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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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nur noch breiter. Sein Atem stank und vermischte sich mit seinem Schweißgeruch – mir wurde augenblicklich übel.
    „Das meinst du doch nicht so, liebste Jana. Du brauchst mich, du vermisst mich. So, wie ich dich vermisst habe. Jeden einzelnen Tag. Doch nun sind wir wieder zusammen. Wir waren doch so glücklich miteinander. Gib es zu, du denkst jeden Tag an mich. Ich denke jeden Tag an dich, Jana, jeden verdammten Tag!“
    Ein schrilles Klingeln ließ uns zusammenzucken, und Georg machte reflexartig einen Schritt zurück.
    „Wer ist das?“, herrschte er mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    „Der Pizzabote.“ Ich wedelte mit meiner Geldtasche vor seinem Gesicht, als wollte ich ihm das Beweisstück zeigen. „Auch wenn es dich eigentlich nichts angeht, wer bei mir läutet“, fauchte ich ihn an und schob mich an ihm vorbei, um die Tür zu öffnen. Ich war wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so froh, eine Pizza geliefert zu bekommen.
    Die Glocke schrillte erneut, genau in dem Moment, als ich die Tür aufriss und einen untersetzten Mann mit rotem Käppi und einer Isoliertasche in der Hand vor mir stehen sah. Mit gelangweiltem Blick reichte er mir die Pappschachtel aus seiner Warmhaltetasche, aus der es nach Schinken und Käse roch, und ich bezahlte mein Essen. Wahrscheinlich hatte er Georg hinter mir nicht einmal wahrgenommen.
    Der Mann verschwand Richtung Aufzug, und ich war wieder alleine mit meinem Ex. Langsam drehte ich mich um.
    „Georg, los, verpiss dich! Du hast hier nichts mehr verloren!“ Die Haustüre ließ ich offen, in der Hoffnung, ihn so schnell wie möglich auf die andere Seite der Türschwelle zu bringen. In der Zwischenzeit hatte er jedoch anscheinend die Strategie geändert, denn sein drohender Blick war einem flehenden gewichen.
    „Jana … Schatz … hör zu … gib uns noch eine Chance! Ich habe meine Frau verlassen. Ich möchte wieder mit dir zusammen sein, ich will, dass es wieder ein WIR gibt.“ Mit diesen Worten kam er erneut auf mich zu. „Es tut mir so leid, ich weiß nicht, was in mich gefahren war, als ich dir damals die ganzen Lügen erzählt habe. Ich wollte als etwas Besseres dastehen, ich wollte einen ordentlichen Eindruck bei dir hinterlassen. Und ich war überzeugt davon, dass du an mir nicht interessiert wärst, würdest du wissen, dass ich nur ein einfacher Bauingenieur bin.“
    „Du fantasierst …“
    „Aber ist es nicht so? Ihr Frauen steht doch alle auf die Abenteurer, auf Männer in Uniformen. Ich dachte nicht an die Folgen, als ich dir erzählte, dass ich Pilot sei. Und als du mir geglaubt hast, sah ich keinen Ausweg mehr aus meinem Lügengeflecht.“
    „Ja klar … eine Schaufel Mitleid für den armen Georg. Pah!“
    „Schatz … ich wollte dich nicht verlieren, ich hatte mich von Anfang an in dich verliebt. Also habe ich das Netz weitergesponnen und besorgte mir Pilotenmagazine, um über ‚meine‘ Arbeit reden zu können.“
    Fassungslos hörte ich mir sein Geschwafel an. Mit einer Hand hielt ich noch immer die Tür auf. Mund und Augen hatte ich ungläubig aufgerissen.
    „Was zum Teufel …?“ Ich schüttelte fassungslos den Kopf. „Georg, was willst du damit bezwecken? Denkst du wirklich, wenn du hier angetanzt kommst, würde ich dich wieder zurücknehmen?“
    Die Pizza in meiner Hand wurde schwer, und die Hitze, die durch den Karton kroch, schmerzte an meinen Fingerkuppen. Der Appetit war mir inzwischen vollkommen vergangen, also stellte ich den Karton auf meinem Schuhregal ab, um ihn nicht länger halten zu müssen.
    „Natürlich, Jana-Schatz!“ Georg wirkte nicht auf mich, als würde er sich so schnell geschlagen geben. Jedoch war mir sein Anblick in meinen vier Wänden zuwider. Ich hatte monatelang darum gekämpft, das Bild von ihm in meiner Wohnung aus meinem Kopf zu bringen, und das sollte sich jetzt nicht wieder dort einbrennen. Auch, wenn es nun unter anderen Umständen und mit anderen Emotionen verbunden geschah. Meine Wohnung sollte ab sofort und zukünftig Georg-frei sein und bleiben. Ich hatte keinerlei positive Gefühle mehr für ihn. Wie erbärmlich war es doch, hier bei mir angekrochen zu kommen – offensichtlich ungewaschen und definitiv nicht mit frischer Kleidung – und darum zu betteln, dass ich ihn wieder zurücknehmen sollte!
    „Georg, es gibt kein wir. Das wird es nie wieder geben. Und genau genommen gab es das auch nie. Ich kann nicht einmal sagen, dein Zug ist abgefahren, denn es gab nie einen. Denkst du denn wirklich,

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