Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Leute lachen und fragen uns, wie weit wir schon gelaufen sind, und als sie die Antwort hören, ist Bobby bei ihnen der King. Im nächsten Ort machen wir kurz eine Trinkpause in einer Bar, bevor wir die letzten vier Kilometer nach Astorga gehen. Der Ort liegt ein wenig auf einem Berg und von weitem kann man die schöne Kathedrale sehen. Lena und Sebastian gehen in die örtliche Herberge, dort sind allerdings keine Hunde erlaubt. Deshalb frage ich eine Passantin nach dem Touristenbüro. Sie laufe eh in die Richtung, sagt sie, wir sollen ihr folgen. Sie rennt buchstäblich voraus und wir kommen ihr fast nicht hinterher. Um halb vier sind wir dort und das Büro hat noch bis vier Uhr geschlossen.
Direkt vor der Kathedrale setzen wir uns “ins Freie” vor einem Café und bestellen ein Mineralwasser und Cappucino. Am Nebentisch sitzt eine Gruppe deutscher Frauen, die ihre letzte Nacht in einem 3-Sterne-Hotel verbringen möchten. Sie fahren morgen zurück und wollen die letzten Stunden des Caminos genießen. Im nächsten Jahr soll hier die nächste Etappe starten. Das Hotel ist direkt nebenan und sieht recht nobel aus. Die Preise sind entsprechend hoch, stelle ich fest, als ich reingehe und mich umschaue. Die Frauen sind ganz besorgt um Bobby und kümmern sich um ihn, wie um ein Kind. Bei den meisten setzt sofort der Mutterinstinkt ein, das finde ichlustig. Um vier gehe ich in das Infobüro und bekomme einen Stadtplan und eine Hotelliste. Wieder draußen beginne ich zu telefonieren und habe recht schnell Erfolg. „Hunde, die nicht bellen, sind erlaubt,“ meint der Vermieter. „Der ist zu müde zum Bellen“, ist meine Antwort und wir dürfen kommen.
Lena und Sebastian kommen schon frisch geduscht von der Herberge zurück und trinken hier auch einen Kaffee. Die Pension ist zehn Gehminuten entfernt und wir machen uns mal auf den Weg. Das Zimmer ist sauber, die Leute sind nett. Nach dem Duschen kühle ich erstmal mein Schienbein, es ist leicht angeschwollen und total rot. Der Ausschlag hat seinen Höhepunkt erreicht, glaube ich, es juckt „waidaget“ (ein nicht mehr steigerungsfähiger schwäbischer Ausdruck für bestialisch). Nach kurzer Pause kaufen wir im Supermarkt neben der Pension Wasser für den nächsten Tag. Wir haben so einen Kohldampf, dass wir alles Mögliche einkaufen könnten, aber das Gewicht müssten wir ja mit uns rumtragen, deshalb bleibt es beim Wunschdenken.
Um sieben sind wir wieder in der Stadt. In einer Apotheke zeige ich mein Schienbein und der Herr hinterm Tresen schlägt fast die Hände überm Kopf zusammen. Er verkauft mir sofort eine Allergiecreme, die ich mehrmals täglich auftragen soll, hoffentlich hilft’s.
In der Region soll es einen landestypischen Eintopf namens „Maragata“ geben, das wollen wir heute probieren. Allerdings gestaltet sich die Suche nach einem Restaurant, das den Eintopf anbietet, sehr schwierig. Ich frage zwei Spanierinnen auf der Straße, wo es hier das beste Maragata gibt und sie verweisen mich auf eine Kneipe gleich um die Ecke. Wir machen ein Foto von den beiden und sie freuen sich. Leider hat auch diese Kneipe zu. Jetzt suchen wir nicht mehr lange und gehen einfach in ein Lokal, das wir vorhin schon einmal angeschaut haben. Als wir hineingehen, sitzen Lena und Sebastian an einem Tisch. Siehaben schon gegessen, aber kein Maragata, das gibt es wohl nur nachmittags. Wir setzen uns zu ihnen an den Tisch und bestellen verschiedene kleine Gerichte. Alles schmeckt sehr gut. Nach der Stärkung setzen wir uns nach vorne in den Barraum und trinken noch einen Absacker und reden wieder viel. Wir bekommen auch noch einen Drink aufs Haus. Heute wäre so ein Abend zum “Versumpfen”, stellen wir alle fest, doch leider macht die Herberge um 23 Uhr zu und morgen gibt es eine neue Etappe. Trotzdem sind wir erst um Mitternacht im Bett, eigentlich viel zu spät.
Als um halb sieben der Handywecker klingelt, sind wir wie gerädert. Das Einpacken dauert bei Rainer heute mal wieder etwas länger und Bobby bleibt mittlerweile auch so lange liegen, bis wir beide unsere Rucksäcke aufziehen, erst dann steht er vom Boden auf. Auch er weiß so langsam, wie er mit seinen Kräften haushalten muss, wenn das Herrchen mal wieder länger braucht. Unten in der Pension bekommen wir ein gutes Frühstück. Kurz vor acht gehen wir los und bereits nach einer Viertelstunde drücken die Wanderschuhe schon so, dass ich umsatteln muss auf Sandalen. Nach einer weiteren halben Stunde läuft es recht
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