Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
Steinfiguren. Jetzt war es 12.17 Uhr am Montag, dem 7. Januar, und Barziks Telefon klingelte.
Er nahm die ehemals riesige Zigarre, an der er seit zwei Stunden paffte, aus dem Mund und griff zum Hörer.
Endlich!,dachte er. Muss Lappen-Olaf sein. Gut, gut! Die heiÃe Ware muss her! Der Stoff! Die Verteiler stehen ja schon Schlange. â Er meldete sich mit einem Knurrlaut und nahm den Nikotinbalken wieder zum Mund.
»Drasto?«, fragte eine Männerstimme.
»Hmhm, ja.«
»Dann sagâs bitte, Mann.«
»Wer spricht?«
Er kannte die Stimme. Aber zu Stimmen fiel ihm nie die dazugehörige Person ein.
»Mann, hier ist Rudi. Rudi van Schniffingen.«
»Hallo, Rudi! Hab dich nicht gleich erkannt. Hab erkältete Ohren.«
»Bei mir ist es der Hals.«
»Was?«
»Bin im Hals erkältet.«
»Gute Besserung!«
»Danke! Du errätst nie, weshalb ich anrufe.«
»Du brauchst Stoff?«
Rudi van Schniffingen lachte. »Im Gegenteil. Ich bin gut eingedeckt. Wenn du willst, kann ich dich beliefern. Aber jetzt geht es darum, dass ich dir eine Riesengefälligkeit erweise.«
»Höre ich gern. Nämlich?«
»Lappen-Olaf will dich aufs Kreuz legen.«
»Was?«
»Hat vorhin bei mir angerufen. Für vier Millionen will er mir deine Lieferung verkaufen â die aus Malaga. Dann will er untertauchen für immer. Ich hab zugesagt.Am Mittwoch treffen wir uns im Café Mozart am Hauptbahnhof. In deiner Stadt, Drasto. Alles klar?«
Barzik schnappte nach Luft. Beinahe hätte er seine Zigarre verschluckt.
»Den... den Kerl bringe ich um.«
»Interessiert mich nicht, was du mit ihm machst. AuÃerdem besorgt das Dimi für dich.«
Der Niederländer berichtete Einzelheiten über Ladickes Anruf.
»Er muss schon samt Brummi bei dir in der Nähe sein. Die Lieferung hat er irgendwo versteckt. Das ist alles, was ich weiÃ.«
»Ich bringe ihn um.«
»Irgendwann bist du mir eine Gefälligkeit schuldig, Drasto.«
»Werde es nicht vergessen. Aber... äh... mal âne Frage, Rudi. Die Sache wäre für dich ein irre gutes Geschäft. Warum greifst du nicht zu? Du tust das doch nicht, weil dir meine Mäntel so gut gefallen.«
»Hähähäh! Deine Mäntel finde ich zum Kotzen, Drasto. Aber deine Frage berührt eine frische Wunde an mir. Natürlich hätte ich zugegriffen, wenn ich gekonnt hätte. Aber das hat mein seniler (altersdummer) Opa verhindert.«
»Ist das der Neunzigjährige, der früher Maschinist auf ânem Dampfer war und alles verbrennt?«
»Genau. Man sollte ihn in Ketten legen. Nichts Brennbares ist vor ihm sicher. Am Samstag war er mit der Oma bei mir. Sie ist ja 20 Jahre jünger und bestens bei Grips. Wir hatten viele Gäste. Dass der Alte nicht mehr da war, fiel erst nach âner Weile auf. Und da war es schon zu spät.«
»Nämlich?«
»Im Keller habe ich ihn gefunden. Mein Keller ist eine ausgebaute Luxusetage mit Schwimmhalle, Sauna und offenem Kamin. In dem hatte Opa Feuer gemacht â und säckeweise das blöde Spielgeld verbrannt, das in meinem Hobbyraumgelagert war, Ja, Spielgeld. Wieâs Kinder für ihren Kaufmannsladen haben. Aus dem Alter sei ich doch wohl raus, hat GroÃvater mich angefaucht. Deshalb habe er das Spielgeld â das Spielgeld! â verbrannt.«
»Um Himmels willen! Ich ahne was.«
»Du ahnst richtig, Drasto. Das Spielgeld waren â Euros. Opa hat fünf Millionen Euro verbrannt. Weil er nichts mehr mitkriegt vom Tagesgeschehen, hielt er die neuen Scheine für kindliches Spielgeld. O Mann! Meinen gesamten Barbestand hatte ich über 60 Mittelsmänner in 300 Bankfilialen in Euros umgetauscht. Weg mit allen Gulden, her mit den neuen Lappen! Im Keller hatte ich alles gebunkert â und nur mal kurz aus dem Tresor genommen. Um mich an den Anblick zu gewöhnen. Dann kommen die Gäste. Das Geld liegt noch da. Und der Alte macht Feuer. Momentan bin ich so pleite wie ân Penner mit Hut.«
Barzik konnte nicht anders. Er begann brüllend zu lachen.
»Entschuldige, Rudi, aber das ist zu... Jedenfalls bin ich dir dankbar. Wenn du mich brauchst â Drasto ist immer dein Freund. Im Ãbrigen wirst du wieder auf die FüÃe fallen. Unsere Branche geht nicht unter. Jetzt muss ich Tempo machen. Lappen-Olaf ahnt ja nicht, dass ich weiÃ, was er vorhat. Er könnte
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