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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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vom anmutigen Schwung des Halses abhob – das markante Kinn, die festen und doch so weichen Lippen … bei seinem Mund wollte sie nicht verweilen, ebenso wenig bei den Erinnerungen, die er weckte; vielmehr fand sie eine leichte, kaum merkliche Krümmung seiner Nase der Betrachtung wert.
    Sie musste irgendwann mal gebrochen gewesen sein. Vielleicht zur selben Zeit, in der er sich die Narbe zugezogen hatte?
    Wer war dieser Mann, dieser antikenkundige Gentleman, geheimnisvoll geflüchtete Häftling, der obendrein noch schrecklich geschickt küssen konnte?
    Warum schien er sie so gut zu verstehen?
    Und weshalb war sie so sehr an ihm interessiert?
    Sie wagte einen kurzen Blick auf seine Augen und stellte erleichtert fest, dass er noch immer ganz von ihren Händen gebannt schien. Sein eindringlicher, konzentrierter Blick faszinierte sie. Dieses unglaublich strahlende Blau seiner Augen, das ihr sofort aufgefallen war – und das, wenn man diesem dummen Journal glauben durfte, jeder Frau in London früher oder später auffallen musste  –, war nicht einfach nur Blau. Grau sah sie darin, taubenblau, kornblumenblau, saphirblau … Ein Mosaik aus Blautönen, gerahmt von dichten schwarzen Wimpern, um die ihn jede Kurtisane beneidet hätte.
    Er ist schön .
    Kaum hatte sie es gedacht, setzte Isabel sich auf und entzog ihm brüsk ihre Hand, wobei sie ein Gefühl des Verlusts überkam, das sie gleich wieder zu vergessen suchte. Sie schluckte, sammelte sich. „Sie nehmen sich Freiheiten heraus, Lord Nicholas.“ Ihre Stimme bebte, doch sie trug es mit Fassung und war sehr stolz auf ihre Selbstbeherrschung.
    Nick zeigte sich unbeeindruckt, legte die Hände auf seine Schenkel und lächelte. „Ich habe Sie seufzen hören, Isabel. Ihr Körper schien nicht der Ansicht, dass ich mir zu viele Freiheiten erlaube.“
    Ungläubig starrte sie ihn an. „Also, das ist doch … das Arroganteste, eines Gentleman Unwürdigste, was ich jemals gehört habe!“
    Er nahm es mit einem Achselzucken hin. „Ich hatte Sie gewarnt, was passieren würde, wenn Sie mich noch einmal Lord Nicholas nennen.“
    Isabel schnappte nach Luft, wollte etwas erwidern, fand aber keine Worte. Wie frustrierend! Heldinnen in Romanen hatten immer eine geistreiche Erwiderung parat.
    Aber sie war keine Heldin.
    Sie versuchte den Gedanken abzuschütteln, stand auf, straffte die Schultern und drängte an ihm vorbei. Ihre Röcke raschelten, als sie ihn streifte.
    Als sie sich in sicherer Entfernung wähnte, drehte sie sich nach ihm um.
    Nur um festzustellen, dass er dicht vor ihr stand.
    Sie erstarrte, wusste kaum noch ein und aus, während er eine Hand an ihre Wange hob, zart mit den Fingerspitzen darüber strich und sie erschauern ließ. Sein Duft umfing sie, eine betörende Mischung aus Cognac und Sandelholz und etwas Wunderbarem, das sie nicht benennen konnte. Sie widerstand der Versuchung, die Augen zu schließen und sich hinzugeben – sich an die leichte Berührung zu schmiegen und ihn zu ermutigen.
    Was, wenn sie es täte? Was dann?
    Würde er sie wieder küssen?
    Wollte sie das?
    Sie verharrte reglos, wie gebannt von seiner zarten Berührung.
    Ja. Sie wollte, dass er sie küsste.
    Ihr Blick suchte den seinen, beschwor ihn, einen Schritt weiterzugehen – zu tun, was er heute Nachmittag getan hatte.
    Er konnte ihre Gedanken lesen, das wusste sie ja. Sie sah seine Augen aufblitzen, sah seinen männlichen Stolz befriedigt, als er ihr Verlangen bemerkte … doch es kümmerte sie nicht. Solange er sie nur küsste.
    Er war so nah; es brachte sie um den Verstand. Sie ertrug es nicht länger zu warten – diese gespannte Erwartung auf einen Kuss, der vielleicht nie käme –, und so schloss sie die Augen, da sie seinen durchdringenden, wissenden Blick nicht länger aushielt. Doch nun fühlte Isabel sich erst recht von ihm, seinem warmen Leib angezogen. Sie benahm sich dreist, wohl wahr, doch an diesem Mann war etwas, das sie dazu brachte, sich zu vergessen … alles zu vergessen. Selbst dass sie sich geschworen hatte, nie zu werden wie die anderen, die sich ihrem Verlangen ergaben.
    „Isabel.“ Er flüsterte ihren Namen, doch sie hielt die Augen geschlossen aus Furcht, den Zauber zu zerstören. Sie lauschte dem Klang ihres Namens von seinen Lippen, und wie von selbst hoben sich ihre Hände, berührten kaum seinen Rock – doch es drängte sie, seine breite Brust zu erkunden.
    Er hatte von den Freuden des Lebens gesprochen. Sie wollte, dass er sie ihr zeigte.
    Ihre

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