Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Sohn und alles scheint bestens. Ich frage ihn, ob die Bude noch steht und ob sie es noch aushalten ohne uns. „Natürlich, aber wenn jemand da ist und kocht, ist das schon besser.” Toll, denke ich, nur fürs Kochen bin ich noch recht. Ob es uns noch gefällt, fragt er. Ich erzähle ihm ein bisschen von den letzten Tagen, von unseren tollen Begegnungen, er findet es interessant und wünscht uns weiterhin einen guten Weg.
Nach einer Dusche gehen wir ins Dorf und kaufen Wasser und ein wenig zu essen für unterwegs. Beim Gang durch den Ort schauen wir schon mal nach Essensmöglichkeiten für den Abend. Im Infobüro fragen wir nach einer Unterkunft in Ledigos für Samstag und ob es dort Platz gibt in der Herberge. Die Telefonnummer in unserem Herbergsführer stimmt nicht und sie geben uns die richtige. Die Herberge ist leider voll und dort gibt es sonst nichts anderes. Es ist immer gut, wenn man vorher die Unterkünfte abklärt, dann kann man auch entsprechend die Etappen besser planen. Rainers Wanderschuh hat ein Loch, die erste Materialermüdung. Seine Schuhe haben auch schon einige Kilometer auf der Sohle. Er kauft in einer Art Baumarkt noch einen Zweikomponentenkleber. Auf dem Rückweg nehmen wir im Freien in einem Lokal unser Pilgermenü zu uns. Roland aus Nürnberg kommt auchvorbei. Er berichtet von seinen letzten Etappen und er hat wieder eine neue Blase am Fuß. Ansonsten sei alles in Ordnung. Mit Blasen blieben wir bis jetzt Gott sei Dank verschont.
Die Reste unseres Pilgeressens nehmen wir für Bobby mit, der uns wieder tief schlafend, dann freudeschwänzelnd, begrüßt, als wir zurück in die Pension kommen. Natürlich schlingt er wieder alles runter, ist zufrieden und geht noch eine kleine Runde mit nach draußen. Rainer klebt noch seinen Schuh, danach stinkt das ganze Zimmer nach Klebstoff. Obwohl wir früh zu Bett gehen, schlafen wir sofort ein.
Gegen halb acht verlassen wir heute die Pension, das Wetter sieht gut aus, aber es ist empfindlich kühl. Nach den ersten dreieinhalb Kilometern frühstücken wir in Poblacion de Campos im Freien vor einer Bar. Der Wirt bringt Bobby ein paar Rädchen Chorizowurst. Das wird Durst bringen, denke ich. Unsere Strecke führt uns heute entlang der Straße, eine Art „Pilgerautobahn“ erwartet uns. Deshalb nehmen wir eine Ausweichstrecke entlang eines kleinen Flusses. Diese ist insgesamt nur zweihundert Meter länger als die Hauptstrecke, dafür aber viel schöner. Auch für Bobby, der seit ein paar Tagen wieder seinen Rucksack trägt, ist diese Strecke besser. In Villarmentero de Campos treffen die beiden Wege wieder zusammen und wir müssen nun doch entlang der Straße gehen. Es ist in Ordnung, aber die Sonne knallt schon ganz ordentlich herunter und es gibt keinen Schatten. Kurz vor Villalcazar de Sirga treffen wir wieder Mutter Gisela mit Tochter Christine. Auch die haben uns überholt, das kann aber jetzt nicht sein, oder? Bei unserer kleinen Unterhaltung erfahren wir, dass Christine immer größere Probleme mit den Füßen hat und deshalb nicht viel gehen kann. Sie fahren immer wieder mit dem Bus und dann gehen sie wieder ein Stück. Christine trägt immer noch die gleichen “Zentnerschuhe”, da kanndas ja nix werden, denke ich. Wir wünschen den beiden alles Gute und verabschieden uns.
In einer Bäckerei kaufen wir ein frisches Brot. Wir lieben knuspriges, braunes Brot. Von mir aus könnte ein Brot nur aus Rinde und „Gneißle“ (hochdeutsch: Anschnitt) bestehen. Die Bäckersfrau lacht, als ich noch im Laden in das Brot beiße und meint, ich wäre ja am Verhungern; so ähnlich ist es. Weiter unten im Ort entdecke ich einen kleinen Rastplatz mit Steintischen und Steinbänken. Dort machen wir Pause. Wir essen, trinken und ruhen uns etwas aus. Bobby gräbt unter dem Steintisch alles Unkraut weg und legt sich auf die Erde, er schläft sofort ein. Ich lege mich auf eine Steinbank und die Füße lege ich hoch auf den Rucksack. Das ist sehr entspannend und ich schlafe kurz ein.
Währenddessen klebt Rainer wieder seinen Schuh, ob das noch was wird? Um viertel vor eins gehen wir erholt weiter und haben nur noch kurze sechs Kilometer bis zum heutigen Endort Carrión de los Condes. Unterwegs treffen wir einen jungen Mann: Markus aus Bad Hersfeld, 28 Jahre alt. Er ist auf der Suche nach irgendwas Greifbarem im Leben, möchte einmal an seine Grenzen gehen. Erst zwei Wochen vor seinem Aufbruch hat er entschieden, dass er einfach mal weg muss. Jetzt ist er hier auf
Weitere Kostenlose Bücher