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Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)

Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Glaser
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jetzt so gut wie keine Schattenplätze mehr gibt. Die Stimmung droht langsam zu kippen. Rainer lacht, weil ich immer mürrischer werde und sage: „Wenn jetzt ein Strauch kommt, dann setze ich mir drunter und mache da Rast, egal wie klein der ist, und du kannst ja weiterlaufen, bis du dein Königsplätzle gefunden hast.“ Er will ein Foto von mir machen und ich halte die Hand vors Gesicht, damit man mein grimmiges Gesicht nicht sieht, und wir müssen mal wieder lachen. Allerdings wird es jetzt echt Zeit für eine Pause.
    Endlich kommen wir an einer Baumansammlung vorbei und direkt daneben ist ein Fluss, hier bleiben wir. Ich setze mich gleich auf den Boden und ziehe meine Schuhe und Socken aus, heute habe ich etwas geschwollene Füße. Nachdem wir gegessen haben, hängen wir unsere Füße ins Wasser und Bobby badet, toll erfrischend ist das. Jetzt müssen wir alles gut abtrocknen, bevor wir wieder in unsere Schuhe steigen, damit wir ja keine Blasen kriegen.
    Trotz der Hitze läuft es relativ gut, als wir weitergehen. Kurz vor Reliegos überlegen wir, ob wir dort ein Taxi nehmen sollen, da wir hier keine Chance auf eine Übernachtungsmöglichkeit haben. Der nächste Ort ist Mansilla de las Mulas und ist noch knapp sieben Kilometer entfernt, 33 Kilometer haben wir schon hinter uns. Wir entscheiden, den Rest vollends zu laufen. Es ist ja erst kurz nach drei. In eineinhalb Stunden, so schätzen wir, haben wir das geschafft. Vom Berg oben, wo wir gerade stehen, sieht man schon das Dorf, dann kann das nicht mehr so weit sein. Aber der Weg zieht sich, wir laufen und laufen, Bobby braucht immer wieder längere Trinkpausen, der Weg scheint endlos. Auf halber Strecke kommen wir an einem Gefängnis vorbei, das wir auch vom Berg aus gesehen haben, aber jetzt ist schon eine Stunde vorbei und so langsam sind wir doch nicht unterwegs, denke ich. „Die Kilometerangaben können nicht stimmen,“ sage ich zu Rainer. Extrem staubig ist es auch, da linker Hand eine Art Steinbruch ist, wo gearbeitet wird. Irgendwie wird das so langsam zu einer Odyssee. Irgendwann endet der Weg und führt links an der Hauptstraße weiter. Inzwischen merke ich, dass sich am linken Fuß eine Blase entwickelt, irgendwas reibt wie verrückt und innerlich fluche ich. Bobby legt sich bei einer Trinkpause auf den Boden und schläft sofort ein, auch er ist total fertig. Gegen fünf kommen wir endlich in Mansilla de las Mulas an. Am Ortseingang treffen wir Ferdinand, der uns verblüfft anschaut und fragt: „Ja, wo kommt ihr denn jetzt her?“ „Von Sahagún“ antworten wir. „Ha, dann seid ihr ja heut 40 Kilometer gelaufen.“ Das war mir ehrlich gesagt bis dahin gar nicht so bewusst. Er ist in der Herberge untergekommen und fragt uns, ob wir schon eine Unterkunft hätten. „Natürlich nicht,“ antworten wir, jetzt beginnt erst einmal die Suche. Wir sollen doch mitkommen in die Herberge, sagt er, die wären total nett dort, also folgen wir ihm. Neben der Herberge ist eine Bar, wo wiruns im Freien niederlassen und erstmal ein großes Clara bestellen, schließlich müssen wir unsere Mineralspeicher wieder auffüllen. Als ich meine Schuhe und Strümpfe ausziehe und die schöne Blase begutachte, kommt ein Australier mit einem Kältespray und besprüht mir meine Fußsohlen. Was für eine Wohltat, vielen Dank! In der Bar werden auch Zimmer vermietet, allerdings wollen die 55 Euro, das ist ja Wucher! Ich bleibe sitzen und sage zu Rainer: „Ich checke noch telefonisch ab, was geht. Ansonsten musst du noch umherlaufen und etwas suchen, ich mach nichts mehr heut.“ Doch am Telefon bekomme ich immer die gleiche Auskunft: keine Hunde erlaubt. Einer vor der Herberge bekommt das mit und sagt: „Hier gibt es noch zwei Plätze.“ Rainer geht gleich rein und fragt auch wegen Bobby. Er könne im Innenhof bleiben und wir sagen zu und gehen kurz darauf hinein. In einem Schlafsaal mit sechs Stockbetten bekommen wir unser Bett. Ich bekomme im Stockbett einen Platz über einem Spanier. Erstmal duschen wir, danach bekommen wir eine super Fuß- und Schienbeinmassage von der Mutter der Hospitalera. Super, dass der anstrengende Tag noch ein solch gutes Ende findet.
    Um sieben gehen wir mit Ferdinand zum Pilgermenü in ein Lokal neben der Herberge. Bobby liegt schon im Innenhof und bekommt von dem Australier noch Reste von Linsen und Pasta. Er hat alle Leute in der Herberge schon als seine Familie verinnerlicht. Auch die Pilger haben ihn ins Herz geschlossen und schauen ständig

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