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Auf vier Pfoten zur Millionenbeute

Titel: Auf vier Pfoten zur Millionenbeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Namensschilder verrieten. Auf Ladickes Fußmatte tauten Schneereste.
    Tim klingelte bei Elfriede. Nichts rührte sich.
    Klößchen trat aus dem Lift und stellte sich zu ihnen. Tim klingelte abermals, anhaltend.
    Â»Wahrscheinlich würgt er sie«, murmelte Klößchen. »Der will das Geld wiederhaben und die Ausweise sowieso.«
    Ein Geräusch hinter der Tür. Tim grinste in den Spion. Aber die Tür blieb geschlossen.
    Â»Ja, bitte?«, fragte Elfriede mit zittriger Stimme.
    Â»Tag, Frau Gilchhausen«, meinte Tim fröhlich. »Wir bringen die Lieferung vom Supermarkt.«
    Er deutete vor seine Füße, wissend, dass der untere Bereich nicht erfasst wird vom Türspion – durch den der Ganove jetzt sicherlich spähte.
    Â»Ich... bin nicht angezogen«, behauptete die Frau. »Ich hol’s später rein.«
    Â»Aber Sie müssen quittieren.«
    Er ist misstrauisch, dachte Tim. Oder weiß er Bescheid? Hat Elfriede sich verplappert? Und gesagt, dass die Polizei bei ihm war?
    Spaltweit wurde die Tür geöffnet. Die Frau schob eine Hand heraus für den vermeintlichen Quittungszettel.
    Na also!, dachte der TKKG-Häuptling – und drückte die Tür auf. Sie stieß gegen Elfriede. Ein kleiner Aufschrei. Dann war Tim in der Diele.
    Ladicke – wer sonst sollte es sein – stand hinter seiner Nachbarin, wutentbrannt, sprungbereit die stabile Figur, mit von der Kälte gerötetem Gesicht – als hätte er sich lange im hiesigen Winter aufgehalten statt im sonnigen Spanien. Frau Gilchhausen war ordnungsgemäß bekleidet. Ladicke trug Jeans, schwere Schuhe und einen lappigen Pullover.
    Â»Hallo, Jörg Ladicke«, sagte Tim. »Oder heißen Sie jetzt Ernst-Friedrich Rötke? Die Kripo will mit Ihnen reden.Am besten, Sie legen sich erst mal flach auf den Boden.«

    Â 

    Der Ganove war anderer Meinung. Tim hatte mit dem Angriff gerechnet. Elfriede schien den angesagten Zoff zu spüren, wich zur Seite – Richtung Gästetoilette – und schrie erschreckt auf.
    Denn Ladicke stürzte sich auf Tim. Ein Vorwärtstritt aufdie Leber fällte den Gangster wie ein Blitzschlag. Ladicke flog gegen die Garderobe und klammerte sich an einen Wintermantel, riss ihn aber mit sich zu Boden.
    Â»Zack! Das hat gesessen!«, meinte Klößchen.
    Mit geballten Fäusten stand Tim über Ladicke. Der schnappte nach Luft.
    Â»Liegen bleiben!«, gebot der TKKG-Häuptling, »sonst gibt’s noch eine. Gaby, ruf bitte im Präsidium an. Und sag ruhig, dass wir hier Oberströters Job machen. Und dass wir immer noch empört sind, weil wir bei der Durchsuchung nicht zugucken durften.«

9. Anruf aus Amsterdam
    Drasto Barzik war Mitte fünfzig und hatte eine bewegte Vergangenheit. Er stammte vom Balkan als einziger Sohn eines armen Fischhändlers, hatte sich mit 14 Jahren nach Wien abgesetzt und seine Karriere mit krummen Geschäften gestartet. Er klaute, stahl, machte Einbrüche, verkaufte an Hehler, kam zu einigem Wohlstand, wurde selbst Hehler und kaufte schließlich eine Reihe von Friseur-Geschäften auf, weil er das für eine gute Geldanlage hielt. Nach und nach fand er Gefallen an Rauschgift – nicht als Konsument, sondern als Dealer. Doch in Wien kam man ihm auf die Schliche. Mit knapper Not konnte sein durchtriebener Anwalt eine Festnahme verhindern. Barzik seinerseits hatte genug von der Donau-Metropole, verkaufte alles und ging nach Deutschland, wo er zunächst unauffällig blieb – bis er vor drei Jahren seine alten Verbindungen aufnahm und wieder in den Drogenhandel einstieg. Diesmal in ganz großem Stil, wobei er sich aber im Hintergrund hielt, nur geschickt an den Fäden zog, bald den gesamten Markt belieferte und immer reicher wurde. Barzik, dreimal geschieden und kinderlos, liebte dicke Autos mit getönten Scheiben, dicke Zigarren und dicke Wintermäntel mit Pelzkragen. Letztere trug er natürlich nur bei Minusgraden. Aber er fand, dass ihm dieses Outfit gut stand, ihn seriös (würdig) aussehen ließ, fast wie einen Staatsmann. Doch nur mit Wintermänteln erzielte er diesen Eindruck.Im Sommer – wenn er seine weißen Seidenanzüge trug – wirkte er wie ein verfetteter Schnallentreiber. Deshalb hasste er die wärmere Jahreszeit. Vor einem Jahr hatte er sich in der Millionenstadt angesiedelt und bewohnte eine Villa mit ’nem Garten voller

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