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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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sitzen. Das war im Sommer recht anstrengend, mindestens dreizehn Stunden konzentrierte Arbeit am Tag in einem kleinen Glaskasten mit fast wirkungsloser Klimaanlage. Dennoch erledigte er diese Aufgabe gern, weil hier oben alle Fäden zusammenliefen und man immer über alles, was im Verein geschah, informiert war.
    Holten schloss die Tankstelle auf, holte den Startwagen aus der Garage und fuhr die Landebahn ab, um eventuelle Hindernisse festzustellen, dann öffnete er die Hangars und ging zum Tower hinauf, um Startlisten und Kasse zu prüfen. Pünktlich um neun Uhr stellte er das Telefon und das Funkgerät an. Der Flugbetrieb konnte beginnen.
    Als Flugleiter hatte er dafür zu sorgen, dass alle Bewegungen am Platz, in der Luft und auf den Flugbetriebsflächen reibungslos, geordnet und sicher abliefen. Weiterhin hatte er die Charterungen der Flugzeuge zu organisieren, Gastflüge zu verkaufen und die Kasse zu führen. Im Großen und Ganzen war der Flugleiter während der Betriebszeit für alles zuständig, außer der Technik und der Restauration.
    Holten hatte ursprünglich vorgehabt, heute noch einmal in Ruhe mit Riecker zu sprechen, doch es war bereits abzusehen, dass daraus nichts werden konnte. Der Wetterbericht hatte für den heutigen Tag bestes Flugwetter prognostiziert, wenige, hohe Wolken, Wind auf der Bahn, Sichten von Pol zu Pol, und das bedeutete viele Anrufe, viele Flugschüler, viele Piloten, viele Gastflüge und viele Fremdflugzeuge.
    Unten wurden die Schul- und Reisemaschinen auf die ersten Flüge vorbereitet, als das erste Fremdflugzeug sich im Funk meldete. Fremdmaschinen wurden die Flugzeuge genannt, die nicht am Platz stationiert waren. Holten informierte den Piloten über die Landerichtung. Heute, bei Nordwind, in Richtung Norden, die Drei-Sechs. Er merkte schnell, dass der Pilot ein Sonntagsflieger und schlecht vorbereitet war, denn er flog die Platzrunde, die vorgeschriebene Anflugroute, auf der falschen Seite des Platzes. Als der Pilot auf dem Tower erschien, um die Landegebühren zu entrichten und die Landezeit zu erfragen, machte Holten ihn auf seinen Fehler aufmerksam, und der Pilot versprach, sich beim nächsten Mal besser zu informieren.
    Der Flugbetrieb und damit die Arbeit auf dem Tower nahmen zu. Holten musste viele an- und abfliegende Maschinen gleichzeitig im Auge behalten. Er fühlte sich wie ein Towerlotse in Frankfurt. Der erste Besucher, der beim Anflug Probleme gehabt hatte, wollte wieder starten, und Holten versäumte es, ihn noch einmal auf die vorgeschriebene Abflugroute hinzuweisen. So trat ein, was eigentlich nicht hätte passieren sollen. Er startete in Richtung Norden und stieg geradeaus und mit voller Motorleistung direkt über den bebauten Gebieten von Hellwege. Hier wohnten einige Mitbürger, die den Fliegern nicht unbedingt wohlgesonnen waren. Der Verein war im Ort wohlgelitten, doch einige Einwohner gab es doch, die sich sogar beim Überflug eines Segelflugzeuges über Lärm beschwerten. Holten wusste bereits, was kommen würde, und wenig später ging auch prompt das Telefon.
    »Flugplatz Weser-Wümme, Holten.«
    »Pauschen, Hellwege.«
    Es war nicht das erste Mal, dass Pauschen anrief. Er war Rentner und hatte sein Einfamilienhaus nördlich des Platzes in Verlängerung der Startbahn gebaut. Aus diesem Grunde war das Grundstück dort wahrscheinlich auch etwas preisgünstiger gewesen. Pauschen beobachtete den Flugbetrieb sehr genau und beschwerte sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
    »Herr Holten, es ist nicht das erste Mal, dass ich anrufe, und ich habe mich immer wieder beschwichtigen lassen. Aber am Samstagmorgen ein so lautes Flugzeug so tief über unserem Haus kann und darf nicht sein! Nicht nur dass ...«
    »Entschuldigen Sie, Herr Pauschen«, Holten versuchte es zunächst beschwichtigend mit der Standardantwort, »die Maschine, die Sie meinen, stammt nicht von unserem Platz. Sie wissen, dass unsere Piloten für diese Thematik sensibilisiert sind und nicht in der Weise abfliegen.«
    »Ja, ja, das weiß ich ja, ich kenne inzwischen ja auch Ihre Maschinen«, er war schon etwas ruhiger geworden, »es sind ja diese fremden Flugzeuge, gegen die Sie endlich etwas unternehmen müssen!«
    »Aber wir können keinem Piloten verbieten, unseren Flugplatz anzufliegen, wenn der Platz geöffnet ist.«
    Dass es auch andere Möglichkeiten gab, einen Landeplatz zu betreiben, wollte er ihm nicht unbedingt auf die Nase binden.
    »Wir haben Betriebspflicht.«
    »Und warum landen

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