleines Pop-up sah. Julian hatte meinen Status kommentiert! Ich war total überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet. Doch wahrscheinlich machten auch er und seine Freunde eine kurze Pause, die er offensichtlich nutzte, um meinen Post zu liken und seinen Senf dazuzugeben.
Julian König
Mich? ;-)
Ich stieß ein undefinierbares Quietschen aus, gesteuert von den Glücksgefühlen, die durch mich hindurchrasten. Und ja, er hatte recht – ich wollte ihn. Voll und ganz und unwiderruflich.
Jana Sommer
Du kommst ja leider erst so spät, da muss ich wohl mit einer Liebesgeschichte in Buchform vorliebnehmen. :-)
Ich wartete noch einen kurzen Augenblick, doch als keine Antwort mehr kam, klappte ich den Laptop zu. Zur Sicherheit legte ich mein Handy jedoch in greifbare Nähe. Würde noch jemand einen Kommentar schreiben, würde ich es am Smartphone lesen. Dann schlug ich das Buch auf und verlor mich in der wunderbaren Welt der Gefühle eines jungen Mädchens und ihrer ersten großen Liebe.
Die Zeit verging wie im Flug, und nach knapp der Hälfte des Buches meldete sich der Hunger. Meine letzte Mahlzeit lag eine halbe Ewigkeit zurück, und die Schokolade konnte das leere Gefühl in der Magengegend nur geringfügig überdecken. Auf Kochen hatte ich aber keine Lust. Immerhin hatte ich heute stundenlang die Wohnung geputzt und mir somit eine Belohnung verdient. Abgesehen davon: Warum sollte ich jetzt die Küche wieder versauen?
Ich wählte also die Nummer des Pizzalieferanten. Ich bestellte eine Pizza mit Schinken, Brokkoli und Mais, bevor ich sofort wieder im Buch versank und die Welt um mich erneut vergaß.
Ich war froh, als es endlich an der Tür läutete. Mein Magen knurrte, als ich den Türöffner drückte und die Haustüre einen Spalt öffnete. Dann eilte ich noch einmal ins Wohnzimmer zurück, hatte ich doch aus lauter Vorfreude auf mein verspätetes Mittagessen meine Geldtasche auf dem Tisch liegen lassen.
Als ich zurück in den Vorraum kam und sah, wer in der Tür stand, traf mich jedoch fast der Schlag, und mein Hunger war wie weggeblasen.
Kapitel 13
Was zum Teufel …?
Vor mir stand Georg!
Ich war viel zu perplex, um sofort reagieren zu können, um ihn wegzuschicken oder zumindest, um ihn daran zu hindern, meine Wohnung zu betreten. Als er die Tür hinter sich schloss, wurde ich nervös. Wortlos starrte ich ihn an, war auf alles gefasst, was jetzt kommen könnte. Meine Sinne waren geschärft.
„Hallo, Jana.“ Seine Stimme war ein raues Flüstern. Sein Blick dazu nicht zu deuten. Wie fremd mir dieser Mensch geworden war, der noch vor wenigen Monaten mein Ein und Alles war. Erst jetzt musterte ich ihn von oben bis unten und stellte erschrocken fest, wie erbärmlich er aussah mit seinem Dreitagebart, der nichts mit dem sexy Bart von Julian gemeinsam hatte. An Georg wirkte er eher ungepflegt. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe erkennbar. Seine zerknitterte Kleidung versuchte zu verbergen, wie dünn, wenn nicht sogar ausgemergelt, er in den letzten Monaten geworden war. Als wir noch zusammen waren, war er zwar nicht dick, jedoch hatte er überall seine Pölsterchen, die auf guten Appetit hinwiesen. Schweißgeruch kroch mir in die Nase, den mir der Windzug, der durch das Schließen der Tür entstanden war, entgegenwehte.
„Was willst du, Georg?“ Meine Verachtung und meinen Ekel vor ihm konnte ich nicht verbergen.
„Jana, ich brauche dich! Du brauchst mich!“
Mit diesen Worten kam er mit ausgebreiteten Armen noch einen Schritt auf mich zu. Mein Herz pochte bis zum Hals, und ich hatte plötzlich panische Angst. Sein Blick war wirr, und ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte, zu was er fähig war. Ich überlegte kurz, wo ich mein Handy abgelegt hatte. Auf dem Wohnzimmertisch. Viel zu weit weg, um ungesehen danach zu greifen und Hilfe zu rufen.
„Verschwinde sofort aus meiner Wohnung, bevor ich die Polizei rufe!“ Ich hoffte nur, dass er nicht einen Blick ins Wohnzimmer warf.
Georg lachte kehlig, warf dabei seinen Kopf in den Nacken und jagte mir einen Schauer über den Rücken. „Komm her zu mir, Jana.“ Panik stieg in mir auf, als ich den Schuhschrank in meinem Rücken spürte.
„Ich schwöre dir, wenn du mich anfasst, schreie ich das ganze Haus zusammen!“ Meine Stimme versagte fast bei diesen Worten, denn die Angst schnürte mir inzwischen die Kehle zu. Sein teuflisches Grinsen wurde
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