Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
Namensschilder verrieten. Auf Ladickes FuÃmatte tauten Schneereste.
Tim klingelte bei Elfriede. Nichts rührte sich.
KlöÃchen trat aus dem Lift und stellte sich zu ihnen. Tim klingelte abermals, anhaltend.
»Wahrscheinlich würgt er sie«, murmelte KlöÃchen. »Der will das Geld wiederhaben und die Ausweise sowieso.«
Ein Geräusch hinter der Tür. Tim grinste in den Spion. Aber die Tür blieb geschlossen.
»Ja, bitte?«, fragte Elfriede mit zittriger Stimme.
»Tag, Frau Gilchhausen«, meinte Tim fröhlich. »Wir bringen die Lieferung vom Supermarkt.«
Er deutete vor seine FüÃe, wissend, dass der untere Bereich nicht erfasst wird vom Türspion â durch den der Ganove jetzt sicherlich spähte.
»Ich... bin nicht angezogen«, behauptete die Frau. »Ich holâs später rein.«
»Aber Sie müssen quittieren.«
Er ist misstrauisch, dachte Tim. Oder weià er Bescheid? Hat Elfriede sich verplappert? Und gesagt, dass die Polizei bei ihm war?
Spaltweit wurde die Tür geöffnet. Die Frau schob eine Hand heraus für den vermeintlichen Quittungszettel.
Na also!, dachte der TKKG-Häuptling â und drückte die Tür auf. Sie stieà gegen Elfriede. Ein kleiner Aufschrei. Dann war Tim in der Diele.
Ladicke â wer sonst sollte es sein â stand hinter seiner Nachbarin, wutentbrannt, sprungbereit die stabile Figur, mit von der Kälte gerötetem Gesicht â als hätte er sich lange im hiesigen Winter aufgehalten statt im sonnigen Spanien. Frau Gilchhausen war ordnungsgemäà bekleidet. Ladicke trug Jeans, schwere Schuhe und einen lappigen Pullover.
»Hallo, Jörg Ladicke«, sagte Tim. »Oder heiÃen Sie jetzt Ernst-Friedrich Rötke? Die Kripo will mit Ihnen reden.Am besten, Sie legen sich erst mal flach auf den Boden.«
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Der Ganove war anderer Meinung. Tim hatte mit dem Angriff gerechnet. Elfriede schien den angesagten Zoff zu spüren, wich zur Seite â Richtung Gästetoilette â und schrie erschreckt auf.
Denn Ladicke stürzte sich auf Tim. Ein Vorwärtstritt aufdie Leber fällte den Gangster wie ein Blitzschlag. Ladicke flog gegen die Garderobe und klammerte sich an einen Wintermantel, riss ihn aber mit sich zu Boden.
»Zack! Das hat gesessen!«, meinte KlöÃchen.
Mit geballten Fäusten stand Tim über Ladicke. Der schnappte nach Luft.
»Liegen bleiben!«, gebot der TKKG-Häuptling, »sonst gibtâs noch eine. Gaby, ruf bitte im Präsidium an. Und sag ruhig, dass wir hier Oberströters Job machen. Und dass wir immer noch empört sind, weil wir bei der Durchsuchung nicht zugucken durften.«
9. Anruf aus Amsterdam
Drasto Barzik war Mitte fünfzig und hatte eine bewegte Vergangenheit. Er stammte vom Balkan als einziger Sohn eines armen Fischhändlers, hatte sich mit 14 Jahren nach Wien abgesetzt und seine Karriere mit krummen Geschäften gestartet. Er klaute, stahl, machte Einbrüche, verkaufte an Hehler, kam zu einigem Wohlstand, wurde selbst Hehler und kaufte schlieÃlich eine Reihe von Friseur-Geschäften auf, weil er das für eine gute Geldanlage hielt. Nach und nach fand er Gefallen an Rauschgift â nicht als Konsument, sondern als Dealer. Doch in Wien kam man ihm auf die Schliche. Mit knapper Not konnte sein durchtriebener Anwalt eine Festnahme verhindern. Barzik seinerseits hatte genug von der Donau-Metropole, verkaufte alles und ging nach Deutschland, wo er zunächst unauffällig blieb â bis er vor drei Jahren seine alten Verbindungen aufnahm und wieder in den Drogenhandel einstieg. Diesmal in ganz groÃem Stil, wobei er sich aber im Hintergrund hielt, nur geschickt an den Fäden zog, bald den gesamten Markt belieferte und immer reicher wurde. Barzik, dreimal geschieden und kinderlos, liebte dicke Autos mit getönten Scheiben, dicke Zigarren und dicke Wintermäntel mit Pelzkragen. Letztere trug er natürlich nur bei Minusgraden. Aber er fand, dass ihm dieses Outfit gut stand, ihn seriös (würdig) aussehen lieÃ, fast wie einen Staatsmann. Doch nur mit Wintermänteln erzielte er diesen Eindruck.Im Sommer â wenn er seine weiÃen Seidenanzüge trug â wirkte er wie ein verfetteter Schnallentreiber. Deshalb hasste er die wärmere Jahreszeit. Vor einem Jahr hatte er sich in der Millionenstadt angesiedelt und bewohnte eine Villa mit ânem Garten voller
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