Auf verlorenem Posten
abgefangen, aber ist es das wert? Ist es das wirklich wert?« Honors Augen wurden auf gefährliche Weise hart, und er fuhr hastig fort: »Ich will ja nicht sagen, es sei nicht illegal gewesen – Gott weiß, wie illegal es war! –, und ich weiß auch, was Sie vorhaben. Aber an dem Tag, an dem wir den Basihsk-Stützpunkt verlassen, wird alles wieder so sein, wie es gewesen ist, bevor wir ankamen! Das war doch nur wie ein Flohbiß für diese Leute, etwas, das auf ihre Jahresbilanz überhaupt keine Auswirkungen hat, aber erinnern wird man sich an Sie trotzdem!«
»Das hoffe ich sehr, Commander«, antwortete Honor eisig, und McKeon starrte sie besorgt an. Zum erstenmal seit viel zu langer Zeit machte er sich um seinen Captain Sorgen, weil sie sein Captain war. Honors dunkler Blick wirkte so unnachgiebig wie eine Panzerplatte.
»Aber Sie riskieren Ihre Karriere, ohne daß es überhaupt etwas bringt!« protestierte er. »Captain, das ist …«
»Ist etwas, das wir beenden müssen.« Wie ein Dolch schnitt ihre Stimme ihm den Satz ab. Er zuckte zusammen, als er so etwas wie Verletzung hinter der Wut in ihren Augen erkannte. Verletzung und noch etwas anderes. Vielleicht Verachtung, und das schnitt tief, zu tief. Er schloß den Mund. Ihre Nasenflügel bebten.
»Commander McKeon«, sagte sie dann mit der gewohnten, kühlen Stimme, »es beeinflußt meine Pflichten nicht, ob andere ihre Aufgaben erledigen oder nicht. Ebensowenig kümmert mich, welche Kriminellen sich entscheiden, während meiner Wache ihren kriminellen Aktivitäten nachzugehen. Wir werden Ensign Tremaine in jeder Weise unterstützen. Zusätzlich wünsche ich, daß alle anderen Schiffe – alle –, die vom Hauptmann-Kartell gechartert wurden, besonders genau untersucht werden. Haben Sie das verstanden?«
»Verstanden, Ma’am«, bestätigte er unglücklich. »Ich wollte nur …«
»Ich begrüße Ihre Besorgnis, Eins-O«, unterbrach sie ihn scharf, »aber die Fearless wird ihre Aufgaben erfüllen. Alle ihre Aufgaben.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Danke. Sie sind entlassen, Commander.« Er erhob sich und verließ verwirrt und besorgt ihre Kabine. Die Last einer eigenartigen, tief persönlichen Scham ging mit ihm.
12.
Der Schreibersmaat der Admiralität öffnete die Bürotür und verbeugte sich, als der hochgewachsene, dunkelhaarige Admiral an ihm vorbeischritt, und schloß sie hinter ihm wieder. Admiral der Grünen Flagge Lord Hamish Alexander trat an die hohen Fenster und blickte hinaus auf die überwältigenden Spitzen der pastellfarbenen Türme von Landing, der Hauptstadt des Sternenkönigreichs von Manticore.
Das dunkelblaue Wasser der Jasonbai, im Grunde ein mehrere hundert Kilometer langes Binnenmeer, erstreckte sich bis an den südlichen Horizont und glitzerte und funkelte im Licht von Manticore A. Trotz Klimatisierung konnte Alexander die Wärme der Sonnenstrahlen durch den isolierenden Kunststoff hindurch spüren. Er begrüßte die Temperatur draußen, auch wenn es ihm ein wenig zu warm war, denn er kam gerade vom Sitz seiner Familie im Herzogtum von High Sligo, und auf Manticores Nordhalbkugel herrschte Winter. Doch Landing lag weniger als fünfzehnhundert Kilometer oberhalb des Äquators, und so bewegte sich leuchtendes Grün in der Brise, die über die segelgesprenkelte Bai heranwehte.
Alexander wandte sich vom Fenster ab, legte die Hände auf den Rücken und ließ den Blick durch das Büro des Ersten Raumlords schweifen. Die Wände waren mit hellem einheimischen Holz getäfelt, nicht extravagant wie auf einer der Inneren Welten, und in einer Ecke befand sich ein offener Kamin. Er funktionierte, war keine reine Zierde, und das, dachte Alexander, war extravagant. Das Gebäude der Admiralität war mehr als anderthalb manticoranische Jahrhunderte alt und nur wenig mehr als einhundert Stockwerke hoch, ein bescheidenes kleines Bauwerk für eine Kontragrav-Zivilisation, doch der Kaminschacht bohrte sich durch über dreißig Stockwerke Lüftungs- und Ventilationsschächte. Alexander wunderte sich immer wieder über den Starrsinn des Architekten, der diesen Kamin entworfen hatte, besonders wenn man bedachte, daß das Gebäude in einer Klimazone stand, die Kühlen wesentlich häufiger erforderlich machte als Heizen.
Er lachte leise und schaute aufs Chronometer. Der Erste Raumlord kam zu spät – nichts Ungewöhnliches für einen Mann mit seinem Terminkalender –, also schlenderte Alexander noch ein wenig durch das vertraute Büro, betrachtete
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