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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vielleicht ein Problem«, antwortete der Anrufer vorsichtig. Der sphinxiasche Akzent trat deutlich hervor – vielleicht zu deutlich, dachte Summervale nicht zum ersten Mal. Der Akzent wies geradezu theatralische Qualitäten auf, als wäre er nur ein Deckmantel für etwas anderes. Summervale war das egal – der Eigentümer der Stimme bezahlte ihn gut; wenn er eine zusätzliche Absicherung für notwendig hielt, dann war das seine Angelegenheit.
    »Was für ein Problem?«
    »Die NPA kennt das neue Mekoha«, antwortete der Anrufer, und Summervales Lippen spannten sich. »Wie?«
    »Wir sind uns nicht sicher – unsere Quelle konnte uns darüber nichts sagen –, aber ich befürchte, es ist eine Nebenwirkung von Harringtons Aktivität. Sie hat bei der NPA eine ganze Menge Arbeitskraft freigesetzt, und sie benutzen sie, um ihre Patrouillen auszuweiten.«
    Summervales Augen blitzten bei der Nennung des Namens ›Harrington‹ auf, und er kräuselte die angespannten Lippen. Er war dem weiblichen Commander nie begegnet, doch er mußte sie nicht kennen, um sie zu hassen. Sie symbolisierte zu viel von dem, das er hinter sich gelassen hatte, und er spürte die vertraute Wärme in seinen Nervenendungen prickeln. Trotzdem – er war ein Profi. Er wußte um die Gefahr, die von Gefühlsreaktionen ausging, so angenehm sie auch sein mochten.
    »Wieviel wissen sie denn schon?« fragte er. »Auch dabei können wir uns nicht sicher sein. Sie haben den Stoff analysiert, der ihnen in die Hände gefallen ist. Höchstwahrscheinlich werden sie merken, daß er nicht von Staksern produziert worden ist. Wahrscheinlich wissen sie das bereits. Eine meiner anderen Quellen hat mir mitgeteilt daß Harrington eine ihrer Pinassen von Zollaufgaben freigesetzt hat.«
    »Um Abtastungen aus dem Orbit vorzunehmen«, erriet Summervale.
    »Sehr wahrscheinlich«, stimmte der Anrufer zu. »Nicht wahrscheinlich – sicher. Ich habe Ihnen gesagt, es sei gefährlich, den Stoff so rein herzustellen.«
    »Die Stakser mögen ihn so am liebsten.«
    »Die Stakser sollen zum Teufel gehen.« Summervales Tonfall war milde, doch seine Augen glitzerten hart. »Sie bezahlen für die Ladung, deshalb liegt die Entscheidung bei Ihnen, aber wenn einer von den Stakserkerlen von einer Pfeife unseres Stoffs so richtig high wird, dann verwandelt er sich in eine Atombombe kurz vor der Explosion.«
    »Das braucht uns nicht zu jucken«, erwiderte sein Arbeitgeber zynisch.
    »Vielleicht nicht. Aber ich möchte wetten, daß das überhaupt erst die Aufmerksamkeit der NPA erregt hat. Und die gleichen Elemente, die dem Stoff den Kick verleihen, werden beweisen, daß er von keinem Stakseralchimisten hergestellt worden sein kann. Was bedeutet, daß er entweder eingeführt oder irgendwo auf dem Planeten hergestellt worden sein muß. Zum Beispiel hier.« Der Mann auf dem Bildschirm wollte zu einer Entgegnung ansetzen, doch Summervale hob die Hand. Wieder war es eine höfische, unpassend wirkende Geste. »Aber egal. Passiert ist passiert, und es ist Ihr Projekt. Was soll ich deswegen unternehmen?«
    »Halten Sie alle Sicherheitsmaßnahmen ein, insbesondere für den Flugverkehr. Wenn sie uns überfliegen, dürfen wir uns nicht erlauben, Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Ich kann die Frachtflüge zurückhalten. Ich kann sogar den Fußgängerverkehr rings um die Anlage einschränken«, stellte Summervale klar. »Aber vor Flottensensoren kann ich mich nicht verstecken. Unser Energierelais ist so auffällig wie ein verstauchter Daumen, und sobald es ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat, können sie uns anhand unserer Streustrahlung aufspüren – trotz der Abschirmung in den Wänden. Das wissen Sie.« Er verzichtete auf den Hinweis, daß er sich von Anfang an gegen ein Strahlenergierelais ausgesprochen hatte. Die zusätzlichen Kosten und Mühen, ein unterplanetarisches Versorgungskabel zu ziehen, wären gemessen an der bereits getätigten Investition seiner Arbeitgeber vernachlässigbar gering gewesen, es hätte die ganze Unternehmung aber wesentlich schwieriger aufzuspüren gemacht. Doch er war in dieser Sache von Anfang an überstimmt worden. Und während er nicht beabsichtigte, dem Anrufer zu erlauben, ihm nun sämtliche Verantwortung für die Tarnung aufzubürden, hatte es auch keinen Sinn, die Sache ausgerechnet jetzt wieder aufzutischen.
    »Das ist uns bewußt«, antwortete der Mann auf dem Bildschirm. »Wir hätten nicht damit gerechnet, es jemals mit Flottensensoren zu tun zu bekommen.«

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