Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
hätte. Außer natürlich, daß bei keinem solaren Insekt die Gliedmaßen in dieser Art in gleichen Abständen um den Körper herum angeordnet waren.
    Die dominierende Lebensform hatte, wie auch die Menschen, die oberen Gliedmaßen von der Verwendung als Beine entbunden, um sie zur Manipulation von Gegenständen zu benutzen. Stakser standen aufrecht auf den Hintergliedern, doch die Beine waren nach menschlichen Maßstäben unglaublich lang und schlank. Natürlich verlieh die Dreibeinanordnung ihnen eine außerordentliche Standfestigkeit, besonders wenn sie alle sechs Kniegelenke versteifen, aber gerade diese Knie weckten in Stromboli noch mehr Unbehagen. Weder sie noch die Hüftgelenke beugten sich – sie drehten sich. Einem Stakser beim Gehen zuzusehen, verschaffte dem Lieutenant ein sehr unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Gott allein wußte, wie sie aussahen, wenn sie rannten!
    Der Computer rülpste leise, um anzuzeigen, daß er den Systemtest beendet hatte. Stromboli legte das Fernglas weg und wandte sich wieder der Schalttafel zu. Medusa mochte nur die Karikatur eines Planeten sein, doch der Orbitalverkehr gehörte allein Stromboli, und er verspürte den unerwarteten Drang, sich darum zu kümmern.
     
    Das riesige Kontragrav-Frachtshuttle wirkte wie ein Insekt, das an der Flanke des unter manticoranischer Flagge laufenden Mutterschiffes saugte. Die Zollpinasse, die an das Shuttle angedockt war, erschien nicht größer als eine Mikrobe. Zwei Mitglieder der Shuttlecrew standen steif am shuttleseitigen Ende der Zugangsröhre und wirkten wie grimmige Wächter. Ensign Scotty Tremaine war noch keine vollen dreizehn manticoranischen Jahre alt. Nach dem Abschluß der Akademie war dies sein erstes Kommando. Trotzdem war ihm klar: Etwas an der Art, in der die Kerle da standen, stimmte nicht. Sie hatten sehr unglücklich gewirkt, als das Zollkommando an Bord kam, deshalb wandte er sich um, um P.O. Harkness mit beiläufigem Interesse zuzusehen.
    Petty Officer Harkness war, wie Tremaine vermutete, ein Unikum. Der Ensign hatte einen Blick in Harkness’ Personalakte geworfen, bevor sie das Schiff verließen (die Ausbilder auf der Akademie hatten immer und immer wieder betont daß ein Offizier das tun sollte, bevor er das Kommando über eine Abteilung übernahm), und er wünschte, mehr Zeit für diese interessante Lektüre gehabt zu haben. Harkness war seit mehr als zwanzig Jahren, beinahe dreißig T-Jahren, bei der RMN, und hatte nach Tremaines Zählung zwölfmal kurz vor der Beförderung zum Chief gestanden. Einmal hatte er sie sogar erhalten. Doch PO Harkness besaß eine Schwäche – nein, sogar zwei, um genau zu sein. Er war grundsätzlich unfähig, außer Dienst in einer Bar an einer Marineinfanterieuniform vorbeizugehen, ohne zu versuchen, ihrem Träger den Verstand aus dem Leib zu prügeln, und er trug schwer an dem Glauben, daß es seine humanitäre Pflicht sei, die Schiffskameraden mit all jenen Kleinigkeiten zu versorgen, die das Schiffskaufhaus üblicherweise nicht führte.
    Er war auch einer der besten Raketentechniker der Navy, was wahrscheinlich erklärte, weshalb er überhaupt noch in der Navy war.
    Doch was Tremaine im Augenblick durch den Kopf ging, das waren die Worte, die Bosun MacBride an ihn gerichtet hatte, bevor er das Schiff verließ. Tremaine mochte die Bosun. Auch wenn sie ihn wie einen nicht allzu klugen Welpen behandelte, schien sie doch das Gefühl zu haben, daß mit Hilfe der nötigen Ausbildung durch Bosuns (deren immerwährende Last darin bestand, Ensigns die Nasen und Hintern zu putzen und sie davon abzuhalten, über die eigenen ungeschickten Füße zu stolpern) eines Tages vielleicht ein tüchtiger Offizier aus ihm werden könnte. Im Moment stoppten ihre unendlich respektvoll vorgetragenen Vorschläge ihn regelmäßig gerade rechtzeitig, bevor er in das nächste Fettnäpfchen trat.
    »Vielleicht möchten der Ensign PO Harkness freie Hand geben, Sir«, hatte MacBride ruhig gesagt. »Wenn jemand in der Abteilung eine Gaunerei im Frachtraum entdeckt, dann er. Und außerdem«, hatte sie hinzugefügt und ihn unbewegt angelächelt, »habe ich die … Bedeutung der Mission mit ihm diskutiert.«
    Also änderte Tremaine geringfügig seine Position, bewegte sich etwas zur Seite, stützte den Ellbogen auf ein Frachtförderband und konnte so Harkness beobachten und gleichzeitig die Crewmitglieder im Auge behalten.
    Harkness stöberte in den säuberlich gestapelten Kontragravpaletten herum. Er hielt

Weitere Kostenlose Bücher