Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
schmiere mir einfach Nivea drauf und hoffe, dass sich das wieder beruhigt. Als wir zusammenpacken, entscheiden wir uns, die knapp acht Kilometer nach Virgen del Camino mit dem Taxi zu fahren. Die Route dorthin wird von vielen Pilgern als nicht sehr schön beschrieben, es gibt nicht viel Sehenswertes. Als ich aus dem Fenster schaue, entdecke ich, direkt unter unserer Pension auf der anderen Straßenseite, einen Taxistand. Das ist kein Zufall, sage ich zu Rainer und kurz darauf sitzen wir samt Bobby im Taxi und fahren für zehn Euro nach Virgen del Camino. Unterwegs löst ein Industriegebiet das nächste ab. Es gibt auch keine Ausweichroute, man kann nur diese Route gehen, bestätigt uns auch der Taxifahrer. Wir sind uns einig, dass dies eine gute Entscheidung war. Der Herr lässt uns direkt vor einer Frühstücksbar raus, dort trinken wir den größten Kaffee unseres Lebens, einen riesen Humpen. Dazu gibt es eine Tortilla und ein Croissant. Dort sind einige andere Pilger, die heute morgen schon hierher gelaufen sind und auch sie bestätigen, dass wir es richtig gemacht hätten. Es sei ein scheußlicher Weg gewesen. In der Bar bekommen wir noch einen tollen Pilgerstempel; ein kleines Männchen mit einem Hut, das aussieht wie ein Zwerg. Wir brechen auf und besichtigen noch die neue Basilika im Ort, die sehr modern ist und mehrere große Bronzestatuen über dem Eingang hat. Kein Vergleich natürlich zu den Kathedralen in Burgos und León.
Ich schreibe noch eine Karte an meine Spanischlehrerin und die Teilnehmer vom Kurs, natürlich auf spanisch. Mal sehen, ob sie fehlerfrei ist. Das frage ich die Angestellte auf dem Postamt, als ich die Karte abgebe. „Todo es perfecto“ (alles ist perfekt) sagt die Frau und ich freue mich. Sie bewundert Bobby regelrecht wegen seinem Rucksack und wünscht uns alles Gute.
Ab jetzt gehen wir wieder eine Ausweichroute, die gute drei Kilometer länger ist als der eigentliche Weg, der wieder viel an der Straße entlang führt. Wir gehen durch eine herrliche Heidelandschaft mit Bäumen und Sträuchern, es ist wunderbar ruhig. Unterwegs treffen wir Markus wieder, der eine Grippe ausbrütet. Er hat Halsweh und seine ganze Jacke ist durchgeschwitzt, auch unter seinem Sonnenhut steht ihm das Wasser. Begleitet wird er von Julia, einer Sozialarbeiterin aus Frankfurt. Er hat sie unterwegs kennengelernt, eine sehr nette junge Frau. Mit guten Gesprächen gehen wir zusammen weiter nach Chozas de Abajo. Dort essen wir vor einer Bar ein Bocadillo mit Käse und trinken einen Kaffee. Markus geht es zunehmend schlechter. Ich frage den Wirt nach Unterkünften im Ort, es gibt leider keine. Noch vier Kilometer bis Villas de Mazarife, dort gibt es eine Herberge. Mein Schienbein und meine Blase machen mir heute auch wahnsinnig zu schaffen. Gegen zwei Uhr sind wir in Villar de Mazarife. Markus und Julia bleiben hier in der Herberge, Julia ist heute erst in León angekommen und läuft die erste Etappe, deshalb will sie es nicht gleich übertreiben. Wir gehen noch ein Stück weiter und machen nochmals eine Pause.
In Villavante haben wir bei Elvira, der Schwester von Maria aus Hornillos, eine Unterkunft reserviert. Bis dort sind es jetzt noch neun Kilometer. Vor der Bar El Torres überlegen wir, ob wir uns das echt geben wollen und ob ich meine Füße noch mehr ruinieren will. Die Luft ist raus, ich sitze auf einem Stuhl, habe die Schuhe ausgezogen und die Füße auf einen Tisch gelegt. Rainer geht etwas durch denOrt und macht Fotos. Als er zurückkommt, entscheiden wir, bei Elvira anzurufen und fragen sie, ob sie uns hier abholen kann. Natürlich, meint sie, wir sollen vor der Bar warten, sie geht noch schnell etwas einkaufen, dann kommt sie.
Heute machen die Füße richtig Probleme
Nach einer halben Stunde fährt ein kleiner Lieferwagen vor und Elvira steht vor uns. Total nett, hilfsbereit und ganz locker drauf. Quer durch die Pampa, der Wagen schaukelt kräftig hin und her, chauffiert sie uns zu ihrem einsamen und abgelegenen Anwesen, einer alten Mühle, ähnlich wie die von Maria. Es ist wieder megaschön – mit großem Garten, einem Bach und einem kleinen extra Häuschen, das früher den Angestellten gedient hat. Das Haus ist sehr geschmackvoll eingerichtet mit vielen Antiquitäten, auch die Schlafzimmer sind wunderhübsch, jedes ist anders eingerichtet. Mit Bobby dürfen wir in dem kleinen Häuschen wohnen. Dort gibt es eine kleine Küche und ein Bad, einfach toll!
Wir duschen uns und danach mache ich
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