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Auf und ab - Mord in Hellwege

Auf und ab - Mord in Hellwege

Titel: Auf und ab - Mord in Hellwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Wuensche
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um ihre Schulter und antwortete in väterlichem Ton:
    »Doch, doch, doch, du kleine Detektivin, das habe ich sehr wohl bemerkt. Aber was soll ich denn tun als pensionierter deutscher Kriminalbeamter in den Niederlanden? Soll ich mich als Einkäufer einiger Tonnen Kopfschmerztabletten ausgeben oder mit Gewalt in sein Büro eindringen? Das gibt es doch nur im Fernsehen.«
    »Vielleicht könnte mein Vater denen mal auf den Zahn fühlen«, sinnierte sie, als sie den Wagen aufschloss.
    »Vielleicht kann er mir später einmal helfen, aber zuerst muss ich mehr wissen.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich werde versuchen, diesen van Dalen vom Flugplatz aus telefonisch zu erreichen. Ich werde mich einfach mit einem anderen Namen melden. Vielleicht werde ich ja durchgestellt, wenn ich den Damen sage, dass es etwas Privates ist.«
    Er stockte.
    »Aber die Sekretärin kennt meine Stimme und wird mich als Deutschen erkennen. Sie wird mich nicht durchstellen. Dann muss ich ihn abends privat zu erreichen versuchen.«
    »Ich kann ja anrufen«, sagte sie, froh, dass sie sich vielleicht doch noch kriminalistisch betätigen konnte.
    »Das geht doch nicht, ich kann dich da nicht mit hineinziehen«, lehnte er das Angebot ab.
    Sie ließ nicht locker.
    »Ich brauche ja nur den ersten Anruf zu machen. Wenn sie das Gespräch durchstellt, bekommst du den Hörer.«
    Holten dachte nach.
    »Ja, von mir aus«, brummte er schließlich zustimmend und war mit seiner Entscheidung auch zufrieden, als er bemerkte, wie sie sich freute.
    Eine Viertelstunde später waren sie wieder am Flugplatz.
    Sie suchten einen öffentlichen Fernsprecher, Karen holte eine Telefonkarte aus ihrem Täschchen, und Holten kramte den Zettel mit der Telefonnummer von IMEDEX aus der Tasche. Er stand neben ihr, als sie wählte, bereit, den Hörer zu übernehmen. Sie tippte die Zahlen ein, stand still, lauschte in die Muschel und sprach aber nicht. Er konnte ihr die Enttäuschung ansehen, als sie den Hörer wieder einhängte.
    »Die haben schon Feierabend«, erklärte sie auf seinen fragenden Blick hin, »es lief nur der Anrufbeantworter. Schade.«
    Sie sprach jetzt irgendetwas auf Holländisch, das wie › Bitte rufen Sie in der Geschäftszeit werktags zwischen acht und sechzehn Uhr an ‹ klang. Holten verstand, dass sie den Anrufbeantworter nachäffte.
    »Und nun?«, fragte sie.
    »Jetzt gehen wir in unsere Stammkneipe und trinken noch etwas. Ich möchte dich gern einladen.«
    Sie betraten wieder die Cafeteria am General Aviation Terminal, in der Holten sich fast schon als Stammgast fühlte, und holten sich jeder eine heiße Schokolade. Die Kassiererin an der Selbstbedienungstheke, die schon den ganzen Tag Dienst gehabt hatte, schaute ihn missbilligend an, als er für sie beide bezahlte. Holten war sicher, dass sie sich ganz falsche Vorstellungen von ihrer Beziehung machte. Sie setzten sich wieder ans Fenster. Er fragte Karen noch ein wenig aus und erfuhr so fast ihren gesamten Lebenslauf, ihre Adresse und Telefonnummer und sogar die ihres Vaters.
    »Falls du einmal professionelle Hilfe in den Niederlanden brauchst«, hatte sie gesagt.
    Als sie sich verabschiedeten, musste er ihr fest versprechen, dass er sie anrufen und ihr alles erzählen würde, was er ihr bis jetzt noch nicht gesagt hatte, und sie über den Fortgang seiner Ermittlungen auf dem Laufenden halten würde.
    Das tat er natürlich.

SINKFLUG
    Holten saß auf seinem plastikbezogenen roten Stuhl und rekapitulierte, was er wusste und erfahren hatte. Es war nicht viel, aber ihm war immerhin klar, dass mit den Flügen der Maschinen nach Warschau etwas nicht in Ordnung sein konnte: Mit normaler Reisegeschwindigkeit fliegt eine Cessna 172 von Amsterdam nach Warschau und zurück in knapp zwölf Stunden, eine Mooney in etwas weniger als acht Stunden. Das war, wie Karen erzählt hatte, sicherlich auch in den Bordbüchern der Flugzeuge so festgehalten. In den abgegebenen Flugplänen für die fraglichen Flüge war aber für beide Maschinen die gleiche Start- und Landezeit angegeben, und das hätte auch für die Mooney zwölf Stunden Flugzeit bedeutet. Die Flugsicherung sah die Bordbücher jedoch nicht ein, und den Vercharterer interessierten die Flugpläne nicht. Deshalb war die Diskrepanz auch sicherlich noch niemandem aufgefallen.
    Was passierte da?
    Er war sicher, dass van Dalen ihm dazu einiges hätte erzählen können, aber der war nicht zu erreichen.
    Kurz überlegte er, ob er sich mit Karens Vater in Verbindung

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