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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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Platzwart Werner Riecker wahrgenommen. Dienstags hatte er jedoch frei, er stand nicht zur Verfügung, und man durfte nicht auf dem Platz landen. Riecker war aber trotzdem meistens am Platz, da er verwitwet war und nur für den Flugplatz lebte.
    Was den Flugplatz betraf, entging ihm nichts, und er wusste über alles Bescheid.
    Holten traf ihn, unter einem Vereinsflugzeug liegend, vor dem großen Hangar.
    »Tag, Max«, begrüßte Riecker seinen Fliegerkameraden mürrisch und kam unter der Maschine hervorgekrochen. Sein dunkelgrüner Overall war mit Ölflecken bedeckt, und auch er selbst sah so aus, als ob er eine Wäsche vertragen könnte. Er wischte sich die verschmierten Hände an den Hosenbeinen ab, reichte Holten aber nicht die Hand.
    »Werner. Wie geht’s?«
    »Willst du etwa noch fliegen?«, knurrte Riecker unfreundlich und stöhnte, als er sich auf einem Reifen niederließ.
    Man hätte den Eindruck gewinnen können, dass Riecker das Fliegen für die schlimmste Sache der Welt hielt, obwohl das natürlich nicht zutraf. Er war – ganz im Gegenteil – eigentlich der gute Geist am Platz.
    »Nein, heute nicht.«
    Holten war nur neugierig und nicht in der Stimmung für lange Gespräche. Er hatte einen Nachbarn zu Grabe getragen und musste unauffällig einen guten Bekannten von dem Verdacht befreien, diese Beerdigung verursacht zu haben. Und nun hatte er das Ende des Fadens und wollte endlich mit dem Aufwickeln beginnen. Ohne Umschweife begann er:
    »Du erinnerst dich sicher an den Tag, an dem Wilhelm starb. Ist er eigentlich an diesem Abend noch hier am Platz gewesen? Er war mit dem Fahrrad unterwegs.«
    Riecker antwortete sofort und kurz:
    »Nein, der war nicht hier.«
    › Merkwürdig ‹, dachte Holten, und er hakte nach.
    »Das weißt du also ganz genau. Aber du selbst bist doch abends hier am Platz gewesen?«
    Jetzt kam die Antwort nicht so prompt. Riecker zögerte, als fiele es ihm schwer, sich zu erinnern.
    »Ja, natürlich, wo sollte ich denn sonst gewesen sein?«, bestätigte er Holtens Nachfrage schließlich.
    »Naja, Dienstag ist dein freier Tag, vielleicht warst du ja nicht da. Du fährst ja auch manchmal weg.«
    »Nein, nein, ich war den ganzen Tag hier, und Wilhelm nicht«, sagte Riecker bestimmt.
    »War denn Flugbetrieb?«
    »Nein, war nicht«, knurrte Riecker.
    »Warum fragst du eigentlich so komisch?«
    »Jemand hat Wilhelm, kurz bevor er umgebracht wurde, den Weg vom Flugplatz herauskommen sehen, und ich versuche, den Abend zu rekonstruieren«, erklärte Holten.
    Riecker stand auf, drehte sich um und wandte sich wieder dem Flugzeug zu.
    »Bist du jetzt wieder Bulle, oder was? Hast du schon was herausgefunden?«
    »Nein, ich fange gerade erst an, darum bin ich ja hier«, musste Holten zugeben.
    »Dann lass mich jetzt weitermachen, ich muss bis zum Dunkelwerden fertig sein.«
    Er verschwand wieder unter dem Flugzeugrumpf und gab so eindeutig zu erkennen, dass er jetzt nicht mehr zu sprechen war.
    Holten wunderte sich, dass Riecker das Gespräch so unvermittelt abbrach, normalerweise war er keinem Plausch, speziell über ein so interessantes Thema, abgeneigt.
    Holten blieb noch einige Minuten neben dem Flugzeug stehen, als aber nichts mehr von Riecker kam, schwang er sich auf seinen Drahtesel und machte sich auf den Rückweg. Unterwegs grübelte er über das heute Gehörte nach, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen: Mullemann hatte Lehmberg gesehen, als dieser vom Flugplatz kam. Das konnte stimmen oder auch nicht. Aber Holten hielt es für unwahrscheinlich, dass er log. Warum sollte er das tun? Sich wichtig zu machen, hatte er nicht nötig, er war ein offener junger Mann mit gesundem Selbstbewusstsein, soviel hatte Holten festgestellt. Wenn Lehmberg jedoch am Flugplatz gewesen war, warum hatte Riecker ihn nicht gesehen? Das hielt Holten eher für unwahrscheinlich, denn Riecker war fast immer draußen, auf dem Platz oder an den Maschinen, und ihm entging nichts. Oder er log, und er hatte Lehmberg doch gesehen; aber warum sollte er das verschweigen?
    Als er am Richtweg vorbeiradelte, bog er links in den Sandweg ein und fuhr auf die Stelle zu, an der der Mord geschehen war. Jetzt konnte man auf dem Weg fahren, da es in der Zwischenzeit geregnet hatte und der Sand jetzt fest und eben war. Am Tatort selbst deutete nichts mehr auf das schreckliche Geschehen hin, keine Spur war zurückgeblieben. Holten hielt an, stieg vom Fahrrad und lehnte es an einen Baum. Dann trat er einige Schritte in das

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