Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
dem Camino und es sei eine gute Entscheidung gewesen, meint er. Er ist total warm angezogen mit Pulli, Hut und Jacke. Er läuft mit drei Koreanern, für die er heute Abend in der Herberge Spätzle kochen möchte, das hätten sie vorher beim Gehen entschieden. Als wir im Dorf ankommen, ist es richtig schön warm geworden. Am Ortseingang bekommen wir einen Werbezettel von einer Pension in die Hand gedrückt, die Zimmer ab zehn Euro pro Person vermietet. Rainer spricht mit Markus noch über Gott und die Welt, den Glauben und über eigene Erfahrungen. Immer mehr Pilger kommen in den Ort. Ich sage: „Wenn wir noch eine Unterkunft kriegen wollen, sollten wir jetzt malweitergehen und suchen. Außerdem hat Bobby wie verrückt Durst, er hechelt nur noch.“ „Bestimmt treffen wir uns nochmal unterwegs“, meint Rainer zu Markus, „dann können wir weiterreden“.
Manche Begegnungen sind so eindrucksvoll, dass man gleich ins Reden kommt und dann auch weitermachen möchte. Wir suchen die Pension von dem Werbezettel und kommen gerade noch rechtzeitig. Mit kaltem Zitronenwasser werden wir empfangen und nett begrüßt. Es gibt noch zwei Plätze in einem Vierbettzimmer mit Bad, die wir sofort nehmen. Bobby kann auf dem Balkon, der ans Zimmer grenzt und überdacht ist, bleiben. Es kostet dann pro Nase fünfzehn Euro, das ist ok. Mit im Zimmer sind zwei Franzosen, eine Frau und ein Mann. Sie liegen schon in ihren Stockbetten und relaxen. Leise duschen wir und danach gehen wir mit Bobby in den Ort. Vor einer Bar sitzt Roland, den wir ja schon kennen, Ferdinand und Susi, die auch viele Blasen hat. „Ah, seid ihr die Pilger mit dem Hund“, werden wir gefragt. Es hat sich also schon rumgesprochen, dass da welche mit Hund pilgern, das ist doch eher eine Ausnahme. Wir sollen uns dazusetzen, meinen alle. Am Tisch ist auch ein Mann aus Holland, der dort mit seinem Fahrrad gestartet ist und bis Santiago fährt. Er lässt sich viel Zeit für seinen Weg, was er auch als absoluten Luxus sieht. Wir kommen natürlich wieder auf das „Socken-Thema“. Susi zeigt uns ihre Blasen und einen Ausschlag hat sie auch. Sie wandert auch in dicken Wandersocken. Ich bin geschockt und biete ihr gleich ein paar Socken von mir an. Sie wollen eh noch in einen Supermarkt heute, dort kaufe sie dann welche, und falls sie keine bekommt, wird sie mein Angebot annehmen. Also Leute, nehmt normale, dünne Baumwollsocken. Das ist unser Tipp!
Wir sitzen unter einer Markise, sind völlig entspannt, es ist warm und wir genießen ein Roséschorle. Bobby liegt auf Ferdinands Füßen und pennt. „Meine Füße sind schonwarm genug, aber trotzdem darfst du liegenbleiben“, sagt er zu Bobby. Gegen fünf gehen wir alle zusammen in den Supermarkt und kaufen Obst, Oliven und Wasser. Morgen steht uns eine „Wüstentour“ bevor, da kommt unterwegs kein Dorf, deshalb müssen wir ausgerüstet sein. Susi bekommt sogar ihre Baumwollsocken im Supermarkt.
Um sieben gehen wir in einer „Cervezeria“ (eine Art Brauereigaststätte) etwas essen und trinken dazu natürlich ein Bier, wie es sich für eine solche Gaststätte gehört. Währenddessen reserviere ich für den nächsten Tag noch ein Quartier. In Calzadilla de la Cueza bekommen wir im Nebengebäude der Herberge ein Zimmer und reservieren. Morgen gibt es auch das Finale der Champions League zwischen Bayern München und Inter Mailand. Stuttgart im Endspiel wäre mir natürlich lieber gewesen (bloß schaffen die das nie bis dahin), aber ich schaue es mir trotzdem an, wenn wir die Möglichkeit haben. Nach unserem guten Abendessen gehen wir noch durch den Ort, der sehr schön und voller Leben ist. Überall sitzen Leute vor Restaurants und Bars, klar, es ist Wochenende und dazu noch schönes Wetter. Zurück in der Pension werden wir freudig begrüßt von Bobby, er darf natürlich auch nochmal raus. Danach kuscheln wir uns in unsere Einzelbetten. Bobby muss auf den Balkon, aber mitten in der Nacht schleicht er sich ins Zimmer und legt sich zwischen unsere Betten auf den Boden. Nur ich hab’s gehört, habe aber nichts gesagt. Unsere Zimmermitbewohner am anderen Morgen auch nicht.
Um halb sechs klingelt der Handywecker. Heute haben wir zwar nur zwanzig Kilometer, wollen aber früh da sein, da es auf der Strecke wenig Schatten gibt und wir nicht in zu großer Hitze laufen müssen. Unterwegs nehmen wir kurz ein Frühstück zu uns. Das Licht am Morgen und die aufgehende Sonne sind sehr schön. Vor der Pension cremen wir Bobby mit
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