Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Hirschtalg die Pfoten ein.
Das machen wir alle paar Tage, damit sie nicht so trocken werden. Heute sind schon sehr viele Pilger unterwegs. Die Landschaft ist eher unspektakulär, der Weg “bolzgrade” und eben. So gehen wir mit Obst- und Trinkpause unsere Strecke. Rainer hat schon eine kleine Fata Morgana gesehen heute, er hielt die großen Gerstenhalme von weitem für Windmühlen. Muss ich mir Sorgen machen, denke ich? Wir lachen uns fast kaputt. Unterwegs treffen wir auf eine junge Frau, Lena, die ohne Rucksack und alleine läuft. Auf dem Camino gibt es einen Rucksackserivce, dort kann man seinen Rucksack aufgeben und der wird dann mit einem Auto an den entprechenden Endpunkt der Tagesetappe transportiert. Nicht schlecht, aber das nehmen wir nicht in Anspruch.
Lena spricht uns auf Bobby an und so kommen wir ins Gespräch. Sie hat etwas Probleme mit ihren Füßen, hat Schmerzen und Blasen und ist einiges mit dem Bus gefahren. Ihr Freund Sebastian geht zu Fuß, sie haben sich seit zwei Tagen nicht gesehen und wollen sich nun in der Herberge in Calzadilla de la Cueza wieder treffen. Gemeinsam gehen wir mit ihr dorthin und sind schon um elf Uhr am Ziel. Roland ist auch schon da und hat für heute genug, deshalb bleibt er ebenfalls hier. Ferdinand sitzt auch hier, er geht aber nach kurzer Pause weiter, bei ihm läuft es heute gut. Wir sitzen vor die Bar, die zur Herberge gehört, und trinken etwas; viele Pilger machen hier eine Pause, unter anderem auch Susi, die bestätigt, dass ihre Füße schon etwas besser sind, seit sie die Baumwollsocken trägt. Gegen zwölf können wir auf unser Zimmer. Als wir hochgehen, gibt es kurz fragende Blicke wegen Bobby. Ich erkläre, dass ich das gestern telefonisch abgeklärt habe. Nach kurzer Rücksprache mit dem Chef („Der Hund schläft ja nicht bei euch im Bett, oder?“ - „Nein, auf keinen Fall, der schläft nie bei uns im Bett“), dürfen wir mit ihm nach oben.
Nach dem Auspacken duschen wir und gehen runter zum Essen. Im Speiseraum gibt es einen Fernseher, somit ist das Fußballfinale heute Abend auch gesichert. Später halten wir eine Siesta bis um fünf, wir haben alle drei total tief geschlafen. Dann trinken wir unten einen Kaffee. Susi, Roland und Lena sind auch bei uns. Sebastian, Lenas Freund, ist gegen halb fünf eingetroffen. Er ist heute etwa 40 Kilometer gelaufen und ist richtig fertig. Wir alle unterhalten und verstehen uns gut, es ist wieder richtig nett und kurzweilig. Der Hospitalero kommt auch nach draußen und sagt uns, dass man ab jetzt Abendessen könne. Er ist aus Pegó, einem Ort in Spanien, den wir gut kennen. Er liegt neben Dénia, wo wir schon oft Urlaub gemacht haben. Im Sommer hilft er für vier Monate hier in der Herberge aus, ansonsten arbeitet er als Technischer Zeichner und ist ein absolut netter Kerl. Um acht gehen wir rein und setzen uns gleich an einen Tisch, von dem aus wir gut auf den Fernseher schauen können. Heute Abend essen wir nur Fischsuppe, da wir noch gesättigt sind vom Mittagessen. Danach beginnt auch schon das Fußballspiel, leider kein Erfolg für die Bayern. Die anderen Spanier in der Bar verhalten sich ziemlich neutral. Nach dem Spiel verschwinden wir alle sofort auf unsere Zimmer, denn morgen müssen wir wieder fit sein!
Um halb sieben stehen wir auf und packen zusammen. Rainer hat mal wieder alles ausgepackt und braucht Jahre…! Im Haus frühstücken wir noch und verlassen es um halb acht. Immer wieder gehe ich mit den neuen Geleinlagen in den Schuhen. Es ist ganz unterschiedlich, mal tut das gut, mal nicht. Heute nehme ich sie nach zwei Stunden raus. Mein Schienbein hat sich etwas beruhigt. Es wird warm und es geht ganz gut voran, das Ziel ist Sahagún, knapp 25 Kilometer. In einer Herberge kaufen wir unterwegs zwei belegte Baguette mit Käse und Schinken. Am Ortsausgang von San Nicolas setzen wir unsauf eine Bank und essen. Als wir weitergehen, setzt sich Bobby immer wieder in den Schatten unter die Bäume, ihm ist es heute viel zu warm. Aber wir haben ja Zeit und er kann sich immer mal wieder erholen. Kurz vor Sahagún kommen wir an einem Fluss vorbei, der nicht sehr tief ist. Bobby geht sofort rein und trinkt, er hört gar nicht mehr auf. Normalerweise ist er ja überhaupt keine „Wasserratte“, aber heute, als ich „Sitz“ sage, setzt er sich rein und auf „Platz“ legt er sich hin und bleibt sogar liegen. Was für ein Fortschritt, es gefällt ihm sichtlich. Frisch abgekühlt gehen wir das letzte Stück und
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