Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
und/oder Minenrechte auf den Planeten des Systems erhalten, die im direkten Verhältnis zum Ausmaß des Kapitals standen, das sie zu Anfang beigesteuert hatten. Die neue Verfassung machte aus ihnen die Mitglieder eines Erbadels, doch stellte diese Aristokratie keine geschlossene Kaste dar, denn der Großteil des Landes blieb unbeansprucht. Die neuen Kolonisten, die für die eigene Passage bezahlt hatten, erhielten bei ihrer Ankunft den Gegenwert der Kosten in Landbesitz, und wer mehr als die Passage bezahlen konnte, erhielt das Recht, zusätzliches Land zu einem Preis unterhalb des halben Nennwerts zu erwerben. Die Gelegenheit, aus eigener Kraft zu Adligen aufzusteigen, hatte das Interesse eines außerordentlich hohen Anteils von jungen, gut ausgebildeten Angehörigen gut bezahlter Berufe angelockt: Ärzte, Ingenieure, Lehrer, Chemiker und Physiker, Botaniker und Zoologen – genau die Sorte Menschen, die eine schwankende Kolonialbevölkerung benötigte und der kaum eine Außenwelt Anreize bieten konnte. Doch nach Manticore kamen sie, beanspruchten die versprochenen Land- und Vorkaufsrechte, und viele dieser sogenannten ›Zweiten Anteilseigner‹ waren zu Earls und sogar Herzögen aufgestiegen.
    Von denen, die sich die volle Passage nicht leisten konnten, hatten viele doch wenigstens einen Teil bezahlen können und erhielten bei der Ankunft entsprechende Landanteile, aber keine Adelstitel. Die Landanteile mochten nach manticoranischen Standards vielleicht klein sein, doch nach denen der Kernwelten waren die Gebiete riesig. Diese Menschen waren die Freisassen des Königreichs, und zu ihnen hatten Honors Vorfahren gehört. Selbst heute noch besaßen diese Familien einen unerschütterlichen Sinn für Unabhängigkeit.
    Dennoch hatte der Hauptteil der Neuankömmlinge aus ›Überschußlosen‹ bestanden, Personen, die für die Passage überhaupt nichts zahlen konnten und die in vielen Fällen bei ihrer Ankunft auf Manticore alles, was sie besaßen, am Leib getragen hatten. Personen wie Heinrich Hauptmann.
    Heutzutage waren die Unterschiede gering, sah man von den altertümlichen Bräuchen um Originalparzellen und rein höflichen Anredeformen zwischen den Abkömmlingen der Freisassen und Überschußlosen ab, die mehr und mehr in Vergessenheit gerieten. Doch die Überlieferungen betreffs der Herkunft überlebten in den einzelnen Familien, und im Hauptmann-Clan waren die kargen Wurzeln nie in Vergessenheit geraten. Der Aufstieg der Familie zur gegenwärtigen Bedeutung hatte schon vor zwei Manticoranischen Jahrhunderten mit Heinrich Hauptmanns Urenkel begonnen, doch Klaus Hauptmann, der ein Dutzend Herzogtümer hätte kaufen können, gab sich – zumindest in der Öffentlichkeit – immer noch als der Champion des ›kleinen Mannes‹, was ihn aber nicht davon abhielt, Handelsallianzen mit der Aristokratie einzugehen oder die Macht und den Luxus seines Handelsprinzenstatus zu genießen und tief in der manticoranischen Politik mitzumischen. Seine ›gemeine Herkunft‹ war Grundbestandteil seines leidenschaftlichen, stolzen Selbstbildes. Ungeachtet des ererbten Reichtums betrachtete er sich als Selfmademan, und dieses Selbstbild hatte ihn heute hierhergebracht, sagte Honor sich, denn sie hatte es verletzt. Sie hatte ihn, oder genauer, seine Angestellten, in illegale Geschäfte verwickelt erwischt. Für einen Mann seines Stolzes und seiner Egozentrik bedeutete so etwas einen direkten Angriff, keinen geschäftlichen Rückschlag oder juristische Verlegenheit. In seinen eigenen Augen war Klaus Hauptmann das Hauptmann-Kartell, und das machte aus Honors Handlungen persönliche Beleidigungen, die er unmöglich dulden konnte.
    »Nun gut, Commander Harrington«, sagte er schließlich, »dann will ich auch sofort zur Sache kommen. Aus Gründen, die nur Ihnen bekannt sind, haben Sie sich entschlossen, meine Geschäftspartner im Basilisk-System zu schikanieren. Ich will, daß das aufhört.«
    »Es tut mir leid, daß Sie es als ›Schikane‹ betrachten, Mr. Hauptmann«, antwortete Honor ruhig. »Unglücklicherweise verpflichtet mich mein Eid gegenüber der Krone, die vom Parlament verabschiedeten Bestimmungen auszufahren und durchzusetzen.«
    »Ihr Eid verpflichtet Sie jedoch nicht, sich das Hauptmann-Kartell für Ihre Durchsetzungsmaßnahmen besonders herauszusuchen, Commander.« Hauptmann hatte die Stimme nicht erhoben, doch unter der glatten Oberfläche war das bösartige Fauchen deutlich vernehmbar.
    Honor sah ihm unverwandt in die

Weitere Kostenlose Bücher