Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
ungebändigten Locken zusammen. „So, jetzt kann’s losgehen!“ Amüsiert stellte ich fest, dass Flavio nervös war, wobei ich doch eigentlich allen Grund hatte, zappelig zu sein. Er zeigte mir, wo die Gewürze standen und machte sich seinerseits am Ofen zu schaffen. Ein würziger, appetitanregender Duft nach Tomaten, Chili und Knoblauch stieg aus der Pfanne auf. Schnuppernd hob ich mein Näschen, beugte mich vor und sog das Aroma tief ein. „Wie verführerisch!“ Flavio drehte sich zu mir herum und fragte neckend: „Wer, der Duft oder ich?“ „Nun, der Duft natürlich!“, antworte ich schlagfertig. Flavio zog eine Grimasse und schien untröstlich. Tänzelnd kam er auf mich zu. „Achtung!“, schrie ich und deutete auf die Pfanne, „kümmere Dich lieber um das Essen, es brutzelt viel zu stark!“
Auf der Terrasse stehend schaute Tessa in Richtung Küche und meinte: „Ob das was wird, die beiden alleine in der Küche?“ Edmundo schmunzelte: „Keine Sorge, Flavio ist berühmt für seine Menüs, und seine Dessert-Kreationen sind ein Gedicht!“ wobei er genießerisch die Augen verdrehte.
„Tisch decken, Kerzen anzünden, Wein einschenken!“, kam eine Stimme aus der Küche: „Wir kommen!“ Unverzüglich kam Edmundo dem Befehl nach. Im Handumdrehen waren Geschirr und Leuchter ordentlich aufgestellt. Kleine und große Kerzen ließen den Tisch erstrahlen. Mit erwartungsvollen Augen wurden wir empfangen. „Das wurde aber auch Zeit. Uns knurrt schon der Magen!“, rief Edmundo. Eine riesige, dampfende Pfanne Paella kam auf den Tisch. Das Essen roch köstlich. Hungrig griffen die beiden nach den Löffeln. „Halt!“, gebot Flavio, „bevor wir uns über das Abendessen hermachen, möchte ich einen Toast auf meine Mitköchin ausbringen!“ Er hob das Glas, verbeugte sich vor mir und rief: „Danke Dir, liebe Livi, Danke, dass Du mir tatkräftig zur Seite gestanden hast. Und nun dürft Ihr!“ Im wahrsten Sinne des Wortes fielen wir wie ausgehungerte Wölfe und mit wahrer Begeisterung über das Essen her. Die Stille des Abends wurde einzig und allein durch das Klappern von Gabeln und Löffeln sowie beifälliges Gemurmel unterbrochen. Ein Zeichen, dass das Essen gelungen war. „Und wo bleibt das Dessert?“, muffelte Tessa, die noch dabei war, den letzten Bissen runterzuschlucken. „Zu Befehl, meine Dame!“, konterte Flavio, warf seine Serviette auf den Tisch und sprintete in die Küche. „Du bist unmöglich!“, flüstere ich Tessa zu. „Ach!“, meinte sie ganz entspannt, „Edmundo hat dermaßen enthusiastisch von diesen Gaumenfreuden geschwärmt, dass ich es nicht abwarten kann, davon zu kosten.“ Tessa liebte Schokolade über alles. Sie sagte immer: „Es gibt nichts Sinnlicheres, als ein geschmolzenes, zartes Schokotäfelchen auf der Zunge.“ Die Tür schwang auf - Flavio erschien und balancierte ein Tablett vor sich her. Brennende, knisternde Wunderkerzen umgaben das Gebilde. „Was gibt’s denn, lass sehen!“, rief Edmundo, der sich als bekanntes Leckermaul nicht gedulden konnte. Und da stand sie, die Köstlichkeit: Frische Erdbeeren in grünem Pfeffer gewälzt, aromatisiert mit Amaretto, dazu geschlagene Sahne, und, wie konnte es anders sein, garniert mit hauchdünnen Schokotäfelchen - ein Hochgenuss! „Achtung“, rief Flavio, „die Schälchen sind nicht zum Mitessen gedacht, Ausschlecken wird gestattet!“
Nachdem das letzte Krümelchen verzehrt war, erhob sich Tessa, tätschelte ihren Bauch und erklärte: „Nach diesem opulenten, kalorienhaltigen, überaus köstlichen Genuss muss ich mir unbedingt die Füße vertreten!“ Sie ergriff Edmundos Hand und zog ihn mit sich hinunter zum Swimmingpool.
Nun war der Augenblick gekommen, den ich so sehr fürchtete. Ich musste Flavio einfach die Wahrheit sagen. Etwas anderes hatte er nicht verdient. Während die Kerzen im leichten Abendwind flackerten und das letzte Sonnenlicht hinter den Bergen verschwand, wandte ich mich um und bat Flavio, sich doch zu mir zu setzen. „Flavio“, begann ich stockend, „ich muss mit Dir reden!“ Er rückte ganz nah an mich heran. Ich spürte förmlich seine Wärme. Seine Augen wanderten über meinen Mund und meinen Hals. Verunsichert zögerte ich einen Moment, ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. „Ich ..“, begann ich, weiter kam ich nicht. Flavio legte seine Hand auf meinen Mund. Er nahm mich einfach in den Arm, drückte einen Kuss auf mein Haar und murmelte an meinem Ohr: „Ich weiß, ich weiß,
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