Auf und ab - Mord in Hellwege
nach einem -«, er stockte, als suche er nach einem passenden Wort, das sich nicht zu schrecklich anhörte, »- Flugzeugwrack suchen wird.«
Verlegen schaute er zu Boden.
Sie hatte genug gehört und wollte auch nicht mehr hören, deshalb stand sie auf.
»Vielen Dank, meine Herren, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mich zu informieren, doch jetzt möchte ich allein sein.«
Die beiden erhoben sich ebenfalls, murmelten etwas von › Pflicht ‹ und › Selbstverständlichkeit ‹ und verschwanden, froh, dass die Erfüllung dieser unangenehmen Aufgabe für sie so kurz und problemlos abgelaufen war.
Nachdem Susanne die Haustür wieder abgeschlossen hatte, griff sie ein Rotweinglas aus dem Schrank und füllte es aus der angebrochenen Flasche, die noch in der Küche stand, holte sich eine Wolldecke und hüllte sich auf dem Sofa darin ein.
Trotz der schlimmen Nachricht war sie vollständig ruhig.
In ihrem Inneren war sie irgendwie davon überzeugt, dass ihrem Mann nichts geschehen war. Er war ein verantwortungsvoller und sicherheitsbewusster Pilot; durch nichts aus der Ruhe zu bringen und stets im Training. Wahrscheinlich war er auf einem anderen Platz gelandet, weil irgendetwas nicht richtig funktioniert hatte, und er hatte vergessen, die Flugsicherung zu benachrichtigen.
Außerdem war ein Notsender an Bord, der bei einer starken Beschleunigung, wie sie bei einem Absturz auftritt, ein automatisches Signal aussenden würde. So hatte er es ihr erklärt. Wäre er abgestürzt, hätte man das Flugzeug sicher schon gefunden. Warum aber hatte er nicht angerufen, wenn er nicht nach Hause kommen konnte? Das tat er sonst immer.
Sie machte sich Sorgen, weil sie nicht wusste, was passiert war, doch sie war sich sicher, dass ihrem Mann nichts geschehen war. Die Jungs würde sie nicht wecken, es würde immer noch Zeit genug geben, um ihnen morgen alles zu erzählen.
Nachdenklich ging sie nach oben, um sich ein heißes Bad einlaufen zu lassen, denn schlafen konnte sie in dieser Nacht nicht mehr.
Holten erwachte langsam, weil seine Blase ihm eine Notsitua-tion meldete. Er hätte vor dem Start besser doch noch eine Toilette aufsuchen sollen.
Er musste kurz eingenickt sein, nachdem er den Autopiloten eingeschaltet hatte. Sein Kopf brummte, und er spürte eine leichte Übelkeit.
Was war los?
»Reiß dich zusammen, Mann,« sagte er leise zu sich selbst, um sich zu konzentrieren.
Die erste Pflicht des Piloten ist, das Flugzeug zu fliegen. Aber es schien alles in Ordnung zu sein, die D-ELPA schnurrte ruhig wie immer durch die Luft.
Sein Bedürfnis, weiter zu schlafen, wurde durch das unangenehme Gefühl, das seine übervolle Blase verursachte, unterdrückt.
Die zweite Pflicht des Piloten ist es, den Luftraum zu beobachten. Er ließ seinen Blick einmal in die Runde schweifen. Es war immer noch dämmerig, und er konnte kein anderes Flugzeug entdecken. Merkwürdig war allerdings, dass der helle Bereich des Horizonts, den die untergegangene Sonne hinterlassen hatte, nicht links hinter ihm, sondern rechts vor ihm war, und der endlose Wald unter ihm sah irgendwie nicht wie das flache Holland aus. Und woher kam plötzlich dieser Dunst?
Mehr als sein Verstand sagte ihm sein Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Holten wurde unruhig und war plötzlich hellwach. Nach dem Instrumentencheck entspannte er sich ein wenig; Höhe, Kurs und Geschwindigkeit waren in Ordnung, doch er stellte fest, dass die Tankanzeige nicht richtig zu funktionieren schien, denn beide Zeiger standen auf null. Aus alter Gewohnheit klopfte er auf das Glas der Instrumente, doch die Anzeige änderte sich nicht. Während er noch untersuchte, ob vielleicht eine Sicherung herausgesprungen war, streifte sein Blick die Uhr. Die Anzeige war 230 ZULU, also halb fünf. Das war unmöglich, er war um 1830 ZULU gestartet – also war auch der Zeitmesser defekt. Er schaute auf seine Armbanduhr und erschrak. Der kleine Zeiger stand zwischen vier und fünf, der große auf der Sechs, es war also halb fünf.
Er starrte verständnislos auf das Zifferblatt.
Schlagartig wurde ihm klar, dass er keineswegs kurz eingenickt war, sondern ungefähr acht Stunden geschlafen hatte und alle Instrumentenanzeigen stimmten. Das schummerige Licht, in das die Landschaft getaucht war, war nicht die Abend-, sondern die Morgendämmerung! Doch das war unmöglich. Die PA besaß zwar Langstreckentanks, doch acht Stunden konnte auch sie damit nicht durchhalten. Oder doch? Er erinnerte sich, dass er
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