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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Das glaube ich Ihnen nicht, dass sich nie die Möglichkeit ergeben hat. Einen Versuch haben Sie noch.“
    „Die einzigen Männer, die je Interesse bekundet haben, waren Freunde meines Vaters. Hätten Sie meinen Vater gekannt, wüssten Sie, dass ich bei keinem seiner Kandidaten eine Heirat auch nur in Erwägung ziehen konnte.“ Sie nahm wieder einen kleinen Schluck und fand den Geschmack mittlerweile schon annehmbarer. „Ich glaube Ihnen nicht, dass Sie einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Einen Versuch haben Sie noch.“
    Seine Worte von ihren Lippen zu hören, entlockte ihm ein Lächeln. „Touché, Mylady.“ Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Gut, ich werde es Ihnen erzählen. Aber dann will ich auch von Ihnen die Wahrheit hören. Meinen Sie, Sie sind der Herausforderung gewachsen?“
    Nein . Aber sie hätte in diesem Augenblick alles versprochen, um seine Geschichte zu hören. „Natürlich.“
    Zweifelnd hob er eine Braue, begann aber dennoch zu erzählen. „Durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle und eine fatale Fehleinschätzung meinerseits bin ich während meiner Orientreise in einem türkischen Gefängnis gelandet.“ Gespannt hielt sie den Atem an, als er auch schon fortfuhr: „Zweiundzwanzig Tage harrte ich dort aus, ehe Rock mich fand und in Sicherheit brachte. Dass ich von diesem Zwischenfall nur eine einzige sichtbare Narbe davongetragen habe, grenzt an ein Wunder.“
    Wie furchtbar . Welch Glück, dass Rock ihn gefunden hatte. Was, wenn er nicht so bald gerettet worden wäre? Wenn er einen Monat im Gefängnis hätte ausharren müssen? Oder ein Jahr? Welche Verletzungen hätte er wohl dann davongetragen? Oder hatte er schon mehr Narben?
    Er beugte sich vor, streckte den Arm nach ihr aus. Sie zuckte zusammen, als er mit den Fingerspitzen über ihre Stirn strich. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie die Stirn gerunzelt hatte. „Ihre Fantasie geht mit Ihnen durch.“
    Sie schüttelte den Kopf und wich seiner warmen Berührung aus. „Nein, ich dachte nur gerade, wie schrecklich es gewesen sein muss, und bin froh, dass Sie entkommen konnten. Ein Glück, dass Sie Rock hatten.“
    „Da gibt es nichts zu verklären, Isabel“, sagte er. „Die Narbe hatte ich verdient.“ Die Worte fielen wie ein schwerer Stein zwischen sie. Was sollte das denn heißen? Was konnte er, dieser Lord, dieser Antikenkenner, getan haben, das eine solche Verwundung rechtfertigte? Ehe Isabel all die Fragen stellen konnte, die ihr durch den Kopf gingen, fuhr er auch schon fort. „Sie sind dran.“
    Sie blinzelte. Was wollte er von ihr hören?
    „Heirat.“
    Bei diesem Thema musste sie aufpassen, was sie sagte. „Ich … ich wollte nie heiraten.“
    Er wartete. „Aber?“, fragte er schließlich, als von ihr nicht mehr kam.
    Sie schüttelte den Kopf. „Sie haben natürlich recht. Mit einer Heirat könnte ich meine Probleme lösen – allerdings kämen dann wohl neue hinzu.“
    Da lachte er, und auf ihren fragenden Blick hin meinte er: „Sie müssen schon entschuldigen, aber mir ist noch nie eine Frau begegnet, die so von der Ehe denkt.“
    Kein Wunder. Wahrscheinlich kannte er nur Frauen, die Perlen und Pelissen lasen. „Das kann ich mir vorstellen“, gab sie trocken zurück.
    „Wünschen Sie sich denn kein eheliches Glück?“
    „Wenn ich tatsächlich die Aussicht auf eheliches Glück hätte, dann vielleicht …“ Isabel schnaubte leise bei der Vorstellung und blickte lange in ihr Glas, ehe sie den letzten Schluck trank. Jetzt wollte ihr die Wahrheit schon leichter über die Lippen. „Mir schien eheliches Glück nie erreichbar.“
    „Nein?“
    Sie begegnete seinem fragenden Blick. „Kannten Sie meinen Vater nicht?“
    „Nein.“
    „Welch ein Glück für Sie.“ Sie hätte erwartet, dass er eine Bemerkung zu ihren scharfen Worten machen würde, doch als er schwieg, fuhr sie fort. „Er hat nicht viel Zeit zu Hause verbracht – obwohl meine Mutter ihn sehr geliebt hat, was ich nie verstanden habe. Gut sah er wohl aus, und charmant war er auch. Er hat sich ein schönes Leben gemacht, wollte sich amüsieren. Wenn wir ihn brauchten, war er nie da.“
    Sie hätte noch mehr erzählen können – viel mehr –, aber Isabel gebot sich Einhalt. Lord Nicholas St. John mochte angenehme Gesellschaft und ein guter Gesprächspartner sein, doch wie leicht könnte er ihr – ihnen allen – gefährlich werden! Sie musste ihn auf Abstand halten.

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