Auf verlorenem Posten
Kilgores Stimme war leise, als wollte er von den Medusianern nicht gehört werden. Im eilig eingerichteten Kompaniegefechtsstand schielte Papadapolous auf das Display und nickte vor sich hin. Anscheinend hatte Major Isvarian recht gehabt mit seiner Vermutung über die Auswirkungen des Mekohas auf die Stakser. Die Mistkerle stürzten vom Ort des Hinterhalts aus schnurstracks auf die Enklaven zu, und das deutete nicht gerade auf besondere Vorsicht oder gar Planung hin. Nun, Captain Nikos Papadapolous paßte das ganz gut in den Kram.
»Falcon Leader hat verstanden, Falcon-Drei. Ziehen Sie Ihre Leute weiter zurück und halten Sie sich aus unserem Schußfeld heraus.«
»Aye, Falcon Leader.«
»Falcon Leader an alle Falcons. Feind nähert sich aus Null Drei Sieben. Bereithalten, auf mein Signal hin anzugreifen.«
Er sah auf, als hinter ihm Metall und Plastik klirrten. Ein halbes Dutzend von Isvarians NPA-Sanitätern arbeiteten fieberhaft an der Errichtung eines Verbandplatzes. Papadapolous runzelte die Stirn. Er winkte den Zugfeldwebel des Vierten Zuges heran; die Frau trat näher.
»Jawohl, Sir?«
»Wo ist Dr. Suchon, Regiano?« Sergeant Regiano wandte den Blick einen Moment lang ab und sah ihrem Kompaniechef dann direkt in die Augen.
»Sie ist dahin zurück, wo das Shuttle uns abgesetzt hat, Sir.« Papadapolous legte den Kopf gefährlich schräg, und Regiano beantwortete seine unausgesprochene Frage. »Sie weigert sich, näher an die Front heranzugehen, Skipper.«
»Ich verstehe.« Papadapolous holte tief Luft. Seine Augen wurden hart. »Sergeant Regiano, Sie kehren zur Landezone zurück. Sie werden Commander Suchon einen schönen Gruß von mir bestellen, ihre Anwesenheit sei hier zwingend erforderlich. Sollte sie sich weigern, Sie auf der Stelle zum Verbandplatz zu begleiten, dann werden Sie die Dame mit allen nötigen, Mitteln – bis zur und einschließlich der Gewaltanwendung – zwingen, mitzukommen. Haben Sie das verstanden, Sergeant?«
»Aye, aye, Sir!« Aus Regianos Augen sprach unverhohlene Befriedigung, als sie zackig salutierte und wegtrat. Papadapolous schluckte einen galligen Fluch hinunter, dann riß er sich zusammen und verdrängte den Zorn auf Suchon, um sich der vor ihm liegenden Aufgabe zuzuwenden.
Er sah auf das visuelle Display vor Sergeant-Major Jenkins’ rechtem Knie. Es zeigte das Tal in Vogelperspektive. Das Bild wurde von einer der beiden Pinassen übertragen, die unsichtbar weit über ihnen auf der Stelle schwebten. Papadapolous bekam eine Gänsehaut, als er sah, wie der Boden selbst auf seine Stellung hinzuwogen schien. Die Stakser brandeten auf die Marines als ein Mob zu, der mehr als zwei Kilometer breit und drei tief war. Wie eine riesige Flutwelle floß er über das Moos. Wenigstens zehntausend mußten es sein, und das war wesentlich mehr, als Papadapolous in seinen schlimmsten Befürchtungen angenommen hatte. Selbst mit den Verstärkungen durch die NPA-Kompanie standen seine Leute einer dreißig- bis vierzigfachen Übermacht gegenüber. Gott sei Dank konnten sie die Stakser hier auf offenem Feld stellen und mußten sie nicht zwischen den Enklaven aufhalten!
Papadapolous hatte diese Tal zum Kampfgebiet gewählt, weil es die weiteste Öffnung in einer gewundenen Hügelkette darstellte, den wahrscheinlichsten Weg, auf dem die Eingeborenen nach Süden vorstoßen würden. Genau wie er gehofft hatte, hielt die Welle der Medusianer darauf zu. Sie schoben sich noch dichter ineinander, als sie den nördlichen Taleingang erreichten. Zum letzten Mal überprüfte Papadapolous die Postierung seiner Leute.
Der Plan hing entscheidend von den Panzeranzügen des Dritten Zugs ab, und Papadapolous wünschte, er hätte O’Brians Trupp zurückbringen können, um seine Linie zu verstärken. Aber das ging nicht. Die Energiequelle mußte überprüft werden, bevor sich jemand von dort absetzen konnte. Er konnte nichts daran ändern, doch Kilgores Zug war dadurch sehr geschwächt. Einer der beiden Trupps in Panzeranzügen bildete am Südausgang des Tales zusammen mit Papadapolous’ schwerstem Waffenteam den Pfropf, der die Stakser aufhalten mußte, sobald sie das Tal überrannten. Kilgores Leute sollten dazu in der Lage sein, zumal sie von Sergeant Howells Schwerer Gruppe und den Geschütztürmen der gelandeten Gleiter Isvarians unterstützt wurden. Kilgore hatte dadurch nur einen Trupp Scouts übrig, um den Vorstoß der Stakser zu beobachten und beide Flanken zu decken, und um den Captain zu
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