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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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habe schon lange keinen Flug ins Ausland mehr gemacht, und Amsterdam ist ein großer Verkehrsflughafen. Ich wollte einfach die ganzen Verfahren wieder einmal fliegen. Und den Rückflug nach Bremen will ich im Dunkeln machen, einen Nachtflug habe ich auch schon lange nicht mehr gemacht.«
    »Und das ist alles? Es gibt doch sonst noch viele interessante Sachen in Amsterdam.«
    Dabei lächelte sie geheimnisvoll.
    Holten zuckte mit den Schultern.
    »Für die Mädchen bin ich zu alt, und das andere – du weißt doch, dass ich Bulle war.«
    Sie wechselte das Thema.
    »Und wann willst du starten?«
    »Im Flugplan steht 1830Z.«
    Marie war Pilotin und wusste daher, dass er 2030 Uhr Ortszeit meinte.
    »Mit welcher Maschine bist du denn hier?«
    »Mit der PAPA-ALFA, womit denn wohl sonst.«
    »Ach ja, die hast du ja ganz besonders gern.«
    Es war häufig so, dass Piloten bestimmte Flugzeuge besonders gern hatten. Holten flog am liebsten Schulterdecker, Marie war eine Vertreterin der Tiefdeckerzunft.
    »Sie fliegt ja auch gut, und sie ist außerdem hervorragend ausgerüstet«, erklärte er fast entschuldigend.
    »Und wann bist du hier gelandet?«, fragte sie weiter.
    »So ungefähr um zwölf. Ich wollte nicht in die Rushhour kommen.«
    »Dann hast du hier ja einen langen Tag verbracht. Was hast du denn alles gemacht?«, wollte sie jetzt wissen.
    »Ich habe mir ein Taxi kommen lassen und bin in die Stadt gefahren«, schwindelte er ihr vor.
    »Und was hast du da gemacht?«, bohrte sie nach.
    »Du bist ja gar nicht neugierig.«
    »So sind Frauen eben.«
    Sie lächelte ihn schelmisch an.
    »Ich muss doch wissen, was Leute aus meiner neuen Heimat in meiner alten Heimat machen.«
    Wie fast jeder in Hellwege wusste auch Holten, dass Marie Holländerin war. Dass sie aus Amsterdam stammte, war ihm allerdings neu. Jetzt musste er mit seinen Antworten vorsichtig sein. Wenn er sich verplapperte, würde sie bemerken, dass er ihr etwas vorschwindelte, und bei ihrer Neugierde würde sie nicht eher Ruhe geben, bis er ihr den wahren Grund seines Besuches mitgeteilt hatte. Er spielte mit dem Gedanken, ihr doch alles zu erzählen, um vielleicht noch eine Verbündete in Amsterdam zu haben. Um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, trank er zunächst in aller Ruhe sein Glas leer. Dann flunkerte er munter drauflos:
    »Nun ja, ich habe mir natürlich den Flughafen angeschaut, bin dann durch die Stadt gebummelt, habe Schaufenster angeschaut, ein Computerspiel für meinen Sohn gekauft und auch etwas gegessen. Im Großen und Ganzen habe ich mich wohl wie ein normaler Tourist benommen.«
    »Wo hast du denn gegessen?«
    Sie hörte nicht auf zu fragen, und Holten hatte keine Lust mehr, sich etwas auszudenken, was sich nach genauerer Prüfung womöglich als falsch erwies.
    »Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie das Restaurant hieß. Und jetzt hör bitte mit der Fragerei auf. Du verhörst mich ja regelrecht«, sagte er mit einem Lächeln, obwohl er es ernst meinte.
    »Ich höre ja schon auf. Ich meinte nur, wenn ich vorher gewusst hätte, dass du nach Amsterdam kommst, hätte ich dir ...«
    Sie schwiegen eine längere Zeit.
    Dann wechselte sie das Thema, erzählte und hörte nicht auf zu reden: Wie sehr sie sich freute, dass ihr Klaus wieder zurückkam, dass er sie angerufen hatte, dass es ihm gut gefallen hatte, dass sie das nächste Mal auch mitfahren würde, dass er in Afrika einen Bock geschossen hatte.
    »Einen Springbock natürlich«, erklärte sie und lachte dabei.
    Er kannte sie nun schon einige Jahre, aber dass sie so reden konnte, ohne Pause, war ihm neu. Sie war wie aufgedreht.
    »Was möchtest du trinken? Ich lade dich ein«, sagte sie plötzlich.
    Weil er den ganzen Tag über schon die unterschiedlichsten Getränke in sich hineingeschüttet hatte, hatte er eigentlich nicht mehr das Bedürfnis, etwas Flüssiges zu sich zu nehmen. Aber wenn er abgelehnt hätte, hätte sie womöglich begonnen, ihm zu erzählen, wie wichtig es war, täglich ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, und dass es auch besser für die Haut sei. Er kannte diese Vorträge von seiner Tochter.
    »Zur Abwechslung könnte es jetzt einmal ein Saft sein.«
    »Ich bin gleich wieder da, und dann bringe ich dir einen mit«, sagte sie, stand auf und verschwand hinter der Tür mit der stilisierten Frau darauf. Als sie zurückkam, ging sie an der Selbstbedienungstheke vorbei, nahm sich zwei Gläser und füllte sie mit Orangensaft, und kurz vor der Kasse griff sie noch nach einem

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