Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
den Namen eines Restaurants, das aber leider geschlossen hat, als wir dort ankommen. In einem Schreibwarenladen kaufen wir nochmal ein Schreibheft, da meine beiden Doppelhefteschon vollgeschrieben sind mit den Tagebucheinträgen. Im Laden fragen wir nochmal nach einem Italiener und werden in eine Trattoria geschickt, die zwanzig Minuten entfernt ist. So sehen wir auf dem Weg dahin wieder einiges von der Stadt. Im Restaurant essen wir Pizza, Salat und Spaghetti mit Meeresfrüchten, exzellent. Auf dem Rückweg treffen wir auf die Dame aus Schweden, sie läuft in Croqs. Ihre Tochter ist jetzt bei ihr und die Mutter erzählt uns, dass sie hier in León bei einem Arzt war, der musste ihre Blasen nähen, alles wäre aufgeplatzt und hätte geblutet. Das haben wir vorher auch noch nicht gehört, dass man Blasen nähen kann. Jetzt kann sie nur noch in offenen Schuhen gehen. Wir wünschen ihr alles Gute und schnelle Besserung. Danach halten wir eine Siesta in der Pension und schlafen zweieinhalb Stunden. Auch Bobby befindet sich wieder im Tiefschlaf.
Als wir aufwachen, regnet es einmal mehr und ich telefoniere mit meinem Bruder, der mit seiner Familie ebenfalls in Spanien ist, aber südlicher. Er will wissen, wie es läuft und ich erzähle ihm von unseren Erlebnissen; er findet es richtig spannend. Gegen achtzehn Uhr gehen wir nochmals in die Stadt und besichtigen die Kathedrale. Auch sie ist eine Wucht, mit ihren riesigen, bunten Bleiverglasungen in allen Farben.
Leider wird sie um 19 Uhr geschlossen und wir müssen uns etwas beeilen. Auf dem Rückweg kommen wir noch an der Basilika Isidora vorbei, wo gerade jetzt ein Gottesdienst beginnt und gehen hinein. Die Basilika ist gut besucht, viele Pilger sind da. Der Gottesdienst ist sehr schön und ein Sänger singt wunderbare Lieder. Am Schluss wird eigens für die Pilger gebetet, alle dürfen nach vorne kommen und sich an den Händen halten. Der Organist spielt ein bewegendes Lied und alle bekommen ein Kärtchen mit dem Pilgersegen in ihrer Landessprache. Auf dem Kärtchen steht:
Oh Gott! Du hast deinen Knecht Abraham aus der Stadt Ur in Chaldäa herausgeführt, ihn bei all seinen Wanderungen in der Fremde geschützt und das jüdische Volk durch die Wüste geleitet. Auf die Fürsprache des heiligen Juan de Ortega, an dessen Grab wir stehen, bitten wir dich: beschütze diese deine Kinder, die aus Liebe zu dir den Jakobsweg gehen .
Sei ihnen Begleiter auf der Wanderung. Führer an den Wegkreuzungen, Herberge auf dem Weg, Schatten in der Hitze, Licht in der Gewissheit für ihre Vorsätze. Mögen sie unter deiner Führung wohlbehalten das Ziel ihres Weges erreichen und reich an Gnade und Tugenden, unversehrt und voller Kraft in ihre Häuser zurückkehren .
Durch Jesus Christus, unseren Herrn, geht im Namen Christi, der selbst der Weg ist und betet für uns in Compostela .
Es ist sehr schön und wir sind alle begeistert. Auf dem Rückweg trennen wir uns: Rainer holt Bobby in der Pension und ich kaufe noch Sprudel und Obst. Mittlerweile regnet es in Strömen. Wir haben uns in einer kleinen Bar nahe unserer Pension verabredet, diese nennt sich „Despensa“ (Speisekammer) und dort gibt es frisches Gemüse, Obst, Wurst, Wein und regionale Spezialitäten. Ich setze mich an ein Weinfass, das als Tisch dient, und warte auf Rainer. Er kommt mit Bobby in die Bar, aber Bobby zieht wie ein Irrer wieder hinaus auf die Straße. Er hat Angst vor der Klimaanlage, die im Inneren der Bar surrt. Rainer bringt ihn zurück in die Pension, danach probieren wir ein wenig Schinken und Käse und trinken ein Glas Wein. Wir reden über Roland, der heute von León aus mit dem Zug zurückfährt. Er war leicht stinkig, als wir ihn vor zwei Tagen nochmals gesehen haben. Er sei jetzt so gut eingelaufen, am liebsten würde er weitergehen bis Santiago. Die Pause von vier Wochen gefällt ihm gar nicht. Wir sagten ihm, dass er ja entschädigt wird, da er ja beim nächsten Mal von seiner Frau begleitet wird. Das sei das einzig Gute daran, meinte er dann. Im Zimmerangekommen massiert mir Rainer noch meine Füße, das tut gut. Meine Blase ist schon gut ausgetrocknet, jetzt creme ich mir noch das Schienbein mit Voltaren ein, dann schlafen wir auch schon wieder.
Heute sind wir seit 21 Tagen unterwegs. Wir schlafen recht lange, bis Viertel vor acht, und seit dem Aufwachen juckt mein Schienbein wie wild. Ich habe einen “mords Ausschlag” mit roten Pusteln; bin ich jetzt auch noch allergisch auf Voltaren? Ich
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