Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
sind gegen zwei Uhr im Ort. Dort suchen wir gleich die Herberge auf, fragen nach Unterkünften und bekommen einen Ortsplan, mit dem wir uns vor eine Bar setzen und etwas trinken. Sogar ich habe heute mal geschwitzt – Durst ist angesagt. Nach ein paar Telefonaten haben wir heute drei (!) Zusagen, alle mit Bobby. Eines der Angebote ist auch in unserem Pilgerführer erwähnt, für das entscheiden wir uns dann auch. Unterwegs dorthin kaufen wir noch etwas Obst und Wasser. Die Pension ist freundlich, hat schöne Zimmer und einen ganz tollen Innenhof, leider sind wenig Leute hier. Nach kurzer Fußerfrischung machen wir einen Rundgang durch den Ort, er ist belebt und schön. Wir kommen an einer Konfiserie mit Namen „Katy“ (viele Freunde nennen mich so) vorbei, davor macht Rainer natürlich ein Bild von mir. „Wenn das mein Laden wäre, würde ich den verändern und würde deftige Sachen verkaufen. Für Süßes wäre ich keine gute Verkäuferin, da müsste ich bald Konkurs anmelden,“ sage ich zu ihm, da ich absolut kein Süßigkeitenfan bin, sondern eher der „Vespertyp“, und wir lachen mal wieder.
Vor einem Lokal sitzen sehr viele Spanier, fast alles ist belegt. Das muss gut sein, denken wir, und bekommen draußen noch einen freien Tisch. Wir bestellen eine Paella und Salat. Dazu gibt es einen Weißwein und Wasser. Es schmeckt einmal mehr total lecker, das Essen nimmt aufdem Camino doch einen hohen Stellenwert ein. Satt und zufrieden schauen wir danach noch weiter den Ort an. Wir müssen hier auch unbedingt einen neuen Pilgerpass kaufen, unser erster ist nämlich vollgestempelt. Im Infobüro bekommen wir für zwei Euro einen neuen. In der Pension duschen wir noch und danach gehen wir sofort ins Bett. Ich entdecke eine kleine Blase am rechten Fußballen. Sofort mache ich ein Compeed-Pflaster drauf und hoffe, dass sie nicht größer wird. Morgen haben wir eine lange Etappe, deshalb müssen wir jetzt schnell schlafen.
Um halb sechs stehen wir auf und verlassen eine halbe Stunde später in der Morgendämmerung die Pension. Das Wetter wird heute toll, wie man jetzt schon sieht, deshalb starten wir schon in kurzen Hosen. Nach etwa sechs Kilometer gibt es heute eine Alternativroute, die „Calzada Romana“, eine alte Römerstraße. Diese Route ist als sehr ruhig und schön beschrieben. Der Hauptweg, auch Pilgerautobahn genannt, würde heute direkt an der Straße entlangführen, was wir nicht machen, deshalb zweigen wir in Calzada del Coto ab. In diesem Ort wollten wir eigentlich auch frühstücken, aber alles ist noch geschlossen. Wir kommen am Ortsausgang an zwei großen Bauernhöfen vorbei, dort laufen zwei riesige Hunde frei umher. Einer davon bellt, Rainer hält seine Wanderstöcke in die Höhe und droht ihm, das wirkt. Er geht noch ein Stück hinter uns her, dann kehrt er um. In den Ortschaften leinen wir Bobby immer an, das ist sicherer. Ansonsten darf er frei laufen, das gefällt ihm natürlich viel besser. Ein wenig hinter dem Dorf sehen wir von weitem wieder zwei Hunde, die durch die Felder rennen, sie sind ebenfalls sehr groß. „Meinst Du, das sind wilde Hunde?“, frage ich Rainer. „Sieht so aus, so weit, wie die sich vom Ort entfernt haben, gehören die wahrscheinlich niemandem.“ Wir beobachten während des Weitergehens genau, wo die Hunde hingehen, damit es keine Überraschung gibt. Kurz darauf überqueren sie eine Bahnlinie, die hier verläuft, und dann sind sieverschwunden. Das ist uns recht, auf ein Zusammentreffen mit denen können wir gern verzichten.
Mein Magen knurrt und wir gehen weiter bis nach Calzada de los Hermanillos. Dort ist ein nettes Lokal mit Innenhof, wo wir mit Bobby frühstücken. Die Dame macht uns sogar Spiegeleier. Leichtfüßig und gestärkt gehen wir wieder los. Die nächsten 18 Kilometer kommt gar nichts, nur weites Land, Römerstraße und keine Häuser. Ich sage zu Rainer: „Hast du auch die Spuren von den römischen Streitwagen gesehen?“ „Ja klar, die sieht man doch ganz genau.“ Spaß muss doch immer wieder sein. Wir pilgern heute ganz alleine und sehen keine anderen Leute. „Gehen die alle den Weg an der Straße entlang?“, frage ich mich. Unterwegs halten wir Ausschau nach einem schönen Plätzle zum vespern. Immer wieder kann Bobby an vielen Wasserstellen und Flüsschen trinken und baden. Wir sehen einen schönen Platz, aber Rainer ist nicht ganz einverstanden, deshalb gehen wir weiter. Es wird eine schier endlose Suche nach einem geeigneten Platz, da es
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