Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
einen überraschten Schrei auszustoßen. „Nein, das gibt’s doch nicht, wie wunderbar!“ und schon flog sie überschäumend vor Glück in Edmundos Arme.
Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was da vor sich ging. Vorsichtig linste ich erst einmal um die Ecke und schlug vor Begeisterung die Hand vor den Mund. Erst dann erblickte ich Flavio, der sich im Schatten des Patios etwas zurückgehalten hatte. Die Luft um uns herum vibrierte. Verlegen standen wir voreinander und wussten nicht, wie wir uns verhalten sollten. Flavio tat den ersten Schritt, ich den zweiten - und schon war die Unsicherheit verflogen. „Hallo Livi!“, ertönte seine etwas rauchige Stimme, die mich wie Samt umschmeichelte und mich schwindelig werden ließ. Seine Augen hatten einen weichen Ausdruck, der mehr sagte, als sein Mund auszudrücken vermochte. Eine ungewohnte Wärme stieg in mir auf. Meine Wangen wurden von einer spontanen Röte überzogen, mein Herz klopfte schneller, als es eigentlich sollte und ein Kribbeln rieselte meiner Wirbelsäule hinunter. Wie gern hätte ich mich an ihn geschmiegt, mein Gesicht an seines gelegt.
„Was ist nur in mich gefahren“, dachte ich im gleichen Moment und zog mich innerlich zurück. Es war mir völlig rätselhaft, was soeben über mich gekommen war. War es die Sehnsucht nach einer liebevollen Beziehung? Meine Gefühle machten mir Angst. Dieses prickelnde Gefühl unter der Haut, das ich fast vergessen hatte. Flavio bemerkte meine Zurückhaltung, die er, ohne darauf einzugehen, akzeptierte, leider akzeptieren musste. Leicht legte er seine Hand auf meinen Arm und führte mich zu Tisch.
Die Morgendämmerung war nicht mehr allzu weit entfernt, als wir uns schließlich nach oben begaben. „Weißt Du was“, fragte Tessa mich, „Du wirst es nicht glauben, ich habe….“ - „Lass mich raten“, gluckste ich, „Du hast Dich verliebt in einen großen, gut aussehenden, attraktiven Mann namens Edmundo!“ - „Woher weißt Du?“, erkundigte sie sich scheinheilig. „Oh, das war nicht zu übersehen. Du hast ihn ja geradezu mit Deinen Blicken verschlungen!“ Kichernd wie junge Mädchen erreichten wir unsere Schlafzimmer, krochen müde unter die Decken und ersehnten mit Ungeduld den morgigen Tag.
Es vergingen noch zwei Tage, bevor wir wieder etwas von unseren Freunden hörten. Am späten Nachmittag - ich saß vor meinem Laptop - ging eine Mail ein:
Liebe Freunde,
kommt doch morgen Abend zum Essen. Ich werde uns etwas Leckeres kochen. Ich würde mich freuen, Euch um 18:00 Uhr in meinem Chalet begrüßen zu dürfen. Mitbringsel: Großen Hunger und gute Laune.
Um Antwort wird gebeten!
Flavio
Endlich hatten sich Flavio und Edmundo gemeldet. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Schnell tippten wir eine Antwort:
»Kommen gerne und freuen uns auf den morgigen Abend.“
Tessa, Edmundo und Olivia
Am nächsten Abend, pünktlich um achtzehn Uhr, erschienen wir drei bei Flavio. Lächelnd empfing er uns an der Terrassentür: „Kommt herein, gleich geht’s los. Zuvor möchte ich Euch jedoch noch meine liebsten Kumpels vorstellen.“ Wir schauten uns verblüfft an. Was kam denn nun? Ein leises Kratzen und ein lautes Fiepen, ein Schubs, die Tür flogen auf, und herein purzelten zwei Kinder in Schlafanzügen und ein Dackel. Alle drei flitzten auf Edmundo zu, der sich nicht zu halten wusste. Ehe er sich retten konnte, lag er auch schon auf dem Teppich, und alle drei warfen sich mit Indianergebrüll und Gebell auf ihn. „Das ist meine Rasselbande“, erklärte Flavio. Meine Söhne, Rico und Luis sowie Purzel, unser Polizeihund.“ Er seufzte, schaute sich die Balgerei an und meinte: „Gute Erziehung sieht anders aus! „So, Jungs, kommt her, ich möchte Euch zwei netten Damen vorstellen. Das ist Tessa, Edmundos Freundin, den kennt ihr ja, und das ist Olivia.“ „Ist sie Deine Freundin“, fragte Luis?“ „Jetzt aber Abmarsch und ins Bett. Vor morgen früh will ich von Euch nichts mehr hören! Und Purzel schläft in seinem Körbchen, verstanden?“
Als die Bande verschwunden war, drehte er sich um und fragte: „Und wer geht mit mir in die Küche und kümmert sich um den Salat?“ „Na, geh schon“, flüsterte Tessa mir zu, „wir kommen in der nächsten Stunde auch ohne Dich aus.“
Unsicher betrat ich die Küche. „Was kam da wohl auf mich zu?“ Flavio band sich eine weiße Küchenschürze um und setzte eine Kochmütze auf. Er reichte mir ebenfalls eine und band mit einem Stirnband meine
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