Auf verlorenem Posten
daß Einzelpersonen, die für Ihre Firma arbeiten, an illegalen Machenschaften beteiligt sind. Ihre Drohung, sich an eine übergeordnete Stelle zu wenden, kann diese Tatsache nicht ändern, noch kann sie die Art und Weise beeinflussen, in der ich meine Pflichten erfülle.«
Hauptmann sank in den Sessel zurück; seine Kiefermuskeln traten hervor. Es war mucksmäuschenstill im Besprechungsraum, dann lächelte er. Es war kein freundlicher Gesichtsausdruck. »Nun gut, Commander. Da Sie die Möglichkeit, daß ich auf dem Wege über die Admiralität den Mißstand beseitigen lasse, als Drohung betrachten, und da Sie sich nicht willens zeigen, die Rechtmäßigkeit meiner Forderung nach Gleichbehandlung einzusehen, muß ich versuchen, es in Begriffen auszudrücken, die Sie verstehen. Ich sage Ihnen nun, daß Sie die Schikanen gegen meine Schiffe und meine Ladungen einstellen werden oder ich Sie persönlich dafür verantwortlich mache – nicht die Navy, nicht die Regierung, sondern Sie –, verantwortlich für den Schaden, den Sie meinen Geschäften und meinem guten Ruf zufügen.«
»Wen Sie für was verantwortlich machen, ist Ihr Problem, nicht meines.« Honors Stimme war kalt.
»Vor mir können Sie sich nicht hinter Ihrer Uniform verstecken, Commander«, sagte Hauptmann unfreundlich. »Ich bitte Sie um die Höflichkeit und den Respekt, der jedem gesetzestreuen Privatbürger zusteht. Wenn Sie Ihre Position als Offizier der Krone ausnutzen, um eine Art persönlicher Vendetta gegen mich zu führen, werde ich keine andere Wahl haben, als alle meine Machtmittel auszunutzen, um entsprechend zu antworten.«
»Wie schon gesagt, beabsichtige ich nicht, eine Anschuldigung gegen Sie persönlich vorzubringen, bis mir gegebenenfalls klare und unumstößliche Beweise vorliegen, daß Sie Ihren Angestellten wissentlich erlaubten, illegale Geschäfte zu tätigen. Bis dahin werden Drohungen gegen mich persönlich nicht mehr Wirkung haben als die Drohung, durch meine Vorgesetzten Druck auf mich ausüben zu lassen.« Honors Verstand war kühl und klar im eisig-heißen Aufblitzen ihrer eigenen Wut, und ihre Augen waren wie dunkelbrauner Stahl. »Wenn Sie wünschen, daß Ihre Ladungen mit minimaler Verzögerung passieren, dann müssen Sie lediglich dafür sorgen, daß Ihre Schiffe keine Konterbande enthalten. Das«, fügte sie kühl und deutlich hinzu, »sollte für einen gesetzestreuen Privatbürger Ihres Formats und Ihrer Autorität ja wohl kein unüberwindbares Problem darstellen, Sir.«
»Nun gut, Commander«, knirschte Hauptmann. »Sie wollen mich beleidigen, ganz gleich hinter welchen Paragraphen Sie sich verschanzen mögen. Ich gebe Ihnen eine letzte Gelegenheit zurückzuweichen. Wenn Sie diese nicht wahrnehmen, werde ich Sie, bei Gott, zurück stoßen .«
»Nein, Sir, das werden Sie nicht«, erwiderte Honor leise. Hauptmann antwortete mit einem krachenden, wütenden Gelächter. Seine Körpersprache verkündete rasende Wut und Haß, als er seinem bekannten Temperament die Zügel löste, doch seine Stimme war hart und kalt, als er weiterredete.
»O doch, das werde ich, Commander. Das werde ich. Sind Ihre Eltern nicht Seniorpartner in der Duvalier Medical Association?«
Gegen den eigenen Willen zuckte Honor bei diesem sprunghaften Themenwechsel überrascht zusammen.
Dann verengte sie die Augen zu Schlitzen und legte drohend den Kopf schräg.
»Nun, Commander?« schnurrte Hauptmann beinahe. »Habe ich recht?«
»Sie haben recht«, gab Honor rundweg zu.
»Dann sollten Sie, wenn Sie darauf bestehen, dies zu einer persönlichen Konfrontation zu machen, die Auswirkungen bedenken, die es auf Ihre eigene Familie hätte, Madam. Das Hauptmann-Kartell besitzt einen Aktienanteil von siebzig Prozent an diesem Unternehmen. Drücke ich mich klar aus, Commander ?«
Honor versteifte sich in ihrem Sessel. Ihr Gesicht war bleich wie ein Blatt Papier, und der Stahl in ihren Augen war nicht mehr kalt, er glühte. Einer ihrer Mundwinkel zuckte heftig. Hauptmanns Augen leuchteten, als er dieses unwillkürliche Muskelzucken fehlinterpretierte und sich triumphierend lächelnd zurücklehnte.
»Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Commander. Ich bin nur ein ehrlicher Geschäftsmann, dem es nur um den Schutz seiner rechtmäßigen Interessen und der seiner Aktionäre geht. Wenn Sie darauf bestehen, diese rechtmäßigen Interessen zu stören, dann lassen Sie mir keine andere Wahl, als mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen, so
Weitere Kostenlose Bücher