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Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Titel: Auf Umwegen zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesca de Montagna
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Hause. Wir wohnten im gleichen Viertel, in der Nähe der Königsallee, kurz Kö genannt. Ein nicht endender Strom von Menschen wälzte sich über die exquisite Einkaufsmeile. Jeder wollte einmal sagen können: „Wir waren bei Heinemann oder Hemesath auf der Kö zum Kaffeetrinken!“ Kinder fütterten Schwäne und Enten, die im Stadtgraben der Düssel paddelten und sich um das Futter stritten. Einige ganz Mutige benutzten den Tritonenbrunnen als Klettergerüst, was natürlich Ordnungshüter auf den Plan rief. Die Kletterei ist nicht ganz ungefährlich, denn die Steine sind bemoost und glatt. Außerdem ist es auch noch verboten.
    Schließlich standen wir vor meinem Elternhaus. „Komm rein!“, bat ich Tessa, „lass uns zuerst eine Erfrischung nehmen, bevor wir an die Planung gehen!“ „Ruh’ Du Dich erst einmal aus“, beschwor mich Tessa, „Du in Deinem Zustand solltest Dir etwas mehr Ruhe gönnen.“ „Hör auf, mich zu bemuttern, ich bin nicht krank, nur ein kleines bisschen schwanger“, murmelte ich, war aber dankbar für Tessas Vorschlag.
    Die folgenden Tage waren mehr als turbulent. Missmutig wälzte ich mich im Bett herum, als der Wecker klingelte. Tessa erging es ähnlich. Wir schlüpften in unsere ältesten Jeans, zogen ein dünnes T-Shirt über den Kopf und machten uns tatendurstig ans Werk. Tagsüber war es unerträglich heiß, trotz Durchzug und herunter gelassener Jalousien. Zirka hundert Umzugskartons stapelten sich mittlerweile in meiner Wohnung. Vorhänge und Gardinen ließen wir für die Käufer des Hauses hängen. Nun mussten noch der Dachboden und der Keller entrümpelt werden. Über eine Leiter, die aus der holzvertäfelten Decke nach unten gezogen wurde, kletterten wir hinauf zum Speicher. Entgeistert schauten wir uns um. Der Dachboden glich einer Gerümpelkammer. Truhen, Stühle und Kommoden türmten sich übereinander. Alles staubsicher mit Tüchern abgedeckt. Kisten mit Büchern, Kinderspielzeug, Weihnachtsdekoration und vieles andere mehr. Bei weiterem Stöbern entdeckte ich in der hintersten und dunkelsten Ecke einen Gegenstand, der mir irgendwie bekannt vorkam. Vorsichtig überstieg ich herumliegende Gegenstände, bemüht, auch ja nichts kaputt zu machen. Dann zog ich das mit Spinnweben behangene Tuch zur Seite und schrie begeistert auf. Mein altes Schaukelpferd, das ich zum zweiten Geburtstag von meinen Eltern geschenkt bekommen und schon verloren geglaubt hatte. Hier fristete es seit Jahren unbeachtet sein Dasein. Das Zaumzeug und der lederne Sattel waren noch vorhanden. Die silbernen Sporen und die Reitpeitsche fand ich nach längerem Suchen in einer der uralten Truhen. Einen Augenblick fühlte ich mich wieder wie ein kleines Mädchen. Liebevoll streichelte ich mit meiner Hand über den Kopf des Pferdes und zog es ans Licht. „Du gehst mit nach Mallorca“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Dich kann ich für die Kinder gut gebrauchen.“ In meiner Fantasie bildete ich mir ein, dass das Pferdchen mir zublinzelte und freudig seine Mähne schüttelte.
    Durstig und ausgelaugt schleppten wir uns um die Mittagszeit durch die aufgestapelten Kartons hindurch in die Küche. „Einen Kaffee“, stöhnte Tessa, „einen Tee“, ächzte ich. Leider war die Kaffeemaschine bereits eingepackt, aber der Wasserkessel war noch vorhanden. Tessa jagte zuerst das Kaffeepulver durch den Filter, drei gehäufte Teelöffel mindestens, um anschließend in den gleichen Filter, es war nur noch einer vorhanden, den Teebeutel zu hängen. „Igitt!“, kreischte Tessa. Der Kaffee weckt Tote. Und ich brüllte zurück: „Mein Tee schmeckt nach Kaffee!“ Soviel zum aufgelösten Haushalt.
    Wir waren noch in der Küche, als jemand klopfte. „Herein!“, riefen wir unisono. Der Spediteur stampfte durch die Tür. Drei Tage lang hatten die Packer einer Düsseldorfer Umzugsfirma mit Hand angelegt. Endlich waren die letzten Utensilien verpackt und die Kartons zugeklebt. „So, ich schätze, das waren die letzten.“ Suchend schaute er sich um, ob auch ja nicht noch etwas liegen geblieben war. Die Packer hatten gute Arbeit geleistet. Am Ende waren nur noch die Möbel übrig, die vom Käufer übernommen worden waren. „Jetzt holen wir noch die Kartons bei ihrer Freundin ab. Morgenfrüh fahren wir los und sind in zwei Tagen auf Mallorca.“
    Die letzten Tage in Deutschland waren wie im Flug vergangen. Neue Anschriften hinterlassen, Abmeldebescheinigungen beim Einwohnermeldeamt ausfüllen, Pässe ändern, Flugtickets

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