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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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hier fremde Maschinen auch außerhalb Ihrer sogenannten Betriebszeit?«
    »Ja, das kommt auch vor«, sagte Holten ruhig, »aber die Piloten werden alle vorher telefonisch über unsere An- und Abflugverfahren belehrt.«
    »Na, dann haben Sie das wohl am vorletzten Dienstag völlig vergessen«, erwiderte Pauschen unwirsch. »Da ist einer so laut gewesen, dass ich das Fernsehen nicht mehr verstehen konnte. Ich werde mir wohl langsam andere Maßnahmen überlegen müssen, wenn diese Probleme per Telefon nicht zu lösen sind.«
    Holten wollte protestieren, denn am vorletzten Dienstag, dem Tag von Lehmbergs Ermordung, war nach Rieckers Aussage keine Maschine hier am Platz geflogen, aber Pauschen hatte schon unvermittelt aufgelegt.
    Holten hätte diesen Sachverhalt sofort in den abgehefteten Startlisten prüfen können, aber er hatte durch das Gespräch mit Pauschen bei der Niederschrift der Starts und Landungen fast den Anschluss verloren und musste sich auf seine Pflichten konzentrieren. Dadurch vergaß er das Gespräch zunächst.
    Kurz vor der Mittagspause bekam er an seinem Arbeitsplatz Besuch. Frank Mullemann stand hinter ihm, um sich den gesamten Flugbetrieb einmal von erhöhter Warte aus anzuschauen.
    »Hallo, Herr Holten«, grüßte er freudig, »ich wusste gar nicht, dass Sie hier arbeiten.«
    »Naja, alle sechs Wochen muss ich hier Dienst schieben, wir sind ja schließlich ein Verein. Und, hast du dich schon als Flugschüler angemeldet?«
    Er duzte den jungen Mann, unter Fliegern im Verein wurde nicht so sehr auf Förmlichkeit geachtet.
    »Nein, noch nicht, aber ich glaube, ich werde es bald tun. Ich muss aber zuerst noch meine Freundin Nicole überzeugen, die hat mehr Angst vorm Fliegen als vor einem Kind.«
    Er grinste.
    »Kannst -«, er zögerte kurz, »du nicht einmal einen Rundflug mit uns machen?«
    »Natürlich, gern. Ich bin immer froh, wenn ich Menschen vom Fliegen überzeugen oder sie sogar für das Fliegen begeis-tern kann. Nur heute geht es nicht. Du siehst, was hier los ist, ich habe keine Zeit.«
    Holten konnte dem jungen Mann die Enttäuschung ansehen.
    »Aber wir können einen Termin für das nächste Wochenende machen. Ich kann gleich eine Maschine für uns eintragen.«
    Mullemanns Miene hellte sich wieder auf.
    Inzwischen war es dreizehn Uhr geworden, Mittagspause, und der Flugbetrieb war zur Ruhe gekommen. Unten aus dem Clubraum hörte Holten das Geschirr klappern. Er streckte sich, legte die Beine auf seinen Arbeitstisch und griff zum Charterbuch.
    »Wann würde es denn für euch passen?«
    »Einen Moment, bitte«, bat Mullemann.
    Er zog sein Handy aus der Brusttasche seiner Jacke und rief seine Freundin an.
    »Ich will zuerst fragen.«
    Es kostete ihn einige Minuten männlicher Überredungskunst, aber schließlich vereinbarten sie einen Termin für den nächsten Sonntag, neun Uhr.
    Glücklich verabschiedete sich der junge Mann, und Holten genoss seine wohlverdiente Mittagspause.
    Der Rest des Tages verlief anstrengend und hektisch, jedoch ohne unangenehme Zwischenfälle. Erst nach Beendigung des Flugbetriebes und Kassenabschluss dachte Holten wieder an Pauschens Bemerkung. Er nahm den Ordner mit den Startlisten zur Hand und blätterte zurück bis zum angesprochenen Datum. Für diesen Dienstag war kein Blatt eingeheftet, also hatte auch keine Flugbewegung stattgefunden.
    Wollte dieser Pauschen ihn nur verunsichern oder unter Druck setzen?
    Es hatte immerhin schon Beschwerden gegen Fluglärm hier in Weser-Wümme gegeben, wenn Bundeswehrjets den Platz und den Ort überquert hatten.
    Holten hatte nicht vor, diese Sache auf sich beruhen zu lassen. Er würde Pauschen noch einmal befragen. Womöglich würde sich herausstellen, dass er sich nur wichtig machen wollte und den Flugbetrieb am Dienstag nur erfunden hatte. Dann wäre er unglaubwürdig, und der Verein hätte Ruhe vor ihm. Sollte er jedoch seine Bemerkung belegen können, konnte Holten sicher sein, dass an dem besagten Dienstag etwas am Platz vorgegangen war, das im Dunkeln bleiben sollte.
    Er beschloss, auf Riecker zu warten. Als der aber nach zwei Gläsern Saft und zwei Zigaretten immer noch nicht erschienen war, machte er sich auf den Heimweg.
    Später, zu Hause, hatte er nur das dringende Bedürfnis, auf dem Sofa die Beine auszustrecken.
    Am Montagmorgen frühstückte Holten allein. Susanne war bereits im Kindergarten, hatte ihm jedoch den gedeckten Frühstückstisch hinterlassen. So war alles für ihn vorbereitet. Eigentlich nahm er die

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