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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eingehend die Modelle von Sternenschiffen und die altmodischen Portraits in Öl und Acryl, machte sich mit alten Freunden neu bekannt und registrierte diejenigen, die seit seinem letzten Besuch dazugekommen waren.
    Er bewunderte gerade die Details eines meterlangen Modells von HMS Manticore , des Stolzes der Flotte, als sich hinter ihm die Tür öffnete. Er wandte sich um, und ein Lächeln legte sich auf sein zerklüftetes Gesicht. Fleet Admiral Sir James Bowie Webster kam herein. Der Erste Raumlord hatte ein Webster-Kinn, und er grinste und packte Alexanders Hand mit seinen beiden Pranken, um sie kräftig zu schütteln.
    »Hamish! Du siehst gut aus. Tut mir leid, dich so kurz vor Emilys Geburtstag herkommen zu lassen, aber ich muß mit dir reden.«
    »Das hab’ ich mir schon gedacht«, antwortete Alexander trocken. Webster ließ seine Hand los und flegelte sich in einen Sessel. Alexander ignorierte den Platz, den Webster ihm anbot, und ließ sich statt dessen auf einer Ecke des riesigen Schreibtisches nieder, der groß genug wirkte, daß ein Shuttle darauf landen könnte.
    »Wie geht es Emily? Und was macht dein Vater?« fragte Webster. Sein Lächeln verblaßte, als Alexander die Achseln zuckte.
    »Beiden so gut wie man’s erwarten kann. Dr. Gagarian hat eine neue Therapie, die Emily probieren soll, und Vater bekommt der Winter nicht sehr gut, aber dennoch …«
    Er zuckte wieder die Achseln wie ein Mann, der eine alte Wunde befühlt und feststellt, daß der vertraute Schmerz geblieben ist. Schweigend nickte Webster. Alexanders Vater, der Zwölfte Earl von White Haven, war beinahe vierundsechzig Jahre alt – mehr als einhundertzehn T-Jahre. Seine Generation war die letzte vor Einführung der Lebensverlängerung gewesen, und er würde nicht mehr viele Winter überstehen. Lady Emily Alexanders Leben gehörte zu Manticores größten Tragödien. Eine Tragödie, die Webster – und mit ihm jeder, der Lady Emily kannte, und Tausende, die ihr nie begegnet waren – als seine eigene erfuhr. Einst die größte Holo-Drama-Schauspielerin des Königreiches, war sie heute eine der beliebtesten und geachtesten Autorinnen und Produzentinnen, nachdem ein Flugwagenzusammenstoß sie komplett gelähmt und von der HD-Bühne verbannt hatte. Ihr verletztes Nervengewebe widerstand beharrlich allen Transplantationen und Regenerationstherapien. Nicht einmal die moderne Medizin war in der Lage, ein zerstörtes motorisches Kontrollzentrum wiederherzustellen.
    Webster unterdrückte eine Bekundung nutzlosen Mitgefühls, von dem er wußte, daß es Alexander nur peinlich gewesen wäre, und riß sich zusammen. Er betrachtete den Admiral vor sich genauer. Hamish Alexander war siebenundvierzig – hatte nach Standardjahren gerade die achtzig überschritten –, obwohl er aussah, als wäre er höchstens ein Drittel so alt wie sein Vater. Um seine Augen waren neue Sorgenfältchen und an seinen Schläfen neue weiße Haarsträhnen hinzugekommen.
    »Und dein Bruder?«
    »Der Ehrenwerte Willie?« Hamishs Laune wurde augenblicklich besser, und seine Augen glitzerten vor plötzlicher Belustigung. »Unser edler Lordschatzkanzler ist in bester Form! Hat einige Worte zu mir gesagt – unhöfliche natürlich –, über den neuesten Flottenetat, möchte ich hinzufügen.«
    »Er hält ihn für zu hoch?«
    »Das nicht, er glaubt nur, er wird es ganz schön schwer haben, ihn vom Parlament abgesegnet zu bekommen. Andererseits denke ich, daß er sich mittlerweile daran gewöhnt hat.«
    »Das hoffe ich. Nächstes Jahr wird es wahrscheinlich noch schlimmer«, seufzte Webster.
    »Kann ich mir vorstellen. Aber irgendwie kommt’s mir vor, als hättest du mich nicht herbestellt, um zu erfahren, was Willie vom Flottenetat hält, Jim. Was ist los?«
    »Tatsächlich wollte ich bei Willie – durch dich – in einer Sache vorfühlen, die auf uns zukommt. Genauer gesagt nicht bei Willie, sondern bei der Regierung im allgemeinen.«
    »Nun«, sagte Alexander, »das klingt geheimnisvoll.«
    »Es ist vielleicht nicht geheimnisvoll, aber es ist schwierig.« Webster strich sich in einer untypischen, geplagt wirkenden Manier durchs Haar. »Es geht um den Basilisk-Stützpunkt, Hamish.«
    »Oho«, murmelte Alexander. Er schwang ein Bein hoch und fixierte die Spitzen seiner spiegelblank polierten Stiefel. Basilisk war in politischer Hinsicht immer eine heiße Kartoffel gewesen, und bei dem Stellenwert, den das System im Denken des gegenwärtigen Ersten Lords der Admiralität einnahm,

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