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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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ja, Sie sind ja auch Pilot, hat Wilhelm erzählt. Können Sie mich nicht einmal mitnehmen?«
    Holten ging nicht darauf ein. Er hatte eine Fährte aufgenommen.
    »Was meinen Sie mit › er kam an diesem besagten Tag schon vom Flugplatz ‹ ? Haben Sie ihn dort gesehen?«
    »Ja, habe ich. Als ich am Dienstag zu meiner Freundin fuhr, ist er mir begegnet. Er kam gerade aus der Zufahrtsstraße zum Flugplatz und war also auf dem Rückweg nach Hause. Wir haben uns noch gegrüßt. Wenn er auf dem Hinweg gewesen wäre, hätte ich bestimmt noch angehalten und gefragt, ob er noch in die Luft wollte.«
    »Wann war das?«
    »Ich weiß es nicht, irgendwann nach Feierabend, auf dem Weg zu Nicole. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Versuchen Sie sich zu erinnern.«
    Frank Mullemann fuchtelte mit den Händen durch die Luft und erklärte: »Feierabend ist für mich Feierabend. Ich komme aus der Firma, das kann Viertel nach fünf oder halb sechs sein. Ich dusche und mache mich fertig, das kann eine Viertelstunde dauern oder eine halbe. Ich esse etwas oder ich esse nichts, und dann fahre ich zu Nicole, das kann zehn Minuten dauern oder eine halbe Stunde, das hängt davon ab, ob ich unterwegs noch etwas erledige oder nicht. Aber auf die Uhr schaue ich nicht, denn Nicole weiß, dass ich irgendwann gegen Abend bei ihr aufkreuze. Wie es neulich an diesem Dienstag war, weiß ich nun wirklich nicht mehr. Das ist jeden Tag so. Es muss also irgendwann zwischen halb sechs und halb sieben gewesen sein, schätze ich.«
    Elke kam an ihren Tisch und bedankte sich für ihr Kommen. Holten und seine Frau hielten das für eine gute Gelegenheit, sich zu verabschieden. Da verstanden sie sich ohne Worte.
    »Wenn ich einmal einen Platz im Flugzeug frei habe, werde ich Sie anrufen«, versprach Holten Frank Mullemann zum Abschied.
    Sie machten sich zu Fuß auf den Weg nach Hause, und Holten schwieg.
    Er dachte nach. Die beste aller Ehefrauen, die ihren Mann schon länger als vierzig Jahre kannte, wusste, dass er Probleme wälzte, und störte ihn nicht. Schließlich fragte sie dennoch:
    »Was hat der Junge dir erzählt?«
    »Etwas, das mir Sorgen macht«, sagte Holten leise.
    »Er hat mir erzählt, dass er Wilhelm gesehen hat, als der vom Flugplatz gekommen ist. Ich weiß also jetzt, dass er noch auf dem Flugplatz war, bevor er getötet wurde. Ich weiß aber auch, dass er Frank Mullemann begegnet ist. Also, für mich kann das nur den folgenden Zeitablauf ergeben: Wilhelm und Mullemann treffen sich am Weg zum Flugplatz. Wilhelm schiebt sein Fahrrad und braucht ungefähr sieben oder acht Minuten bis zum Tatort. Mullemann benötigt ungefähr zwei bis drei Minuten, bis er von Bernd Kasing gesehen wird. Der fährt ungefähr vier bis fünf Minuten bis zum Tatort. Das passt bestens zusammen. Alles deutet auf Bernd Kasing. Aber er war es bestimmt nicht, da bin ich nach wie vor sicher. Er kann es nicht gewesen sein, du kennst ihn doch auch. Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich weiß es eben, dass er es nicht war.«
    Ihm war durchaus klar, dass er von Taten vor nicht allzu langer Zeit Vorhaltungen gemacht hatte, weil der irgendetwas glaubte oder spürte. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
    »Und wir täuschen uns nicht?«, fragte Susanne.
    »Nein, wir täuschen uns nicht«, sagte er trotzig.
    Die Zweifel blieben.
    Doch er hatte vielleicht den Anfang des Fadens, den er gesucht hatte.

Holten hatte ein neues Ziel, das nun nicht mehr warten konnte. Er wusste jetzt, wo er weitersuchen musste.
    Er entledigte sich der feierlichen und unbequemen Kleidung, zog sich etwas Luftiges an und machte sich mit dem Fahrrad auf zum Flugplatz.
    Der Flugplatz von Hellwege, der von einem Verein betrieben wurde, lag versteckt, umgeben von Kiefernwäldern und Eichen, einige Kilometer südlich des Ortes. Derjenige, der den Platz nicht kannte und sich nicht am Flugbetrieb orientieren konnte, fand diesen – wie es im Amtsdeutsch hieß – › Verkehrslandeplatz ‹ nur durch Zufall, obwohl in großem Umfang gebaut worden war. Vereinsgebäude mit Restaurant, Flugzeughallen, Werkstatt und eine Tankstelle waren vorhanden. Auch aus der Luft war er, da er keine Asphaltbahn besaß, schwierig auszumachen.
    An den Wochenenden gab es regelmäßig Flugbetrieb, Vereinsmitglieder schoben › Regeldienst ‹ als Flugleiter, und der Platz wurde gern von fremden Piloten angeflogen. An den Wochentagen musste man sich vor dem Anflug telefonisch anmelden, dann wurde der Flugleiterdienst von dem

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