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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Übers.)] und der Dank der Monarchin , mit denen sie als Lebensretterin ausgezeichnet wurde, nachdem der vordere Maschinenraum von HMS Manticore explodiert war. Doch weder Harringtons Leistungen noch das Wissen um ihr jugendliches Aussehen vermochten seinen emotionalen Schock zu mindern – den Schock, die Position, die er so verzweifelt begehrt hatte, von jemandem besetzt zu sehen, die nicht nur das mühelose Charisma verströmte, um das McKeon andere stets beneidet hatte, sondern die auch noch so aussah, als hätte sie erst vergangenes Jahr die Akademie absolviert. Und der intelligente, unverwandte Blick der Baumkatze, der auf ihm lastete, gab McKeon gar kein gutes Gefühl.
    Harrington beendete kommentarlos die Musterung der angetretenen Männer und drehte sich zu ihm um. Wieder unterdrückte McKeon seinen Groll und ging zur nächsten, formellen Pflicht über.
    »Darf ich Sie auf die Brücke begleiten, Ma’am?« fragte er. Harrington nickte.
    »Danke, Commander«, murmelte sie, und er führte sie ins Oberschiff.
     
    Honor trat aus dem Brückenlift und schaute sich an, was ihr persönliches Territorium sein würde. Alle Anzeichen deuteten auf hastige Umrüstung hin, und der Anblick des Wirrwarrs von Werkzeugen und Bauteilen, der die Taktische Station überhäufte, weckte erneut alle verdrängten Fragen und Befürchtungen. Abgesehen von der Taktischen Station schien auf der Brücke alles intakt zu sein. Verdammt noch mal, warum hatte Admiral Courvosier sie nicht über ihr eigenes Schiff ins Bild gesetzt?
    Doch darum konnte sie sich später kümmern. Hier und jetzt hatte sie etwas anderes zu tun. Sie schritt zum Kommandosessel, der von einem Nest aus Displays und Ausgabegeräten umgeben im Zentrum der Brücke stand. Die meisten Displays waren in ihre Ruhepositionen gefahren. Honor ließ die Hand einen Augenblick auf dem Paneel ruhen, welches das Taktische Wiederholdisplay verdeckte. Sie setzte sich nicht hin. Nach alter Tradition war dieser Sessel so lange tabu für sie, bis sie sich offiziell an Bord gemeldet hatte. Sie setzte sich auf den Platz daneben, brachte Nimitz dazu, ihre Schulter zu verlassen und sich auf die entferntere Armlehne des Kommandosessels zu legen, wo er sich nicht im Aufnahmebereich des Intercoms befand. Dann stellte sie den Aktenkoffer ab, drückte eine schmale Leiste auf der Armlehne neben sich und lauschte dem klaren, musikalischen Glockenspiel, das durchs Schiff hallte.
    Alle Aktivität erlahmte an Bord der Fearless . Selbst die Handvoll ziviler Techniker, nur vorübergehend an Bord, kroch unter Konsolen, aus den Innereien der Maschinenräume oder aus Kabelschächten hervor, als das ›An Alle‹-Signal ertönte. Auf den Intercombildschirmen an den Schotten erschien Honors Gesicht. Sie konnte förmlich spüren, wie sich Hunderte Augenpaare auf das auffällige weiße Barett richteten und sich verengten, als sie den ersten Blick auf die neue Kommandantin erhaschten, in deren Hände die Lords der Admiralität in ihrer unendlichen Weisheit das Leben der Crew gelegt hatten.
    Honor griff in die Jacke, und Papier knisterte, flüsterte aus jedem Lautsprecher, als sie die Siegel brach und ihre Order entfaltete.
    »Von Admiral Sir Lucien Cortez, Fünfter Raumlord, Royal Manticoran Navy«, las sie mit klarer, kühler Stimme vor, »an Commander Honor Harrington, Royal Manticoran Navy, Fünfunddreißigster Tag, Vierter Monat, Jahr Zwohundertundachtzig nach der Landung. Madam: Sie werden hiermit ersucht und angewiesen, sich an Bord Ihrer Majestät Schiff Fearless , CL-Fünf-Sechs, zu begeben und dort die Pflichten und Verantwortungen der Kommandantin im Dienst der Krone auf sich zu nehmen. Versagen Sie bei Ihrem Leben nicht in dieser Aufgabe. Auf Befehl von Admiral Sir Edward Janacek, Erster Lord der Admiralität, Royal Manticoran Navy, im Namen Ihrer Majestät der Königin.«
    Sie verstummte und faltete den Befehl wieder zusammen, ohne auch nur in den Aufzeichner zu schauen. Seit fast fünf T-Jahrhunderten zeigten diese förmlichen Sätze an Bord der Schiffe der manticoranischen Navy den Wechsel des Kommandos an. Die Worte waren knapp und stilisiert, doch hatte Honor durch das simple laute Vorlesen die Crew unter ihre Autorität gestellt, sie gebunden, ihr unter Androhung der Todesstrafe zu gehorchen. Die überwiegende Mehrheit der Männer und Frauen an Bord wußte rein gar nichts über Honor, und Honor wußte genausowenig über sie, doch beides spielte keine Rolle. Die Besatzung war in diesem

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