Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
gut. Über Valdeviejas und Santa Catalina de Somoza gehen wir weiter nach El Ganso. Die Landschaft ist der Hammer, total grün, bergig mit Bäumen und Sträuchern, absolut beeindruckend und die Wege sind gut für meine Sandalen. Unterwegs kommen wir an einem umzäunten Gelände vorbei, in dem zwei Hunde in Hundehütten an Ketten festgemacht sind. Die Ketten sind etwa drei Meter lang und der Zaun ist hoch genug, so dass sie nicht drüberspringen können. Es gibt auf dem ganzen Gelände rein gar nichts, was die Hunde bewachen müssten. Als sie uns sehen, stürmen sie natürlich los und die Kette bremst sie abrupt, dementsprechend wund ist ihr Hals. Vor den Hundehütten liegt alles voll mit Kot. Bei solch einem Anblick kriege ich innerlich einen Hass auf die Leute, die ihre Tiere so halten.
Man sollte wirklich mal einen Tierschutzverein anrufen und denen das zeigen, allerdings glaube ich nicht, dass das hier jemanden groß interessiert. Wir reden noch eine Weile darüber, als wir fassungslos weitergehen.
In El Ganso gehen wir in die „Cowboy-Bar“, eine Empfehlung im Wanderführer, essen Empanada und trinken ein Clara. Von dort aus rufe ich in Foncebadón an und frage, ob Hunde in den Herbergen erlaubt sind. Ja, im Monte Irago könnten wir unterkommen, aber ob es noch freie Plätze gibt bis wir ankommen, sei fraglich und reservieren kann man nicht. Irgendwo haben wir noch jede Nacht geschlafen, dann wird das auch heute klappen, denke ich mir, schließlich haben wir ja schon etwas Erfahrung gesammelt. In Rabanal del Camino trinken wir noch einen Kaffee und eine Cola. Dort haben sie auch Zimmer und wir könnten wieder zurückkommen, falls wir oben am Berg nichts bekommen.
Freiheit, soweit die Pfoten tragen
Es geht immer weiter den Berg hoch, der Boden ist übersät mit Heidekraut und mit Ginstersträuchern in pink, weiß und gelb – wunderschön! Je höher wir kommen, um so atemberaubender wird die Landschaft. Irgendwann muss ich mit den Sandalen durch den Morast waten, was mir in dem Moment völlig egal ist. Kurz nach drei Uhr sind wir oben in Foncebadón auf 1.424 Meter angekommen und es weht ein richtig kühler Wind. Leider sind alle Herbergen voll, in der Herberge Monte Irago gibt es hinten im Garten in einem umgebauten Ziegenstall noch ein Matratzenlager. Das schauen wir uns an und entscheiden zu bleiben. Nur Bobby kann da nicht mit hinein, da noch viele andere Pilger dort schlafen.
Zur Herberge gehören drei riesige Hunde, die im Garten nächtigen. Dort könne ja unser Hund auch bleiben, meint der Hospitalero. Auf keinen Fall, sagen wir, die machen den bestimmt einen Kopf kürzer heute Nacht, das ist ja ihr Revier und sie tolerieren bestimmt keinen Eindringling. Ein Spanier, der hier arbeitet und im Garten in einer kleinen Hütte schläft, bietet uns an, Bobby für diese Nacht zu sich zu nehmen und wir sind perplex über so viel spontane Gastfreundschaft.
In der Hütte steht ein Bett, ein Tisch, ein Kanonenofen und in der Ecke hängt ein Ikea-Textilregal in dem verschiedene Kleidungsstücke stecken, sonst nichts. So lebt der Spanier seit drei (!) Jahren. Wir nehmen sein großzügiges Angebot natürlich dankend an. Da bleibt einem fast die Spucke weg, wenn man das sieht. Das ganze Areal um die Herberge ist riesig. Es gibt viele verschiedene Tiere, wie Ponys, Esel, Ziegen, Hühner und Tauben. Unter anderem steht in dem Garten auch noch ein altes Wohnmobil, in dem eine Spanierin lebt, die auch hier arbeitet. Eine richtige Aussteigergesellschaft ist das. Nach einer kurzen Dusche setzen wir uns in die Sonne und ich schreibe weiter an meinem Tagebuch.
Unser Nachtlager – ein umgebauter Ziegenstall
Es sitzen verschiedene Nationen vor der Herberge, wir unterhalten uns mit einigen. Weiter unterhalb gibt es ein mittelalterliches Lokal, dort wollen wir noch etwas essen. Gegen sechs gehen wir mit Saskia (24), sie ist ein Adoptivkind, und Olga (50), sie hat zu Hause eine fünfköpfige Familie, darunter einen behinderten Sohn, dort hin; die beiden sind auch mit uns im Ziegenstall abgestiegen. Das Restaurant ist total urig eingerichtet, tatsächlich wie im Mittelalter, auch der Chef trägt die entsprechende Kleidung. Wir bestellen Spareribs, Steak und Salat. Der Rotwein wird im Krug serviert und getrunken wird aus Tonbechern, wie früher eben. Das Fleisch kommt auf einem getoasteten Fladenbrot und ist mit Gemüse garniert. So haben wir uns das vorgestellt, einfach toll. Unsere Fleischreste nehmen wir für Bobby mit,
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