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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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mich aus dem Bett (ich war sowieso zu munter, um noch eine Runde zu schlafen) und schaltete die Kaffeemaschine ein, während ich ihr von Julian und mir erzählte. Wie alles begann, als wir jung waren – ich brachte sie auf den neuesten Stand meiner Erkenntnisse. Ich schwärmte von seinem Beruf und von Neele, von seiner Schwester Lena und Jazzman.
    „Wie du siehst, brauchst du dir also keine Sorgen machen. Julian ist ein anständiger Mann. Er wird mir mit Sicherheit nichts Schlimmes antun. Du kannst also beruhigt in Urlaub fahren, und wenn du möchtest, stelle ich euch danach vor. Dann kannst du dir ja selbst ein Bild von ihm machen.“
    „Aber er hat dir bereits Schlimmes angetan! Wie kannst du das jetzt so locker sehen, wo du dich vor Kurzem noch damit gequält hast, mein Schatz? Er hat etwas in dir kaputt gemacht, dir deine Jugend versaut. Denkst du, dass er das wiedergutmachen kann? Lässt du dich so leicht von ihm um den Finger wickeln?“ Meine Mutter regte sich richtig auf, sodass ich schlucken musste.
    „Jana, du weißt, wie lieb ich dich habe und dass ich dir nur das Beste wünsche. Ich wünsche mir nichts mehr für dich, als dass du glücklich bist. Aber als deine Mutter und Freundin möchte ich nicht, dass dir jemand wehtut. Sei das physisch oder psychisch.“
    „Mom, natürlich versteh ich dich. Aber du musst keine Angst haben. Du weißt doch, ich bin ein großes Mädchen, ich bin zäh und stark. Du kannst also wirklich beruhigt in den Urlaub fahren.“
    Ich spürte ihr Misstrauen immer noch, das förmlich durch das Telefon zu mir kroch. Doch sie widersprach mir nicht mehr.
    Zu gerne hätte ich das Gespräch unter vier Augen geführt. Dann wäre jetzt der Zeitpunkt gewesen, an dem ich sie fest in meine Arme geschlossen hätte, um ihre Sorgen wegzuwischen und ihr klarzumachen, dass sie viel zu ängstlich war. So blieb mir nur, ihr noch einmal einen schönen Urlaub im Schwarzwald zu wünschen, bevor ich leicht betrübt auflegte.
    Ihre Sorge war natürlich unbegründet, davon war ich überzeugt – und doch hinterließ sie einen schalen Nachgeschmack. Ein Teufelchen flüsterte mir leise ins Ohr: „Und wenn was dran ist …?“ Ich versuchte, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
    Ein Blick aus dem Fenster machte die meisten meiner Pläne auf einen Schlag zunichte. Es goss in Strömen, und somit beschloss ich, es mir zu Hause gemütlich zu machen.
    Der Wolkenbruch brachte zum Glück eine Abkühlung mit sich. Ich riss alle Fenster meiner Wohnung auf, um die Hitze nach draußen und die frische Regenluft hereinzubringen. Noch immer planlos grübelte ich, wie ich mich ablenken und die Zeit totschlagen konnte, bis Julian mich spätabends besuchen kommen würde. Er hatte mir versprochen, auf jeden Fall noch am Sonntagabend bei mir vorbeizuschauen.
    Ich schielte auf die digitale Zeitanzeige meines Backofens, die mir in freundlich warmem Rot die Uhrzeit entgegenlächelte: 10:04. Hieß für mich im Idealfall neun Stunden zu überbrücken. Worst case: zwölf Stunden. ZWÖLF!
    Bereits in der Schule hatte ich mir angewöhnt, immer mit dem Schlimmsten zu rechnen. Sollte das Ergebnis wider Erwarten besser ausfallen, gab es einen Grund zur Freude. Wenn nicht, hatte ich mich bereits seelisch auf die schlechteste Situation vorbereitet und war dann weniger deprimiert. Die Bildungsanstalt hatte ich jedenfalls auf diesem Weg passabel überstanden.
    Also … was konnte ich in den verbleibenden zwölf Stunden anfangen? Ich beschloss, meine Wohnung sauber zu machen und schwang somit drei Stunden singend und pfeifend das Putztuch und den Wischmob. Anschließend gönnte ich mir eine Kaffeepause. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich warten hasse?
    Das Wetter blieb unverändert, also beschloss ich, etwas zu lesen. Ich fischte eine meiner neuen Errungenschaften aus dem Bücherregal, eine Liebesgeschichte in Tagebuchform, die mir die Bedienung in Marcos Café bei einem meiner letzten Besuche empfohlen hatte. Laut Rezensionen handelte es sich hierbei um leichtes Material, ideal zum Berieseln und Schmachten – heute genau das Richtige für mich.
    Passend zum Thema Tagebuch und weil ich mich aufs Lesen freute, beschloss ich noch, einen Post auf mein Facebook-Profil zu stellen.

    Jana Sommer
    Ich mach es mir jetzt auf der Couch gemütlich – Liebesroman in der einen Hand, Schokolade in der anderen. Was will frau mehr?

    Kurz scrollte ich noch die Timeline nach unten, um zu sehen, was sich bei meinen Freunden tat –

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